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Formel 1 ohne Ecclestone

23. Januar 2017

Nach rund 40 Jahren wird Bernie Ecclestone, der große Mann der Formel 1, in den Ruhestand gezwungen. Neuer Geschäftsführer soll ein TV-Mann aus den USA werden, der seinen Vorgänger scharf kritisiert.

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Bernie Ecclestone mit seiner Ehefrau Fabiana Flosi
Bernie Ecclestone mit seiner Ehefrau Fabiana Flosi Bild: Imago/LAT Photographic

Aus und vorbei: Bernie Ecclestone ist offenbar abgesetzt worden - 62 Tage vor dem Start der neuen Saison, ohne Tamtam, ohne Glamour. "Ich wurde heute abgesetzt. Bin einfach weg", zitierte "auto-motor-und-sport.de" den Briten. "Das ist offiziell." Nach rund vier Jahrzehnten hat der 86-Jährige demnach nichts mehr zu sagen. "Meine neue Position ist jetzt so ein amerikanischer Ausdruck. Eine Art Ehrenpräsident. Ich führe diesen Titel, ohne zu wissen, was er bedeutet", wird Ecclestone zitiert.

Der neue Formel-1-Besitzer Liberty Media bestätigte den Wechsel. Nachfolger ist nun der US-Amerikaner Chase Carey, ein ehemaliger TV-Direktor, teilte Liberty Media mit. Der 62-Jährige wird in einer Doppelfunktion Präsident und Geschäftsführer der neuen Formel-1-Gesellschaft.

Zuletzt war die Formel 1, hier ein Rennen in Abu Dhabi, in die Krise geraten
Zuletzt war die Formel 1, hier ein Rennen in Abu Dhabi, in die Krise geratenBild: picture-alliance/dpa/V. Xhemaj

Ecclestone zufolge setzen die neuen Eigner neben dem Vorsitzenden Carey nun auf Star-Ingenieur Ross Brawn und den früheren ESPN-Chef Sean Bratches. Brawn soll sich um die sportlichen Belange der Serie kümmern und den Amerikanern wichtiges Know-How vermitteln. Marketing-Experte Bratches, geboren in Berlin, soll sich der kommerziellen Seite widmen.

Damit endet eine Ära des Sports. Die Formel 1 war seit ihrem rasanten Aufstieg ab den 1970er-Jahren stets Bernie Ecclestone, und Bernie Ecclestone war die Formel 1. Der kleine Mann mit den großen Visionen übernahm in dieser Phase schleichend immer mehr Kontrolle, sicherte sich die kommerziellen Rechte und wandelte die Serie vom Schraubersport in ein internationales Premiumprodukt.

Doch es hatte sich schon länger abgezeichnet und angedeutet, dass der US-Medienriese den Personalwechsel plant, um einen radikalen Umbruch zu dokumentieren. Schon beim Kauf der ersten Anteile durch den neuen Besitzer sei er nicht gefragt worden, hatte Ecclestone vor Monaten beklagt. Jetzt hat Ecclestone offensichtlich gar nichts mehr zu melden. "Meine Tage im Büro werden jetzt etwas ruhiger", sagte er "auto-motor-und-sport.de". "Vielleicht komme ich auch mal zu einem Grand Prix. Ich habe immer noch viele Freunde in der Formel 1. Und ich habe noch genug Geld, um mir den Besuch bei einem Rennen leisten zu können."

In der vergangenen Woche hatten die Aktionäre von Liberty Media dem Kauf der Mehrheitsanteile an der Rennserie zugestimmt. Anschließend erteilte auch der Weltverband FIA Grünes Licht für die Übernahme. Nur die EU-Wettbewerbshüter könnten das Geschäft noch stoppen. Insgesamt soll Liberty Media für die Mehrheit an der Königsklasse des Motorsports 4,4 Milliarden Dollar (etwa 3,93 Milliarden Euro) zahlen. Zudem sollten Schulden von 4,1 Milliarden Dollar übernommen werden. Der Liberty-Anteil soll auf 35,3 Prozent wachsen, das Stimmrecht vollständig bei dem US-Konzern liegen.

Das Gesicht der Krise

Ecclestone war stets auch umstritten, denn er regierte sein Reich nach eigenen Gesetzen. Ecclestone tat, was er für richtig hielt und spielte dabei auch die Teams gegeneinander aus. All das ging lange gut, weil das Geschäft brummte und viel Geld verdient wurde. Doch diese Zeiten sind vorbei.

Ecclestone steht daher auch für die Krise der Formel 1 in den vergangenen Jahren. Kleine Teams können gerade so existieren oder rutschen gleich in die Insolvenz, weil der Verteilerschlüssel nur die Topteams reich macht. Und immer mehr Traditions-Rennstrecken müssen sich abwenden, weil Ecclestones Antrittsgagen zu hoch sind. Auch der Große Preis von Deutschland wurde schon zum Opfer. Liberty Media wurde daher im Fahrerlager durchaus mit offenen Armen empfangen, als im vergangenen Jahr der Kaufprozess eingeleitet wurde. Der zurückgetretene Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg schrieb nun auf Twitter: "Bernie, tolle Arbeit! Aber ein Wechsel war überfällig."

Ecclestone nahm zuletzt in erster Linie über die Vermarktung Gelder ein, hinzu kamen die Gebühren von den Rennstreckenbetreibern. Andere Bereiche wie soziale Medien oder den Verkauf von TV-Rechten hatte Ecclestone gar nicht oder nur unzureichend beachtet. Als "dysfunktional" soll der neue starke Mann Carey laut BBC das Modell bezeichnet haben.

stu/qu (dpa, sid)