EU: Gemeinsam gegen Kindesmissbrauch
7. Juni 2020Die EU-Kommission werde in Kürze ein entsprechendes Paket vorstellen, das für die gesamte Europäische Union gelten solle, sagte die zuständige Innenkommissarin Ylva Johansson der "Welt". Geplant sei eine "umfassende Strategie für einen effektiveren Kampf gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern", erläuterte Johansson in der Tageszeitung.
Die Pläne enthalten nach Angaben der Schwedin eine Reihe von Initiativen, darunter auch gesetzgeberische Maßnahmen. Diese würden auch Forderungen aus dem EU-Parlament und den Mitgliedstaaten nach stärkerer Strafverfolgung und besserer Prävention gerecht.
Täter nutzen Internet als entscheidende Plattform
Auf Präventionsstrategien allein könne man sich aber nicht verlassen, warnte Johansson. Sie betonte: "Wir müssen unsere Gesetze auch durchsetzen, wenn sie gebrochen werden, und zeigen, dass unsere Werte gelten - sowohl im Internet als auch im konkreten Leben." Dazu sei künftig eine engere Zusammenarbeit mit den Internetunternehmen nötig. Das Internet sei "leider ein entscheidender Faktor" für die Suche von Tätern nach Kindern als neue Opfer.
Geplant sei zudem ein EU-Zentrum zum besseren Schutz von Kindern, das die Mitgliedsstaaten bei der Untersuchung, Prävention und Bekämpfung von sexuellem Kindesmissbrauch unterstützen kann, etwa durch Zusammenarbeit, Forschung und Austausch.
Seit Beginn der Corona-Krise habe sich die Nachfrage nach Material, das sexuellen Kindesmissbrauch beinhalte, "in einigen Mitgliedsländern um bis zu 30 Prozent erhöht", sagte Johansson.
Neues Missbrauchsnetzwerk in Deutschland aufgedeckt
In den vergangenen Tagen waren in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg, Hessen und Niedersachsen elf Verdächtige wegen schweren sexuellen Missbrauchs festgenommen worden. Sieben sitzen in Untersuchungshaft, wie die Staatsanwaltschaft und die Polizei Münster am Samstag mitteilten. Der Hauptbeschuldigte sei ein 27-jähriger Mann aus Münster, der bereits strafrechtlich bekannt sei.
qu/sti (afp, rtr, kna)