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Urteil im Missbrauchsfall Bergisch Gladbach

26. Mai 2020

Das in Bergisch Gladbach entdeckte Netzwerk von Kindesmissbrauch hat bundesweit Schlagzeilen gemacht. Nun ist in Moers das erste Urteil dazu ergangen. Ein junger Soldat muss für etliche Jahre hinter Gitter.

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Deutschland Urteil im Prozess um bundesweiten Kindes-Missbrauchsfall Bergisch Gladbach
Der Angeklagte wird von einem Justizbeamten zum Gerichtssaal geführt Bild: picture-alliance/dpa/R. Weihrauch

Das Landgericht Kleve am Niederrhein hat den 27-jährigen Angeklagten zu zehn Jahren Haft verurteilt und in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen. Der Soldat hatte gestanden, vier kleine Kinder im Alter zwischen einem und fünf Jahren in über 30 Fällen zum Teil schwer missbraucht zu haben. Von einem siebenjährigen Mädchen soll er eine kinderpornografische Aufnahme gemacht und Videos und Bilder von den Verbrechen mit Chat-Partnern geteilt haben. Der Prozess fand in einer Außenstelle des Landgerichts Kleve statt.

Es war das erste Urteil in Nordrhein-Westfalen zu einem Netzwerk von Missbrauchsfällen in ganz Deutschland, das im Herbst vergangenen Jahres zuerst in Bergisch Gladbach entdeckt worden war. Die Täter hatten dabei massenhaft Bilder und Videos getauscht und über Chats kommuniziert.

Viel Arbeit für 120 Ermittler

Seit Beginn der Untersuchungen hatte eine Ermittlungsgruppe der Kölner Polizei mit zuletzt 120 Beamten viele Terrabyte Daten und Videos durchforstet. Bundesweit wurden Tatverdächtige ermittelt, zahlreiche weitere Urteile sollen folgen. Allein in Nordrhein-Westfalen spricht die Polizei von 21 Angeschuldigten, davon sind neun in Untersuchungshaft. 40 Hinweise auf Straftaten seien an andere Bundesländer weitergeleitet worden.

Opfer des Moerser Angeklagten, der mit seiner Familie im niederrheinischen Kamp-Lintfort lebte, waren nach seinen Angaben vor allem der kleine Stiefsohn und eine leibliche Tochter. Dabei habe er oft die Zeit genutzt, wenn seine Frau arbeiten war. Zu den Opfern gehörten demnach auch seine Nichte und die Tochter eines Chat-Partners aus Bergisch Gladbach.

Gericht geht über Forderung der Anklage hinaus

Die Staatsanwaltschaft hatte neun Jahre Haft gefordert und danach wegen verminderter Schuldfähigkeit die Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie auf unbestimmte Zeit. Das Gericht ging über diese Forderung noch hinaus. Die Verteidigung hatte für sieben Jahre Haft plädiert mit der Möglichkeit, auch noch später eine Sicherungsverwahrung anzuordnen.

Beim Prozess in Moers weinte der schmächtige und sonst so kontrolliert wirkende Bundeswehrsoldat: "Ich kann mich dafür nur entschuldigen", sagte er. Er wisse nicht, wie es dazu habe kommen können. Er hoffe, dass die Kinder das verarbeiten könnten. Es tue ihm für seine Frau leid und auch, dass er seine Familie hintergangen habe.

Deutschland Urteil im Prozess um bundesweiten Kindes-Missbrauchsfall Bergisch Gladbach
Der Angeklagte (M.) wartet auf sein Urteil Bild: picture-alliance/dpa/R. Weihrauch

Bereits Ende April hatte in dem Missbrauchskomplex ein erster Prozess in Mönchengladbach gegen zwei Männer begonnen, die des sexuellen Kindesmissbrauchs in 79 Fällen angeklagt sind. Vor dem Landgericht Köln ist Anklage gegen einen Mann aus Bergisch Gladbach erhoben worden. Am Landgericht Kleve wurde Anklage gegen einen 61-Jährigen erhoben, der zuletzt in Xanten lebte.

Zwei weitere Verdächtige gefasst

Unterdessen nahm die Polizei im Zusammenhang mit dem bundesweiten Missbrauchsfall Bergisch Gladbach zwei weitere verdächtige Männer fest. Der zuständige Kölner Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer teilte mit, einer der beiden sei bereits am 13. Mai in Baden-Württemberg in Gewahrsam genommen worden. Auch der zweite Mann sei nicht in Nordrhein-Westfalen, sondern in einem anderen Bundesland festgesetzt worden. Polizei und Staatsanwaltschaft in Köln wollen am Mittwoch über die Ermittlungen informieren.

kle/se (dpa, ard)