Deutschlands Familienunternehmen schwächeln
7. Juli 2021Der deutsche Anteil an den umsatzstärksten Familienunternehmen weltweit schrumpft. 96 der 750 von Familien kontrollierten Unternehmen rund um den Globus kommen aus Deutschland, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Auswertung hervorgeht.
Im vergangenen Jahr seien es 108 gewesen, ein Jahr zuvor sogar noch 119, teilte die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC am Mittwoch mit. Die Analyse hat PricewaterhouseCoopers (PwC) in Zusammenarbeit mit der britischen Online-Plattform Family Capital erstellt.
Defizite bei der Digitalisierung
Trotz des Rückgangs behauptet Deutschland den zweiten Platz hinter den USA. Die Vereinigten Staaten zählen wie im Vorjahr 166 Familienunternehmen in den Top-750-Unternehmen, auf Platz drei liegt in der aktuellen Auswertung China/Hongkong mit 79 (2020: 73) Unternehmen.
Hauptgrund für die Größenverschiebungen zugunsten des asiatisch-pazifischen Raums ist den Angaben zufolge, dass Unternehmen inzwischen einen deutlich höheren Jahresumsatz erzielen müssen, um in die Rangliste aufgenommen zu werden. Der Mindestumsatz stieg demnach im Vergleich zum Jahr 2019 um ein Fünftel auf 2,68 Milliarden Dollar (rund 2,26 Milliarden Euro).
"Es wundert mich nicht, dass die Zahl zurückgegangen ist. Denn bei dem Megatrend Digitalisierung haben deutsche Familienunternehmen seit Jahren wahrnehmbare Defizite", erklärte Uwe Rittmann, Leiter Familienunternehmen und Mittelstand sowie Mitglied der Geschäftsführung bei PwC Deutschland.
Walmart vor VW
Europa insgesamt kommt unter den 750 gelisteten Unternehmen auf 298, jeweils 188 stammen aus Nordamerika und Asien-Pazifik. Innerhalb Europas liegt Deutschland bei der Zahl der Familienunternehmen klar an der Spitze vor Frankreich (36) und Italien (23).
Das umsatzstärkste Familienunternehmen der Welt bleibt der Auswertung zufolge der US-Einzelhändler Walmart der Familie Walton. Aus Deutschland halten sich drei Vertreter unter den ersten zehn in der Rangliste: Volkswagen (Platz 2/Familien Porsche und Piëch), die Lidl-Mutter Schwarz-Gruppe (Platz 9/Familie Schwarz) sowie der Autobauer BMW (Platz 10/Familien Quandt und Klatten).
Die deutschen Familienunternehmen unter den Top 750 blicken auf eine vergleichsweise lange Unternehmensgeschichte zurück: Ihr Durchschnittsalter liegt den Berechnungen zufolge bei 110 Jahren und damit deutlich über dem weltweiten Schnitt von 81 Jahren. Das älteste deutschen Unternehmen in der Rangliste ist der 1660 gegründete Technologiekonzern Heraeus.
dk/hb (dpa)