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Ex-Interpol-Chef gesteht Bestechlichkeit

20. Juni 2019

Meng Hongwei galt im Herbst als vermisst, dann erklärte China, er stehe unter Hausarrest. Jetzt hat er sich nach Angaben eines Gerichts der Korruption schuldig bekannt. Der Fall wirft viele Fragen auf.

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Meng Hongwei
Bild: picture-alliance/AP Photo/W. Maye-E

Der ehemalige Chef der internationalen Polizeiorganisation Interpol, Meng Hongwei (Artikelbild), hat laut einem chinesischen Gericht zugegeben, Schmiergelder in Millionenhöhe angenommen zu haben. Demnachging es um Bestechungsgelder und Wertgegenstände im Wert von insgesamt 14,48 Millionen Yuan (1,86 Millionen Euro) im Gegenzug für Gefälligkeiten.

Laut dem Ersten Mittleren Volksgericht in der ostchinesischen Stadt Tianjin erstrecken sich die Vorwürfe über die Jahre 2005 bis 2017 und beziehen sich auch auf Mengs Positionen als stellvertretender Minister für öffentliche Sicherheit und als Chef der Küstenwache. Ein Urteil und das damit verbundene Strafmaß will das Gericht zu einem späteren Zeitpunkt verkünden.

Ob es im Kern wirklich um Korruption und Machtmissbrauch geht oder um die Diskreditierung einer für Peking unbequemen Person, ist umstritten. Meng hatte Karriere im Windschatten des Sicherheitschefs Zhou Yongkang gemacht, der als Rivale des heutigen chinesischen Präsidenten Xi Jinping gilt und 2015 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.

Mengs rätselhaftes Verschwinden

Meng war Ende September 2018 von Frankreich nach China gereist. Als er nach seiner Ankunft nicht erreichbar war, meldete seine Frau Grace ihn als vermisst. Zwei Wochen lang fehlte jede Spur von Meng, bis die chinesischen Behörden angaben, er sei der Korruption beschuldigt worden und stehe unter "Aufsicht". Im Klartext heißt das, er stand unter Gewahrsam. Kurz nach seinem Auftauchen erklärte Interpol, der 64-Jährige habe seinen Rücktritt eingereicht; inzwischen ist der Südkoreaner Kim Jong Yang neuer Chef der Behörde. Ein halbes Jahr später wurde Meng dann auch formell angeklagt und inhaftiert.

Grace Meng, Frau von Interpol-Präsident Meng Hongwei
Grace Meng spricht im Oktober 2018 mit Journalisten in Lyon über das Verschwinden ihres MannesBild: Getty Images/J.Pachoud

Meng war von 2016 an der erste Chinese an der Spitze von Interpol. Ein Zweck der Behörde ist es, grenzüberschreitende Fahndungen in den 192 Mitgliedsstaaten zu erleichtern. Die Personalie Meng wurde nach der Wahl von Menschenrechtlern kritisiert: Amnesty International warf der Volksrepublik damals vor, Interpol für die Fahndung nach chinesischen Dissidenten und regierungskritischen Aktivisten zu missbrauchen.

ehl/stu (dpa, ap, afp, rtr)