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Popkomm gegen Schrott

Carolin Weinkopf19. September 2007

Verheerend fällt das ausländische Urteil über deutsche Musik aus. Das soll sich ändern: Die Popkomm und eine Initiative des Bundes wollen in Berlin gemeinsam einen Imagewandel losbrechen.

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Wandbild einer Frau mit Kopfhörern, Quelle: AP
Frischer Wind für deutsche Popmusik - in Berlin läuft die Popkomm 2007Bild: AP

Tatsächlich hat das weltweite Image hiesiger Musik eine Verbesserung bitter nötig. Trotz Rammstein, Tokio Hotel oder Kraftwerk selig: Die Kommentare ausländischer Musikjournalisten im Festivalheft zur Popkomm beweisen: Jenseits von Rhein und Neiße verbindet man mit deutscher Popmusik vor allem das Attribut "Schrott".

Paul van Dyk
Die Weltkarriere des deutschen DJs Paul van Dyk ist eine absolute AusnahmeBild: Universal

Immer beliebter wird deutsche Musik hingegen im Inland. Während zur Jahrtausendwende nur rund 20 Prozent der Chartstitel "nationale Produktionen" waren, sind es heute bereits fast 40, bei Singles sogar mehr als 50 Prozent. Eine Auslandskarriere ist für deutsche Musiker jedoch alles andere als selbstverständlich. Zwar haben sich Nischenbereiche in den letzten Jahren auch international etabliert: Die Techno-DJs Paul van Dyk und Sven Väth zum Beispiel sind in ihrem Genre Weltstars. Internationaler Erfolg ist vor allem im Avantgarde- und Undergroundbereich möglich - in der Popmusik ist das weitaus schwieriger. Viel zu oft mangelt es den Musikern nicht an Potenzial, sondern an finanziellen Mitteln und wirksamer Öffentlichkeitsarbeit.

Montagshandeln statt Sonntagsreden

Bernd Neumann, Quelle: AP
Kulturstaatsminister Bernd Neumann will mit der 'Initiative: Musik' den deutschen Musikexport ankurbelnBild: AP

Pünktlich zur Popkomm vom 19. bis 22. September 2007 hat nun endlich auch der Staat das Problem erkannt und will fortan mehr für die Musik tun: Kulturstaatsminister Bernd Neumann läutet die "Initiative: Musik" ein - eine Art Public Private Partnership zwischen Musikwirtschaft und Kulturpolitik. Sie soll Impulse geben für bessere Rahmenbedingungen und die Förderung des Musikexports aus Deutschland. "Popmusik ist immer noch ein stark unterschätzter Wirtschafts- und Kulturfaktor", meint Dieter Gorny, ehemaliger Chef des Musiksenders Viva und stellvertretender Vorsitzender der Phonoverbände. Er begrüßt die Initiative der Bundesregierung.

Der Deutsche Musikrat hatte in der Vergangenheit immer wieder an den Bund appelliert, sich mehr für nationale Talente einzusetzen. Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates, kommentierte die Pläne im November 2006 so: "Es ist sehr erfreulich, dass hier aus Sonntagsreden sehr schnell Montagshandeln geworden ist." Die Fördersumme von einer Million Euro könne jedoch nur der Beginn nachhaltiger Maßnahmen sein. Die Popkomm kann dazu einen entscheidenden Beitrag leisten: Indem sie die internationale Aufmerksamkeit auf deutsche Talente lenkt und die Besucher zum Import deutscher Musik in ihre Heimatländer animiert.

Plattform für musikalische Nischen

Ein Besucher der Popkomm hört mit Kopfhörern Musik, Quelle: AP
Die Popkomm ist ein Mekka für MusikbegeisterteBild: AP

Neben 150 deutschen Auftritten spielen beim Popkomm-Festival und in der anschließenden DJ-Night 300 Acts aus 35 Ländern. Auf den großen und kleinen Bühnen können sie sich Fans und Fachpublikum präsentieren. Neben etablierten Popgrößen sind übrigens durchaus auch "die musikalischen Nischen" vertreten, wie Festival-Manager Dirk Schade betont. Bands und Künstlern, "die in herkömmlichen Medien kaum eine Chance haben", soll hier eine Plattform gegeben werden. Die Musikstile reichen von Rock und Pop, Hip Hop und Chanson über Klassik und Punk bis zu Elektro.

Als einer der wichtigsten Branchentreffs weltweit vereint die Popkomm Musikfestival, Fachmesse und Kongress. Bei der Messe werden unter dem Berliner Funkturm 15.000 Fachbesucher und über 800 Aussteller aus mehr als 50 Ländern erwartet. Auf dem daran gekoppelten Kongress werden an drei Tagen die wichtigsten Themen der Branche diskutiert, die neuesten Innovationen vorgestellt und Fachwissen von prominenten Vertretern aus Musik- und Entertainment vermittelt. Nach ihrem Wegzug aus Köln findet die Popkomm in diesem Jahr zum vierten Mal in der deutschen Hauptstadt statt.