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Deutscher Afrika-Preis für Virologen

25. Oktober 2022

Der Deutsche Afrika-Preis 2022 wird an die Virologen Tulio de Oliveira und Sikhulile Moyo vergeben. Sie werden für ihre Entdeckung der Omikron-Variante im November 2021 ausgezeichnet.

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Pressebilder Afrika-Preis | Prof. Tulio de Oliveira
Zwei Wissenschaftler erhalten den Deutschen Afrika-Preis 2022 für ihre Entdeckung der Omikron-VarianteBild: sun

Für ihre erfolgreiche Corona-Forschung erhalten der Bioinformatiker Professor Tulio de Oliveira in Südafrika und der Virologe Dr. Sikhulile Moyo in Botsuana den Deutschen Afrika-Preis 2022. Wie die Deutsche Welle exklusiv erfuhr, werden die beiden vor allem für die Entdeckung der Omikron-Variante gewürdigt.

Pressebilder Afrika-Preis | Dr. Sikhulile Moyo
Der Virologe Sikhulile Moyo entdeckte die Omikron-Variante in seinem Labor in BotsuanaBild: bhp

Die beiden Forscher haben in leitender Funktion ihrer Institutionen in Stellenbosch und Gaborone die damals neue Variante des Coronavirus entdeckt und umgehend an die WHO gemeldet. So trugen sie maßgeblich dazu bei, die Dynamik des Pandemiegeschehens besser zu verstehen und zügig darauf zu reagieren, begründete die Deutsche Afrika Stiftung e.V. (DAS) ihre Entscheidung, die eine 20-köpfige unabhängige Jury empfohlen hatte.

Warnung vor Omikron

Die beiden Wissenschaftler stünden damit stellvertretend für eine hochausgebildete, länderübergreifend arbeitende  Forschungsgemeinschaft, die nicht nur in Afrika, sondern auch international zur Spitze der medizinischen Forschung gehört.

Screenshot Video | Afrika Preisträger
Im Botswana Harvard AIDS Institute forschen Wissenschaftler nach Varianten des CoronavirusBild: DW

Tulio de Oliveira vom Center for Epidemic Response and Innovation der Universität Stellenbosch zeigte sich in einer ersten Reaktion hocherfreut über die Anerkennung aus Deutschland: "Es ist schön zu sehen, das unsere Arbeit globale Auswirkungen hat", sagte der Ausgezeichnete der Deutschen Welle: "Es ist auch großartig, dass unsere Arbeit anerkannt wird. Aber wir sind nicht auf der Jagd nach Preisen. Was uns wirklich befriedigt, ist, Wissenschaft auf hohem Niveau zu betreiben, Erkenntnisse zu liefern, die Leben retten. Und uns ist auch wichtig, andere afrikanische Forschende auszubilden." 

Preis steht für viele Forschende

Sein Kollege Sikhulile Moyo aus Simbabwe, der am Botswana Harvard AIDS Institute Partnership in Gaborone arbeitet, sagte der DW: "Der Preis ist eine Ehre für die Arbeit, die wir in den vergangenen zwei Jahren geleistet haben, eine große Ehre. Ich freue mich darauf, die Auszeichnung entgegenzunehmen. Für mich steht der Preis für viele Menschen, die mit uns zusammengearbeitet haben. Wir alle wissen, dass unser Erfolg nicht mein Erfolg allein ist. Ich repräsentiere unser Team." 

Zugleich äußerte Moyo die Erwartung, dass der Deutsche Afrika-Preis auch anderen afrikanischen Forschern zugute komme: "Ich hoffe, dass dieser Preis als Preis für alle afrikanischen Wissenschaftler steht, die alle mit wenig Geld und schlechter Ausstattung forschen müssen. Die Ressourcen, die wir haben, sind im Vergleich zu dem, was die meisten Europäer haben, nur ein winziger Tropfen auf den heißen Stein. Ich denke, dieser Preis steht auch für die Bereitschaft der Menschheit, die Wissenschaft zur Lösung ihrer Probleme einzusetzen, und ich freue mich, ihn im Namen vieler afrikanischer Wissenschaftler entgegenzunehmen."

Screenshot Video | Afrika Preisträger
Preisträger Sikhulile Moyo schätzt die Zusammenarbeit mit jungen Wissenschaftlern Bild: DW

Als die beiden im November 2021 die Welt wegen der neuen Coronavirus-Variante alarmierten, löste das statt Anerkennung eher irrationale Reaktionen aus. So verhängte die EU, in der sich die Omikron-Variante bereits unentdeckt ausgebreitet hatte, rigorose Reisebeschränkungen für das südliche Afrika - ein Schritt, der nicht nur die europäisch-afrikanischen Beziehungen belastete, sondern auch fatale wirtschaftliche Auswirkungen auf die Region hatte.

Die Deutsche Afrika Stiftung verleiht den Afrika-Preis seit 1993. Er gilt als renommierteste Auszeichnung für verdienstvolle Afrikaner und Afrikanerinnen, die sich aus Sicht der Jury für Frieden, Versöhnung und sozialen Fortschritt engagieren. Zu den früheren Preisträgern gehören Botsuanas Ex-Präsident Ketumile Masire, die somalische Frauenrechtlerin Waris Dirie und die kenianische IT-Pionierin Juliana Rotich.

Pressebilder Afrika-Preis | Prof. Tulio de Oliveira
Tulio de Oliveira in Stellenbosch betreibt gern "Wissenschaft auf hohem Niveau"Bild: sun

Der Deutsche Afrika-Preis 2022 wird am 25. November 2022 von einem hochrangigen politischen Repräsentanten in Berlin übergeben. Die Deutsche Afrika Stiftung ist eine überparteiliche Organisation, die sich für die erfolgreiche Umsetzung der afrikapolitischen Leitlinien der Bundesregierung einsetzt. Eine ihrer Kernaufgaben ist zudem die Vermittlung eines differenzierten Afrikabildes im politischen Raum und der deutschen Öffentlichkeit. 

Die Ausgezeichneten

Dr. Sikhulile Moyo ist Leiter des Labors der Botswana Harvard AIDS Institute Partnership und mit der Harvard T.H. Chan School of Public Health assoziiert. Das Forschungszentrum ist die führende nationale Einrichtung für HIV/AIDS-Forschung, Schulung und Kapazitätsaufbau in Botsuana. Spezialisiert auf das menschliche Immunschwächevirus HIV hat der in Simbabwe aufgewachsene Moyo während seiner Laufbahn bereits eine Reihe bedeutender Beiträge zu Studien über die Verhinderung der Mutter-Kind-Übertragung des HI-Virus geleistet. Darüber hinaus war er für die Überwachung der HIV-Inzidenz verantwortlich und hat zu HIV-Mutationen im Zusammenhang mit Arzneimittelresistenz geforscht. Es ist auch dieser Arbeit zu verdanken, dass sein Labor im Zuge der Corona-Pandemie in der Lage war, eine Genomsequenzierung in Echtzeit durchzuführen.

Professor Tulio de Oliveira ist Direktor am Zentrum für Epidemiologie (CERI) der Universität Stellenbosch, Direktor und Mitbegründer der KwaZulu-Natal Research and Innovation Sequencing Platform (KRISP) der Universität KwaZulu-Natal und Leiter des Südafrikanischen Netzwerks zur Genomüberwachung (NGS-SA). Geboren und aufgewachsen in Brasilien besuchte de Oliveira nach seinem Bachelor die Nelson Mandela School of Medicine der Universität KwaZulu-Natal, wo er seinen Master und Doktor machte. Der Bioinformatiker zählt zu den führenden Forschenden in Südafrika und verkörpert in verschiedenen Funktionen das Gesicht der südafrikanischen Spitzenforschung auf seinem Fachgebiet, unter anderem als Professor für Bioinformatik an der School for Data Science and Computational Thinking der Universität Stellenbosch und Lehrender am College of Health Science an der Universität von KwaZulu-Natal.