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Kippa-Diskussion bei Frankreichs Juden

12. Januar 2016

Nach einem Messerangriff auf einen jüdischen Lehrer rät die jüdische Gemeinde von Marseille vom Tragen der traditionellen jüdischen Kopfbedeckung ab. Der französische Oberrabbiner widerspricht dieser Haltung.

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Eine Gruppe jüdischer Männer mit Kippa in Paris (Foto: dpa)
Eine Gruppe jüdischer Männer mit Kippa in ParisBild: picture-alliance/dpa/W. Rothermel

In Frankreich kann das Tragen der Kippa lebensgefährlich sein. Immer wieder kommt es vor allem in Städten zu Übergriffen auf Männer, die durch die traditionelle Kopfbedeckung als Juden zu erkennen sind. Erst am Montag wurde ein jüdischer Lehrer in Marseille von einem 15-Jährigen mit einem Messer attackiert und leicht verletzt. Der Täter berief sich auf Allah und die Terrormiliz "Islamischer Staat".

Zvi Ammar brachte dieser Vorfall zum Umdenken. Der Präsident des israelitischen Konsistoriums von Marseille erklärte am Dienstag, mit Blick auf den Ernst der Ereignisse müssten außergewöhnliche Entscheidungen getroffen werden. Anstatt ihren Glauben offen auszuleben und dies auch in der Öffentlichkeit zu zeigen, sollten Juden die Kippa "bis zu besseren Zeiten" nicht mehr tragen. "Leider sind wir zum Ziel geworden: Sobald wir als Juden identifiziert werden, können wir angegriffen werden und riskieren sogar unser Leben."

Frankreichs Oberrabiner Haïm Korsia sieht darin eine verständliche emotionale Reaktion, widersprach aber gleichzeitig: "Wir dürfen nicht klein beigeben, wir werden auch weiterhin die Kippa tragen." Rückendeckung bekommt er dabei von Roger Cukierman, der dem jüdischen Verband Crif vorsitzt. Cukierman kritisierte die Empfehlung aus Marseille als "keine gute Idee". Damit werde eine Haltung von Aufgabe und Verzicht transportiert.

djo/mak (afp, dpa)