Deutsche wollen Pfand auf Kaffeekapseln
7. April 2016Sie produzieren eine Tasse Kaffee - und jede Menge Müll. Kaffeekapseln sind vielen Umweltschützern deshalb ein Dorn im Auge. Einer Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov zufolge befürwortet die Mehrheit der Deutschen ein Pfandsystem für Kaffeekapseln: 53 Prozent der Befragten sprachen sich dafür aus, wie bei Plastikflaschen bereits üblich einige Cents extra pro Kapsel zu bezahlen, die man dann bei der Abgabe erstattet bekommt.
Die Stiftung Warentest rechnet vor, dass Kaffeekapseln im Jahr 2013 rund 13.000 Tonnen Aluminium-, Plastik- und Biomüll produzierten - alleine in Deutschland.
Die Geister, die ich rief …
Theoretisch lassen sich Kaffeekapseln zwar recyceln - aber das ist nicht immer einfach und unterscheidet sich zudem von Marke zu Marke: Die Alu-Döschen von Nespresso ließen sich einfach wiederverwerten - wenn man denn vorher das Kaffeepulver herausholt. Bei den Plastik-Kapseln vom Konkurrenten Keurig Green Mountain ist das schon schwieriger. Bis 2020 wolle man Döschen entwickeln, die recycelbar seien, heißt es von Seiten des Unternehmens. Bislang muss man die Kaffeekapseln des Unternehmens noch auseinandernehmen, um Papier-, Metall- und Plastikbestandteile einzeln verwerten zu können.
Selbst einer der Erfinder der Kaffeekapseln sorgt sich mittlerweile um das Müllproblem: Er fühle sich schlecht, wenn er an die Folgen für die Umwelt denke, sagte der Mitbegründer von Keurig Green Mountain, John Sylvan, vergangenes Jahr.
Grüne: Hersteller und Gesetzgeber gefragt
In Hamburg, immerhin Deutschlands zweitgrößte Stadt, wurden Anfang dieses Jahres Kaffeekapseln aus allen städtischen Einrichtungen und Behörden verbannt. Die Grünen im Deutschen Bundestag bezeichneten die Kapseln jüngst als "ökologischen Irrweg". Sollten Unternehmen nicht schnell eigene Konzepte zum Schutz der Ressourcen und zur Müllvermeidung vorlegen, sei der Gesetzgeber gefragt. "Helfen könnten dann beispielsweise ein Pfandsystem oder eine Umweltabgabe auf die Kapseln. Wenn das nicht greift, muss man überlegen, über das neue Wertstoffgesetz eine Lösung zu finden", heißt es auf der Internetseite der Partei.
Der Grünen-Abgeordnete Peter Meiwald zeigte sich im DW-Gespräch zufrieden damit, dass die Mehrheit der Deutschen einen "Kapsel-Pfand" unterstützt. "Jetzt ist es an den Herstellern und dem Gesetzgeber, zu handeln." Höhere Preise würden die "ökologische Wahrheit" über die tatsächlichen Kosten der Kaffeekapseln verraten - ein Pfandsystem sei da ein guter erster Schritt.
Komplizierte Mülltrennung
Nestle, Hersteller der Nespresso-Kapseln und der größte Lebensmittelkonzern der Welt, hält jedoch wenig von der Pfand-Idee. "Durch den zusätzlichen Transport entstehen weitere Kosten. Deswegen sollten wir bei dem bestehenden System bleiben", sagte Unternehmenssprecher Achim Drewes dem MDR. Nestle nimmt an dem sogenannten dualen System teil - die Nespresso-Kaspeln können dadurch in die Gelben Säcke und Wertstoff-Tonnen gegeben und recycelt werden.
Philip Sommer von der Deutschen Umwelthilfe ist das nicht effektiv genug: "Wenn man nun die Kapsel hat und bestmöglich entsorgen möchte, dann sollte man den Inhalt, also den Kaffee, in die Biotonne geben, damit er kompostiert werden kann. Die leere Kapsel muss dann in den gelben Sack", sagte er dem MDR. Den meisten Konsumenten wäre das jedoch zu kompliziert und zu zeitaufwändig.
Auch die Idee eines Pfandsystems sieht Sommer problematisch: "Was besser wäre als ein Pfandsystem, wäre eine Abgabe auf Kaffeekapseln. Die würde den Verbrauch von Kapseln wirklich reduzieren." Ob sich so eine Zwangsabgabe tatsächlich durchsetzen könnte, ist jedoch mehr als fraglich.