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Kampf gegen Finanzkrise

17. Januar 2008

Führende europäische Länder schnüren ein Reformpaket, um Kreditkrisen künftig besser vorzubeugen. In den USA haben die aktuellen Turbulenzen das Wirtschaftswachstum bereits gebremst, wie ein Bericht der Notenbank zeigt.

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Quelle: AP
Hat Großes vor: Großbritanniens Schatzkanzler Alistair DarlingBild: AP

Die großen europäischen Industriestaaten arbeiten nach den Worten des britischen Finanzministers Alistair Darling an einem Reformpaket, um die Folgen der Kreditkrise an den Finanzmärkten einzudämmen. Unter anderem wollen Großbritannien, Deutschland, Italien und Frankreich die Rolle des Internationalen Währungsfonds (IWF) bei der Krisenvorbeugung stärken, mehr Transparenz von den Banken einfordern und die Rolle der Ratingagenturen überprüfen, wie Darling in einem am Donnerstag (17.1.2008) veröffentlichten Interview mit mehreren Zeitungen erklärte.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück, Darling, seine französische Kollegin Christine Lagarde und der italienische Finanzminister Tommaso Padoa-Schioppa wollen sich am Donnerstag in Paris treffen. Dem britischen Finanzminister zufolge sei man sich über das Vorgehen weitestgehend einig. Laut Darling muss der IWF in Zukunft eine größere Rolle bei der Vorhersage und bei der Vorbeugung von Finanzkrisen übernehmen. Außerdem sei eine Überprüfung der Rolle der Ratingagenturen bei der Entstehung der Krise notwendig. Die Agenturen waren zuständig für die Bonitätsbewertung komplexer Kreditinstrumente, die sich im nachhinein als riskant herausstellten.

Banken sollen transparenter werden

Darüberhinaus fordert der Schatzkanzler mehr Transparenz von den Banken, vor allem was die Offenlegung von Aktivitäten außerhalb der Bilanzen angehe. In Deutschland gerieten das Düsseldorfer Institut IKB und die SachsenLB in Finanznot, weil sie sich mit Zweckgesellschaften, die außerhalb der Bilanzen geführt wurden, verspekuliert hatten.

Außerdem will Darling das Management bei der Überwachung der Banken stärker in die Pflicht nehmen. Die Vorstände müssten sich bewusst sein, dass sie die erste Verantwortung für Risiken trügen. Als Beispiel nannte er das Schicksal der britischen Bank Northern Rock, die durch die Kreditkrise in eine Schieflage geraten war. Northern Rock vertraute bei der Refinanzierung vor allem auf den Kapitalmarkt. "Als dort die Liquidität austrocknete, hatte das Management keinen Plan B", kritisierte Darling.

US-Notenbank sieht Wirtschaft geschwächt

Quelle: dpa
Stellt Zinssenkung in Aussicht: US-Notenbankchef Ben BernankeBild: AP

Die aktuelle Kredit- und Immobilienkrise hat das Wirtschaftswachstum in den USA zum Jahresende 2007 abgebremst. Das geht aus dem jüngsten Konjunkturbericht der US-Notenbank hervor, der am Mittwoch in Washington veröffentlicht wurde. Zwar sei die Wirtschaft im November und Dezember gewachsen, jedoch langsamer als bei der vorherigen Erhebung im Spätherbst, hieß es. Der Immobilienmarkt habe sich landesweit weiter abgekühlt, heißt es in dem Bericht. Allerdings profitierten die Exportindustrie sowie der Tourismus vom schwachen Dollar. Die Notenbanker sprachen zwar von Inflationsgefahren, sehen jedoch bislang nur geringe Lohnerhöhungen.

Die nächste reguläre Zinsentscheidung der US-Notenbanker um ihren Chef Ben Bernanke steht am 30. Januar an. An den Finanzmärkten gilt es mittlerweile als ausgemachte Sache, dass die Währungshüter der angeschlagenen US-Konjunktur mit einer kräftigen Zinssenkung unter die Arme greifen werden, um eine Rezession zu verhindern. Derzeit beträgt der Schlüsselzins in den USA 4,25 Prozent. Bernanke selbst hatte erst in der vergangenen Woche gesagt, die Fed sei angesichts der Krise am US-Immobilienmarkt zu deutlichen Zinssenkungen bereit. (tos)