Attacke auf jüdischen Lehrer in Marseille
11. Januar 2016Bei dem 15-Jährigen handelt es sich um einen Türken kurdischer Herkunft. Auf offener Straße hatte er den 35-jährigen jüdischen Lehrer attackiert, der wegen seiner Kippa klar als jüdischer Gläubiger zu erkennen gewesen war. Der Staatsanwalt von Marseille, Brice Robin, sagte vor Journalisten, der Angreifer habe bei seiner Festnahme gesagt, er habe "im Namen von Allah" sowie des IS gehandelt. Robin stufte die Attacke als "vorsätzliche antisemitische Aggression" ein.
Vermutlich über das Internet radikalisiert
Der Polizei war der Jugendliche bislang nicht bekannt. Offenbar radikalisierte er sich über das Internet. Nach der Attacke auf den Lehrer war er zunächst geflüchtet und hatte die Machete am Tatort zurückgelassen. Wenig später wurde er aber von der Polizei gefasst. Dabei fanden die Beamten auch ein Messer. Bei seiner Festnahme habe er damit gedroht, "Polizisten zu töten". Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen versuchten Mordes sowie wegen Terror-Verherrlichung ein.
Der französische Premierminister Manuel Valls erklärte, er sei "angewidert" von der "antisemitischen Aggression". Über Twitter versprach er, dass unnachgiebig gegen all jene vorgegangen werde, die "unsere republikanische Einheit angreifen".
Innenminister Bernard Cazeneuve übermittelte dem Lehrer seine Solidarität. Der Angriff sei ein Beleg für das "Risiko", das von isolierten Menschen ausgehe, die empfänglich für Propaganda im Internet seien.
Der Präsident des jüdischen Dachverbands (Crif), Roger Cukierman, zeigte sich "bestürzt" und "zutiefst schockiert" angesichts der Attacke. Besonders beunruhigend sei, dass der Angreifer so jung sei. Cukierman beklagte zudem die anhaltenden Angriffe auf Juden in Frankreich - diese würden in eine "Spirale der Gewalt" gezogen, deren Ende nicht in Sicht sei.
Erst im November war in Marseille ein jüdischer Lehrer von mutmaßlichen Islamisten mit einem Messer angegriffen und verletzt worden. Die Angreifer riefen judenfeindliche Parolen und zeigten ihrem Opfer ein T-Shirt mit einem IS-Logo.
uh/sti (afp,dpa)