Drohender Abschwung
11. Januar 2008Angesichts immer größerer Rezessionsängste in den USA hat die Notenbank Fed aggressive Zinssenkungen in Aussicht gestellt. "Wegen der jüngsten Änderungen im Ausblick und der Risiken für das Wachstum könnte eine zusätzliche Lockerung der Politik nötig sein", sagte Fed-Chef Ben Bernanke am Donnerstag (10.1.2008) in Washington. Bei Bedarf seien "substanzielle zusätzliche Eingriffe" nötig, um die Konjunktur zu stützen.
Bernanke sieht "schleppendes Wachstum"
Die Abwärtsrisiken für das Wachstum seien nun ausgeprägter. So habe sich die Nachfrage am Häusermarkt weiter abgeschwächt. Zudem könnten hohe Ölpreise sowie geringere Aktienkurse und Häuserpreise auf dem Konsum lasten. Auch die weiter angespannte Lage an den Finanzmärkten stelle ein Abwärtsrisiko für das Wachstum dar. Darüber hinaus verwies Bernanke auf jüngste Daten vom US-Arbeitsmarkt, die ein Risiko für die heimische Konjunktur darstellten. Die Fed gehe in ihrer derzeitigen Prognose von einem schleppenden Wachstum aus, jedoch nicht von einem Abgleiten in die Rezession.
Viele Analysten werteten die Rede von Bernanke als Signal, dass die Fed die Zinsen Ende Januar um 50 Basispunkte senken könnte, um den Ängsten vor einem Abschwung frühzeitig zu begegnen. Die Aktienmärkte in New York reagierten auf die Erklärung mit Kurssprüngen und drehen ins Plus.
UN und Banken warnen
Die Vereinten Nationen und die Weltbank hatten bereits am Tag zuvor vor einer globalen Wachstumskrise gewarnt. Es gebe klare und bereits gegenwärtige Anzeichen dafür, dass das Wachstum der Weltwirtschaft nahezu zum Erliegen komme, hieß es am Mittwoch im Jahresbericht der UN zur globalen Wirtschaftsentwicklung. Auch die US-Investmentbank Goldman Sachs erwartet 2008 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung in den USA und fürchtet, dass Japan folgen könnte.
Nach Ansicht des früheren US-Finanzminister Larry Summers ist die Lage bereits äußerst heikel: "Ich gehe stark davon aus, dass sich die US- und die Weltwirtschaft an einem Wendepunkt befinden und ein höheres Risiko als je zuvor in diesem Jahrhundert haben, in eine Rezession zu rutschen", sagte Summers, der unter Präsident Bill Clinton von 1999 bis 2001 im Amt war.
Goldpreis auf Rekordhoch
Auch der Goldpreis spiegelt die Sorge über eine weltweite Rezession: Vor gut einer Woche hatte der Wert des Edelmetalls zum ersten Mal seit 1980 die Marke von 850 Dollar überschritten. Gold gilt in Zeiten turbulenter Finanzmärkte als sichere Anlageform. Wegen der Immobilienkrise in den USA und der anhaltenden Dollarschwäche investieren immer mehr Menschen in das Edelmetall. (rri)