1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Kriminalität

48 Festnahmen bei Anti-Mafia-Razzien

21. Januar 2021

Der Schlag galt Bossen der berüchtigten 'Ndrangheta, aber auch verbandelten Unternehmern, Verwaltungsmitarbeitern und Politikern. Ein Parteichef trat bereits zurück.

https://p.dw.com/p/3oFJ8
Polizeiwagen bei einem Einsatz gegen die 'Ndrangheta in der kalabrischen Stadt Vibo Valentinia (Archivfoto)
Polizeiwagen bei einem Einsatz gegen die 'Ndrangheta in der kalabrischen Stadt Vibo Valentinia (Archivfoto)Bild: Comando Generale Carabinieri/dpa/picture alliance

Bei einem spektakulären Anti-Mafia-Einsatz haben Ermittler in mehreren Teilen Italiens zahlreiche Verdächtige festgesetzt. Unter den Beschuldigten sind sowohl mutmaßliche Bosse der 'Ndrangheta aus Kalabrien als auch Unternehmer, Behördenmitarbeiter und Politiker.

Kriminelle Energie galt auch Schutzmasken

Wie die italienische Nachrichtenagentur Adnkronos weiter berichtete, kamen 13 mutmaßliche 'Ndrangheta-Mitglieder ins Gefängnis, 35 wurden unter Hausarrest gestellt. Ihnen werde Steuerhinterziehung durch falsche Rechnungen, kriminelle Verschwörung und illegale Erlangung von öffentlichen Aufträgen vorgeworfen, unter anderem im Bereich der persönlichen Corona-Schutzausrüstung wie Masken, Helme und Handschuhe.

Christdemokrat Cesa tritt ab 

Unter den Verdächtigen sind auch zwei Politiker der christdemokratischen UDC - der ehemalige Parlaments- und Europaabgeordnete Lorenzo Cesa sowie Francesco Talarico, der das Finanzressort in der Regionalregierung Kalabriens betraut. Die Mafia soll ihm bei den Wahlen im März 2018 Stimmen beschafft haben. Im Gegenzug soll er der 'Ndrangheta Zugang zu öffentlichen Aufträgen ermöglicht haben. Cesa wiederum wird den Angaben zufolge verdächtigt, zwischen Talarico und der Mafia "vermittelt" zu haben, was er umgehend bestritt. Dennoch trat er als UDC-Parteivorsitzender zurück.

UDC-Chef Lorenzo Cesa wies zuerst die Anschuldigungen zurück - und gab dann seinen Parteiposten auf
UDC-Chef Lorenzo Cesa wies zuerst die Anschuldigungen zurück - und gab dann seinen Parteiposten aufBild: LaPresse/ZUMAPRESS.com/picture alliance

Die aufgespürte Verbrechergruppe mit Zentrum in der süditalienischen Region Kalabrien sei "strukturell komplex und hoch organisiert", erläuterten die Anti-Mafia-Ermittler von der Behörde DDA in der Regionalhauptstadt Catanzaro. Zentrale Verdächtige wurden in Crotone ausgemacht, wo die 'Ndrangheta zu Hause ist. Im Zusammenhang mit dem Vorwurf diverser Mafia-Delikte und -Unterstützung beschlagnahmten die Fahnder Immobilien, Autos und andere Vermögenswerte im hohen Millionenbereich.

Mafia-Prozess in Kalabrien

Erst am 13. Januar hatte in Kalabrien einer der größten Mafia-Prozesse der vergangenen Jahrzehnte begonnen. Für das Verfahren in der Stadt Lamezia Terme führte - ebenso wie beim jüngsten Schlag - der prominente Mafia-Jäger aus der Regionalhauptstadt Catanzaro, Nicola Gratteri, die Ermittlungen.

Die 'Ndrangheta gilt als brutalste und mächtigste Mafia-Organisation in Italien. Auf ihr Konto gehen unter anderem Morde, Drogenhandel, Erpressungen, Geldwäsche und illegale Müllentsorgung.

sti/uh (afp, dpa)