Ex-Sprecher belastet Wulff
17. November 2012Der frühere Bundespräsident Christian Wulff wird vor der Staatsanwaltschaft Hannover von seinem langjährigen Sprecher Olaf Glaeseker (im Bild links) belastet. In dem gegen ihn laufenden Korruptionsverfahren setze Glaeseker in einer mehr als 50 Seiten starken Stellungnahme für die Staatsanwaltschaft Wulff dem Verdacht aus, bei der Behörde falsch ausgesagt zu haben, berichteten "Spiegel" und "Bild am Sonntag".
Wulff hatte demnach Ende Juni als Zeuge vor der Staatsanwaltschaft bestritten, von Glaesekers Gratis-Urlauben bei Party-Manager Manfred Schmidt gewusst zu haben. Während dieser Urlaube habe keinerlei Kontakt bestanden, sagte Wulff demnach aus.
Belege im Reisetagebuch
Laut Glaeseker können jedoch mehrere Menschen bezeugen, dass Wulff zu ihm in dieser Zeit telefonisch Kontakt hielt und auch über Glaesekers Aufenthalte bei Schmidt in Frankreich und Spanien informiert war, wie "Spiegel" und "Welt" berichten. Glaeseker verweise unter anderem auf das Reisetagebuch seiner Frau, in dem mehrere Einträge auf Telefonate, Faxe und SMS-Nachrichten zwischen ihm und Wulff hindeuteten.
Das Landeskriminalamt Niedersachsen stellte den Angaben zufolge derweil seinen 90-seitigen Ermittlungsbericht über Glaeseker fertig. Danach wurde er von Party-Veranstalter Schmidt mit Gratisurlauben und Flügen "angefüttert". Als Regierungssprecher in Niedersachsen soll er im Gegenzug Sponsoren für eine Veranstaltungsreihe der Bundesländer Baden-Württemberg und Niedersachsen, den so genannten Nord-Süd-Dialog, angeworben haben, mit denen Schmidt mindestens 871.644 Euro verdient haben soll.
Ein guter Freund
Insgesamt 18 Freiflüge sollen Glaeseker und seine Ehefrau Vera im Gesamtwert von 8860 Euro auf Kosten des Eventmanagers genutzt haben, berichtet der "Spiegel". Bei 17 Urlaubstrips zu Schmidts Ferienresidenzen in Spanien und Südfrankreich soll das Ehepaar mindestens 26.572 Euro an Übernachtungskosten gespart haben. Glaeseker bestreitet die Vorwürfe in seiner Stellungnahme vehement, wie es in den Berichten heißt. Er habe Schmidt nicht für Gegenleistung geholfen, sondern weil dieser ein guter Freund sei.
Entlastung erhofft er sich auch von der Aussage der TV-Moderatorin Sabine Christiansen, die den Party-Veranstalter seit vielen Jahren gut kennt. Diese könne bestätigen, dass Schmidt und Glaeseker seit Ende der 1990er enge Freunde sind, wie "Bild am Sonntag" schreibt. Christiansen wisse demnach auch, dass es eine Eigenschaft des Party-Managers sei, gute und echte Freunde sofort und häufig in seine Privathäuser einzuladen.
Gegen Wulff und Glaeseker wird in getrennten Verfahren wegen des Verdachts der Vorteilnahme beziehungsweise der Bestechlichkeit ermittelt.
re/GD (dapd, afp, "Bild")