Lena fährt zum Eurovision Song Contest
26. Mai 2010"Satellite" heißt der Siegertitel, mit dem Lena im März ihre Konkurrenz in der Fernseh-Casting-Show "Unser Star für Oslo" auf die hinteren Plätze verwies. Dabei hatte die selbstbewusste Schülerin sich bis dato eher dem Ballett und Jazztanz verschrieben als dem Gesang. "Zwei bis fünf Mal bin ich in der Aula mit der Schulband vor Oma und Opa aufgetreten", erzählt sie. "Das war's. Aber dann habe ich mir gedacht, wenn die beiden klatschen, dann gehst du mal zu Leuten, die ein bisschen Ahnung vom Singen haben." Also fuhr Lena zum Casting nach Köln, sang vor und schrieb Musikgeschichte.
Echte Verkaufsschlager
Schon wenige Tage nach ihrem Sieg bei "Unser Star für Oslo" stürmte die Schülerin aus Hannover die Single-Charts und schwebte als Nummer eins wie ein "Satellite" über der Konkurrenz. Der Song wurde für mehr als 300.000 verkaufte Singles und Downloads mit Platin ausgezeichnet. Auch ihre beiden anderen Finaltitel aus der Show, "Bee" und "Love Me", erwiesen sich als echte Verkaufsschlager. Lena freut sich, hebt aber nicht ab, und gerade das macht sie sympathisch: "Es ist derzeit wunderschön und ich bin dafür sehr dankbar, aber das wird natürlich auch irgendwann zu Ende sein. Man arbeitet einfach dafür, dass es noch ein bisschen so bleibt."
Von der Märchenkassette zum Mitsumm-Pop
Vor ihrem unverhofften Ruhm als Sängerin war Lena eine ganz normale Schülerin, Tochter einer alleinerziehenden Mutter aus gutem Hause. Jetzt macht die gerade 19-Jährige ihr Abitur, das sie keiner Karriere der Welt zuliebe sausen lassen wollte. Trotzdem hat sie es geschafft, kurz vor dem Eurovision Song Contest noch eine Platte einzuspielen. Der Titel des Albums "My Cassette Player" erinnert an ihre Vorliebe für Märchenkassetten in Kindheitstagen. 13 Stücke spult Lenas Kassettenrekorder ab, bei denen sich fröhlicher Mitsumm-Pop, Soul, Beat und Funk abwechseln. Und wie bei Lenas Erfolgsgeschichte schon fast nicht anders zu erwarten, hat Deutschlands Grand-Prix-Hoffnung mit "My Cassette Player" auf Anhieb Platz eins der Album-Charts erobert.
Mit "Freche-Göre-Charme" auf Erfolgskurs
Lenas Jung-Mädchen Gesang ist nicht unbedingt eine musikalische Offenbarung, aber auf alle Fälle unterhaltsam und eingängig. Sie nennt eine unverwechselbare, charakteristische Stimme ihr eigen, präsentiert sich höchst eigenwillig mit einem Wechselspiel aus Sing- und Sprecheinlagen und einem britischem Akzent, den sie von ihrem Englischlehrer übernommen hat. Dazu lässt sie ihren "Freche-Göre-Charme" spielen, und der kommt an beim Publikum. So hat die zierliche Abiturientin in kürzester Zeit geschafft, wovon andere Sängerinnen nur träumen können: Vor einem halben Jahr noch unbekannt, ist sie jetzt Dauerbrenner-Thema in den Medien und auf der Straße sprechen sie die Fans an: "Noch ist das alles irreal für mich", sagt sie. "Es kommt mir vor wie ein Traum, aber ich freue mich."
Ein gutes Omen
Der Auftritt in Norwegen steht kurz bevor, und auf dem Eurovisions-Kanal des Videoportals Youtube wurde Lenas Titel "Satellite" bereits über 1,2 Millionen Mal abgerufen - mit deutlichem Abstand zur internationalen Konkurrenz. Ein gutes Omen, orakeln deutsche Medien, ebenso wie die Tatsache, dass englische Buchmacher, die auf den Siegertitel beim Eurovision Song Contest wetten lassen, Lena weit vorne sehen. Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings derzeit im deutschlandweiten Lena-Hype. Die Boulevardpresse hat eine Fernsehszene ausgegraben, in der Meyer-Landrut als Komparsin kurz ihren nackten Busen zeigt, und eine wahre Schmutzkampagne über das junge Mädchen ausgegossen.
Und so lernt die 19-jährige auch die Schattenseiten des Medienrummels kennen, aber sie nimmt es professionell gelassen. Schließlich habe sie keinen Porno gedreht, lässt sie verlauten und konzentriert sich weiter auf Oslo. Dort wird sie übrigens ohne ihren sperrigen Nachnamen antreten - damit man ihr auch international ohne Zungenbrecher zujubeln kann, falls sie gewinnen sollte. "Wahrscheinlich werde ich dann mein ganzes Leben lang Satellite singen", lacht sie und fügt optimistisch hinzu: "Ich denke nicht, dass wir uns für meinen Auftritt irgendwie schämen müssen. Oslo, ich komme."
Autorin: Suzanne Cords
Redaktion: Matthias Klaus