Studie: Familienunternehmen setzen auf Russland
7. Januar 2020Für deutsche Familienunternehmen bietet Russland unter sieben großen Schwellenländern nach einer neuen Studie die besten Investitionsbedingungen. Dahinter folgen zwei weitere autoritär geführte Nationen: die Türkei und China. Das ist die Einschätzung der Ökonomen des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in der am Dienstag veröffentlichten Untersuchung für die in München ansässige Stiftung Familienunternehmen. Die Wirtschaftsforscher ziehen ein zwiespältiges Fazit: Die Verschlechterung von Demokratie und Freiheitsrechten in Ländern wie der Türkei, Russland oder China habe "zum Teil bereits die Standortbedingungen für Familienunternehmen beeinträchtigt", heißt es in der Studie. "Gleichzeitig sind aber auch für Familienunternehmen relevante Verbesserungen im institutionellen Umfeld erkennbar."
Damit gemeint sind unter anderem besserer Gläubigerschutz in der Türkei und schärferes Vorgehen gegen Korruption in China. Russland liegt in der Studie vorn, weil das Land über gut ausgebildete Arbeitskräfte und gute Finanzierungsbedingungen verfügt.
Brasilien als Schlusslicht
"Viele Schwellenländer haben in den vergangenen Jahren große Anstrengungen unternommen, um wettbewerbsfähiger zu werden", sagte Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen. "Es liegt in ihrem Interesse, Fortschritte bei den Wirtschaftsbedingungen auch in Einklang mit Demokratie, Menschenrechten und Rechtstaatlichkeit zu bringen." Das schaffe die beste Grundlage für stabile Geschäftsbeziehungen.
Auf den vier hinteren Plätzen liegen Südafrika, Mexiko, Indien und Brasilien. Südafrika hatte in der ersten Ausgabe des Länderindex 2017 noch auf Platz zwei gelegen, steht inzwischen nach Einschätzung der ZEW-Ökonomen aber deutlich schlechter da, hauptsächlich wegen Korruption, hoher Energiepreise und unzuverlässiger Stromversorgung. Als unattraktivstes Schwellenland wird Brasilien eingeschätzt. Größte Schwachstellen seien hier das vergleichsweise restriktive Regulierungsumfeld sowie die unzureichende Infrastruktur.
Zu den deutschen Familienunternehmen gehören keineswegs nur Mittelständler, sondern auch Großunternehmen wie der in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannte Hanauer Technologiekonzern Heraeus, der 2018 mehr als 20 Milliarden Euro Umsatz erzielte.
hb/ul (dpa,rtr)