Deutsch-polnische Großrazzia gegen Schleuser
17. Januar 2018Kopf der international agierenden Schleuserbande war laut Bundespolizei eine syrisch-stämmige polnische Großfamilie. Sie soll sich illegal polnische Touristenvisa beschafft haben, mit denen syrische Flüchtlinge zumeist aus den arabischen Golfstaaten per Flugzeug nach Polen einreisen konnten. Von dort aus habe man sie über die Grenze in die Bundesrepublik gebracht, wo sie meist Asylanträge gestellt hätten.
Der Schlepper-Ring habe teils "erheblichen Druck" auf diese Menschen ausgeübt, damit der Lohn beglichen wird, hieß es von den deutschen Ermittlern. Rund 300.000 Euro - 8000 Euro pro Person - soll die Bande auf diese Weise verdient haben.
"Wer mit der Not solcher Personen Geschäfte macht, dem muss das Handwerk gelegt werden", erklärte Bundesinnenminister Thomas de Maizière zu dem Einsatz. Mit dem polnischen Grenzschutz sei es der Bundespolizei gelungen, eine "professionell über Länder und Kontinente hinweg agierende syrisch-polnische Schleuserbande zu zerschlagen". Die deutschen Fahnder kooperieren seit dem vergangenen Sommer in einer gemeinsamen Ermittlungsgruppe mit den polnischen Kollegen.
Bundesweite Suche
Bei den Durchsuchungsaktionen an diesem Mittwoch waren 170 Beamte beteiligt. In Berlin wurden bei 14 Razzien zwei Tatverdächtige festgenommen. In Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und im Saarland seien zahlreiche Beweismittel und höhere Geldsummen beschlagnahmt worden, teilte die Polizei mit. Auf polnischer Seite sollten parallel drei weitere Festnahmen erfolgen.
Gegen mehrere Beschuldigte wird nicht nur wegen der Schleusungen ermittelt, sondern auch wegen Sozialbetrugs und missbräuchlicher Asylantragsstellung. Einige Mitglieder der syrisch-polnischen Schleuserfamilie haben sich laut Bundespolizei mit abweichenden Personalien in Deutschland als politisch verfolgte Asylbewerber angemeldet.
SC/sti (afpe, APE, rtr, dpa, epd)