Filmlegende Max von Sydow gestorben
9. März 2020Er galt als charismatischer Darsteller auf der Theaterbühne, genauso wie auf der Kino-Leinwand: Dem Schauspieler Max von Sydow wurde von Kritikern - bis zuletzt - eine außergewöhnlich "zwingende Präsenz" bescheinigt. Im hohen Alter von 86 stieg er sogar in die berühmte US-amerikanische TV-Serie "Game of Thrones" ein und spielte da die Figur des Raben.
Bekannt wurde Max von Sydow vor allem durch die Filme des schwedischen Regisseurs Ingmar Bergman, der ihm zahlreiche Hauptrollen anvertraute. In mehr als hundert Filmen und Fernsehserien verkörperte von Sydow immer wieder starke, raue Charaktere, die um ihre Freiheit und Unabhängigkeit kämpfen.
Legendär und unvergesslich sind auch seine Rollen in dem Horrorklassiker "Der Exorzist" und in Kinofilmen wie "Conan der Barbar", die ihn nach der Ära Bergman international bekannt machten. Viele eigensinnige Charakterrollen hat er im Laufe der Zeit verkörpert, aufgeladen mit den Erfahrungen aus über 60 Jahren Schauspieler-Karriere.
Idealbesetzung für zerrissene Figuren
Geboren wurde Max von Sydow am 10. April 1929 als Carl Adolph im schwedischen Lund. Sein Vater war an der dortigen Universität Professor für skandinavische Folklore und machte den Sohn früh vertraut mit der nordischen Sagenwelt und den Heldengeschichten Skandinaviens. Schon als Gymnasiast gehörte Max von Sydow einer Laienspielgruppe an. Eine dreijährige intensive Ausbildung an der Schauspielakademie des Königlichen Theaters in Stockholm legte später den Grundstein für seine internationale Karriere als Charakterdarsteller.
Die Anfangsjahre verbrachte von Sydow als Theaterschauspieler an verschiedenen skandinavischen Bühnen: Helsingborg, Malmö, Stockholm. Vor allem jugendliche Helden gehörten zu seinem Repertoire, später vertraute man ihm psychologisch komplexe Rollen an. Zum Film kam der Zwanzigjährige erst 1949, von Regisseur Alf Sjöberg wurde er für den Film "Rya Rya - Nur eine Mutter" besetzt – Sprungbrett für seine spätere Filmkarriere.
Berühmt machte ihn aber erst die Zusammenarbeit mit Regisseur Ingmar Bergman, dem er 1955 in Malmö begegnete. Insgesamt 13 Filme drehten die beiden zusammen. "Das siebente Siegel" (1957) war gleich ein großer Erfolg - und der internationale Durchbruch für Max von Sydow. Als Ritter Block spielte er darin mit dem Tod Schach und schuf damit eine Ikone der Filmgeschichte.
Die Filmkritiker feierten ihn damals als ideale Besetzung für innerlich zerrissene, gebrochene Charaktere. Bergmans Filme machten Sydow weit über Schweden hinaus bekannt. Aber immer wieder bekundete er, wie sehr ihn diese Begegnung mit der Arbeit Bergmans geprägt habe.
Karriere als zwielichtiger Bösewicht
Mitte der 1960er Jahre wurde Max von Sydow von Hollywood entdeckt. Er spielte gleich wichtige Hauptrollen und wurde häufig für düstere, zwielichtige Rollen besetzt. Er spielte den Jesus in dem biblischen Monumentalfilm "Die größte Geschichte aller Zeiten" (1965), den Priester in "Der Exorzist" (1973) und "den kultiviertesten Auftragsmörder der Filmgeschichte", so die Tageszeitung "Die Welt", in dem legendären Hollywoodfilm "Die drei Tage des Condor" (1975).
1981 stand er im James-Bond-Film "Sag niemals nie", 007-Agent Sean Connery als genialer Schurke Blofeld gegenüber. Das Duell der Blicke zwischen beiden ist in die Filmgeschichte eingegangen. Und immer wieder war die norwegische Schauspielerin Liv Ullmann seine Filmpartnerin, wie zum Beispiel in "Das neue Land" (1972). In dem Film verkörperte er einen armen schwedischen Bauern, der Mitte des 19. Jahrhunderts nach Amerika auswandert.
Max von Sydow suchte immer neue Herausforderungen. Woody Allen war sein größter Favorit unter den US-Regisseuren, aber es kam zu seinem Bedauern nur zu einer Zusammenarbeit in "Hannah und ihre Schwestern" (1985). Von Los Angeles zog es den Hollywoodstar nach Rom. Und auch im italienischen Film machte er bald Karriere.
Es blieb bei einer Oscar-Nominierung
Eine Oscar-Nominierung und den europäischen Filmpreis "Felix" erhielt Max von Sydow dann 1987 für seine Rolle des alten, gedemütigten Bauern Lasse in dem preisgekrönten Kinofilm "Pelle der Eroberer". Eine tragische Figur, die von Sydow später als seine absolute Lieblingsrolle bezeichnet hat Im Jahr 1988 kehrte der erfolgreiche Schauspieler zwischenzeitlich wieder auf die Bühne nach Schweden zurück, um im Königlichen Dramatischen Theater Strindbergs "Mäster Olof" und andere Klassiker zu spielen. Aber Hollywood lockte ihn weiter.
Aber bei allen Erfolgen blieb es für ihn als Schauspieler bei den großen Filmpreisen nur bei den Nominierungen. So auch 2012, als er als bester männlicher Nebendarsteller für seine Rolle als alter stummer Mann in "Extrem laut und unglaublich nah" nominiert wurde, aber ohne Oscar-Trophäe nach Hause ging. Die Internationale Filmkritik feierte ihn trotzdem als "großartigen" Schauspieler.
Ein alter Schwede in Frankreich
Nur bei den Filmfestspielen in Cannes wurde Max von Sydow 2004 für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Der begehrte Preis, an der französischen Rivera verliehen, war nicht das Einzige, das ihn mit Frankreich verband. Privat lebte von Sydow zurückgezogen mit seiner zweiten großen Liebe und Ehefrau, der Filmemacherin und Produzentin Catherine Brelet und ihren beiden Söhnen in Paris. Aus erster Ehe hatte er selbst zwei erwachsene Söhne.
Für seine Frau war der berühmte Hollywoodschauspieler überhaupt erst nach Frankreich gezogen, was zu Unmut in seiner schwedischen Heimat gesorgt hatte. 2002 hatte von Sydow sogar seine schwedische Staatsangehörigkeit zugunsten der französischen aufgegeben. Der einzige männliche schwedische Schauspieler, der jemals für einen Oscar nominiert war, war damit zum Franzosen geworden.
Ein Trost für seine Landsleute: den Sommer verbrachte Max von Sydow bevorzugt auf seinem alten Bauernhof auf Gotland. Dort hörte er mit großer Passion am liebsten Opern und italienische Barockmusik und las Biografien von anderen berühmten Leuten.
Erfülltes Schauspielerleben
Trotz seines hohen Alters war Max von Sydow bis zuletzt im Filmgeschäft aktiv. Zuletzt hatte ihn die Nebenrolle des Raben in der Erfolgs-Serie "Game of Thrones" nochmal in die Schlagzeilen gebracht. In der Star-Wars-Episode "Das Erwachen der Nacht" spielte er mit seinem extrem ausdrucksstarken Gesicht ebenfalls eine kleine Nebenrolle.
Am 8. März 2020 ist der berühmte schwedische Schauspieler Max von Sydow in seiner Wahlheimat Paris gestorben - im Alter von 90 Jahren. Seine Witwe Catherine Brelet teilte dies der Pariser Zeitschrift "Paris Match" mit - mit "unendlicher Traurigkeit und großem Schmerz".