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Elf Jahre Gefängnis für Wall-Street-Manager

14. Oktober 2011

Nach einem spektakulären Prozess hat ein New Yorker Gericht den Hedgefonds-Manager Rajaratnam wegen Insider-Handels zu elf Jahren Haft verurteilt. Dies sei ein Weckruf für Wirtschaftskriminelle, so der Staatsanwalt.

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Raj Rajaratnam verlässt nach dem Urteilsspruch das Gericht und steigt, von Journalisten umdrängt, in ein Auto (Foto: AP/dapd)
Verurteilt, aber noch auf freiem Fuß: Wall-Street-Größe Raj RajaratnamBild: dapd

Während sich immer mehr Menschen den Protesten der Bewegung "Occupy Wall Street" (Besetzt die Wall Street) gegen die Finanzindustrie anschließen, ist in New York der größte Fall von Insiderhandel an der Wall Street der vergangenen 30 Jahre zu Ende gegangen. Ein New Yorker Gericht verurteilte den Hedgefonds-Gründer und Self-Made-Milliardär Raj Rajaratnam am Donnerstag (13.10.2011) zu elf Jahren Gefängnis. Ihm wurden verbotene Aktiengeschäfte zum Verhängnis. Zusätzlich zur Haft muss der 54-Jährige eine Geldstrafe von zehn Millionen Dollar zahlen.

"Angriff auf den freien Markt"

Raj Rajaratnam verlässt das Gericht nach dem Urteilsspruch (Foto: pa/landov)
Eine noch höhere Strafe blieb Rajaratnam wegen seiner schweren Diabetes erspartBild: picture alliance / landov

Bei der Verkündung des Strafmaßes sagte der Bezirksrichter Richard Holwell, Rajaratnams Handeln sei ein "Angriff auf den freien Markt" gewesen. "Seine Taten und der Umfang seiner Verbrechen spiegeln einen Virus in unserer Geschäftskultur wider, der ausgemerzt gehört."

Der Hedgefonds-Manager war bereits im Mai von den Geschworenen für schuldig befunden worden, im großen Stil illegale Aktiengeschäfte getätigt zu haben. Tippgeber sollen ihm mehrfach vertrauliche Interna aus börsennotierten Unternehmen verraten haben. Mit diesem Wissen, so befanden die Geschworenen, habe Rajaratnam dann an der Börse spekuliert und Millionenprofite eingestrichen.

Ermittler hatten Ende 2009 den damals noch sehr angesehenen Gründer des Hedgefonds Galleon hochgenommen. Mit ihm war ein ganzes Insider-Netzwerk aufgeflogen. Mehr als 20 Personen wurden bereits verurteilt, deren Strafen variierten zwischen wenigen Monaten und zehn Jahren. Seit Bekanntwerden des spektakulären Falls verfolgen US-Behörden Insidergeschäfte wesentlich schärfer.

Milderes Urteil wegen gesundheitlicher Probleme

Mit dem Strafmaß, das eines der härtesten in vergleichbaren Fällen ist, blieb das Gericht unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die den 54-Jährigen für mindestens neunzehneinhalb Jahre hinter Gitter schicken wollte. Holwell begründete die mildere Strafe unter anderem mit gesundheitlichen Problemen Rajaratnam. Der aus Sri Lanka stammende Finanzmogul habe Diabetes in fortgeschrittenem Stadium, was zu einer Nierenstörung führe.

Nach dem Urteil bleibt Rajaratnam vorerst auf freiem Fuß. Er muss seine Haftstrafe erst in eineinhalb Monaten antreten. Ob der Manager seine Strafe in voller Länge verbüßen muss, ist aber noch offen: Rajaratnam hat gegen seinen Schuldspruch Rechtsmittel eingelegt. Er zweifelt vor allem die Legalität von Abhörmaßnahmen des Bundeskriminalamts FBI gegen ihn an.

Mahnung an andere Wirtschaftskriminelle

"Noch vor zwei Jahren stand Raj Rajaratnam an der Spitze der Wall Street", rekapitulierte US-Bundesstaatsanwalt Preet Bahara nach der Urteilsverkündung. Der Fall sei hoffentlich ein Weckruf für alle Wirtschaftskriminellen. "Befolgt das Gesetz, oder Euch steht das gleiche Schicksal bevor wie jenen, die es gebrochen haben", mahnte Bahara.

Aktivisten der Bewegung 'Occupy Wall Street' marschieren durch den New Yorker Finanzdistrikt (Foto: AP/dapd)
Seit Mitte September demonstrieren Aktivisten gegen die Macht der Banken, immer mehr schließen sich ihnen anBild: dapd

Das harte Urteil dürfte Wasser auf die Mühlen der Anti-Wall-Street-Aktivisten sein. Seit knapp einem Monat gehen Anhänger von "Occupy Wallstreet" auf die Straße mit ihren Forderungen nach einer Beschneidung der Macht der Banken. Sie prangern an, dass deren Reichtum auf Kosten der Mehrheit der Bevölkerung geht.

Autorin: Ursula Kissel (dpa, rtr, dapd, afp)
Redaktion: Walter Lausch