Dreamliner träumt jetzt am Boden
11. Januar 2013Die amerikanische Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA) hat am Freitag eine grundlegende Überprüfung des Super-Flugzeugs angeordnet. Besonderes Augenmerk wollen die staatlichen Experten dabei auf die elektrischen Systeme und auf die Mechanik legen, wo es in jüngster Zeit immer wieder Probleme gab.
Nach einer Woche fast täglicher Zwischenfälle mit den prestigeträchtigen Langstreckenfliegern hatte die japanische Fluggesellschaft All Nippon Airways kurz vor der Entscheidung der FAA zwei neue Probleme bei zwei Dreamlinern gemeldet: einen Riss im Cockpit-Fenster und ein Ölleck in einem Triebwerk.
Es geht auch um das Ansehen der FAA
"Mit dieser Untersuchung werden wir den Problemen auf den Grund gehen, damit wir sicherstellen können, dass sich derartige Vorkommnisse nicht wiederholen", zeigte sich US-Verkehrsminister Ray LaHood zuversichtlich. Es geht bei der Untersuchung nicht nur um die Reputation von Boeing, sondern auch der Luftfahrtbehörde FAA: Der Dreamliner hatte von ihr im August 2011 die Zulassung für die Produktion erhalten und war kurz danach in den Liniendienst gegangen.
Seitdem gab es immer wieder Pannen, die sich in dieser Woche besonders häuften. Am spektakulärsten war ein Feuer im elektrischen System eines am Boden stehenden Jets von Japan Airlines am Montag in Boston. Passagiere waren zu dem Zeitpunkt keine an Bord.
Eine Million Passagiere sicher zum Ziel
Boeings Verkehrsflugzeug-Chef Ray Conner meinte mit Blick auf die Zwischenfälle: "Bei jedem neuen Flugzeug gibt es Probleme bei der Einführung. Es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass das Flugzeug unsicher ist." Er verwies darauf, dass die mittlerweile 50 ausgelieferten Dreamliner schon mehr als eine Million Passagiere sicher zum Ziel gebracht hätten.
Der Dreamliner steht unter besonderer Beobachtung, weil der Langstreckenjet in seiner Konstruktion revolutionär ist: In dem Modell werden großflächig leichte Verbundwerkstoffe verbaut, während herkömmliche Flugzeuge aus Aluminium bestehen. Das senkt das Gewicht und damit den Spritverbrauch. Zudem hat die Elektronik in großem Maße die hydraulischen Steuerungen verdrängt. Die neue Technik bereitete aber bereits in der Entwicklung Kopfzerbrechen: Der Dreamliner wurde mit mehr als drei Jahren Verzögerung Ende 2011 erstmals ausgeliefert.
Insgesamt hat Boeing rund 800 Bestellungen in den Büchern stehen. Um der großen Nachfrage Herr zu werden, will das Unternehmen die Fertigung bis Ende des Jahres von derzeit fünf auf zehn Maschinen im Monat ausweiten.
se/gri (rtr, dpa, afp, dapd)