Immer mehr Zulauf für Wall-Street-Proteste
6. Oktober 2011Die Wall Street in New York steht für die Macht der Banken und den Wohlstand. Aber seit fast einem Monat steht der Straßenzug auch für Protest. Denn auch am Mittwoch fand eine neue Demonstration der Wall-Street-Rebellen statt. In Sprechchören forderten die Demonstranten höhere Steuern für Konzerne und für Reiche sowie einen Umbau des Sozialsystems zugunsten ärmerer Schichten, der Bildung und der Umwelt. Die Polizei schätzte die Menge auf 5000 bis 7000 Menschen, so viel wie noch nie, seit die Bewegung "Occupy Wall Street" Mitte September ihren Anfang nahm.
Eine ähnliche Demonstration ist an diesem Donnerstag (06.10.2011) in Washington geplant. Mehr als 150 verschiedene Gruppen wollen sich auf dem "Freedom Plaza", einem Park in der Nähe des Regierungsviertels, versammeln.
Mittlerweile hat die Protestwelle die Rückendeckung von führenden Gewerkschaften, etwa dem Dachverband AFL-CIO, der Automobilgewerkschaft UAW und der Transportarbeiter-Gewerkschaft TWU. Auch in Los Angeles, Boston, Chicago und anderen Städten haben sich kleine Ableger der Wall Street-Kritiker formiert.
"Lasst die Banken zahlen"
Ihnen allen ist die Macht der Banken zu groß und deren Beitrag zur Beilegung der Wirtschaftskrise zu gering. Die Demonstranten tragen Plakate mit Aufschriften wie "Besteuert Wall Street", "Lasst die Banken zahlen" oder "Die Reichen sollen ihren gerechten Anteil zahlen". Es sind aber auch einige Dutzend Plakate zu sehen mit Aufschriften wie "Sozialismus ist für alle gut".
Dabei scheint immer noch nicht klar, was die Demonstranten genau wollen. Die Macht der Banken beschneiden, sie zu mehr Allgemeinsinn anhalten, das Sozialsystem verbessern - aber wie? Klare Forderungen etwa nach Sondersteuern, Änderungen des Sozialrechts oder schärferer Verfolgung von Wirtschaftskriminalität sucht man bislang vergebens. Und der Haufen der Demonstranten ist bunt, von Umweltschützern bis Abtreibungsbefürwortern, von Arbeitskämpfern bis Sozialreformern, von Todesstrafengegnern bis zu Tierschützern - quasi eine Tea Party von links.
Autor: Gerd Winkelmann (rtr, dpa, afp)
Redaktion: Marion Linnenbrink