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Das grüne Gold von Kamerun

Carine Debrabandere (spe)28. März 2007

Jährlich verliert die Welt zwölf Millionen Hektar Regenwald. Auch in Kamerun sind die Urwälder des Kongo-Beckens in Gefahr. Wie können sie besser vor Raubbau geschützt werden?

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Holzfäller eines italienischen Unternehmens in Libongo, Südosten von Kamerun, Fotografin: Carine Debrabandère
Holzfäller eines italienischen Unternehmens in Libongo im Südosten von KamerunBild: Carine Debrabandère

Innerhalb Afrikas ist Kamerun der größte Tropenholz-Exporteur, und in keinem anderen Land des Kontinents war bislang der Waldverlust so groß wie hier. Die internationale Umweltorganisation WWF warnt, dass in 50 Jahren zwei Drittel der Urwälder im Kongo-Becken verschwunden sein werden, wenn alles so weiter läuft wie bisher. Die grüne Lunge Afrikas, eines der artenreichsten Ökosysteme der Erde, ist bedroht. Doch der Besorgnis erregende Trend könnte gestoppt werden.

Seit dem Rio-Gipfel von 1992, auf dem sich die internationale Gemeinschaft verpflichtete, die biologische Vielfalt unseres Planeten zu schützen, übt die Weltbank Druck auf die Regierung in der Hauptstadt Yaoundé aus. Es geht vor allem um das Thema der illegalen Holznutzung. Denn rund die Hälfte des Holzeinschlags in Kamerun geschah noch bis vor kurzem ohne Genehmigung der Behörden. Umso bedeutender ist es, dass sich die Regierung seit einiger Zeit bemüht, den schnellen, einzig auf maximalen Ertrag ausgerichteten Raubbau zu bekämpfen.

Kontrollierter Holzeinschlag

Denis Koutou Koulagna, im Umweltministerium verantwortlich für die Forstpolitik, versucht seit sechs Jahren mit der Weltbank und anderen internationalen Partnern ein Waldprogramm auf die Beine zu stellen, um Kameruns Wälder nachhaltig zu bewirtschaften. Dabei sollen Waldflächen zur Nutzung freigegeben und trotzdem traditionelle Rechte respektiert werden. Unabhängige Kontrolleure überprüfen, ob der Holzeinschlag nach den Richtlinien geschieht. Dadurch habe die illegale Rodung in den letzten Jahren stark abgenommen, berichtet der oberste Forstbeamte. Die Fehler, die in großen Konzessionen noch vor wenigen Jahren begangen wurden, seien heute nicht mehr möglich. Probleme bestünden noch in kleineren Gemeinschaftswäldern, weil dort die Kontrollen noch nicht effektiv genug seien. "Das sind Schlupflöcher für das illegale Holzfällen." Das Umweltministerium hat daher die Gründung neuer Gemeinschaftswälder zunächst gestoppt.

Holz-Transporter auf dem Weg zur Hafenstadt Duala, Fotografin: Carine Debrabandère
Holz-Transporter auf dem Weg zur Hafenstadt DualaBild: Carine Debrabandère

Gemeinschaftswälder sind Wälder, die von mehreren Familien oder mehreren Dörfern bewirtschaftet werden und maximal 5000 Hektar groß sind. Der Wald gehört grundsätzlich dem Staat, wird aber für die Dauer von 25 Jahren verpachtet. Doch es kommt oft vor, dass Holzfirmen die Dorfbewohner bestechen, um sich illegal Zugang zu diesen Holzressourcen zu erkaufen. Die Mitbestimmungsrechte der Kommunen werden dabei missachtet. Kahlschlag ist die Folge - ohne Rücksicht auf die Umwelt und kommende Generationen. Der Regierung Kameruns sind diese Verbrechen durchaus bewusst. Schließlich gehen ihr durch illegale Holzfäller Steuergelder in Millionenhöhe verloren. Doch Korruption verhindert die Kontrolle und eine Strafverfolgung der Verantwortlichen in der Holzindustrie.

Freiwillige Vereinbarungen - hilft ein Aktionsplan gegen Korruption?

Dirk Thies von der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ) weiß, welchen Schwierigkeiten der Kampf gegen die Korruption macht. Wie er berichtet, hat sich seit der zentralafrikanischen Wirtschafts- und Währungsunion im Januar 1994 das Gehalt der Beamten um bis zu 75 Prozent verringert. Gleichzeitig ist vieles teurer geworden. Andererseits stellt die Unterschrift eines kleinen oder mittleren Beamten etwa das fünf- bis zehntausendfache seines Jahresgehalts an Wert dar für die Firma, die diese Unterschrift braucht. "Also ist die Verlockung sehr groß, in die Illegalität zu geraten."

Im Auftrag der deutschen Bundesregierung und der Europäischen Union arbeitet Dirk Thies am FLEGT-Projekt mit dem Umwelt- und Forstministerium in Yaoundé zusammen. FLEGT steht für 'Forest Law Government and Trade', ein Projekt, bei dem es um Recht, Politikgestaltung und den legalen Handel im Forstsektor geht. Dieser EU-Aktionsplan hat der Vermarktung von Holz aus illegalen Quellen den Kampf angesagt und soll freiwillige Vereinbarungen mit den Holz produzierenden Ländern und den dort tätigen Unternehmen herbeiführen. Herkunft und Vermarktung von Holzprodukten sollen besser kontrolliert werden.

Export nach Europa

Pygmäendorf im Südosten von Kamerun, Fotografin: Carine Debrabandère
Pygmäendorf im Südosten von KamerunBild: Carine Debrabandère

80 Prozent der Produktion aus Kamerun wird nach Europa verschifft – für Fensterrahmen, Parkettfußböden, Furniere und Massivholzmöbel. Seit den Aufrufen zum Tropenholzboykott in den 80er-Jahren sind die europäischen Kunden jedoch wählerisch geworden. Durch den öffentlichen Druck hat sich der Markt in Europa, aber auch in Amerika geändert, beobachtet Thies. Die Konsumenten sähen jetzt sehr viel genauer darauf, wie das Holz produziert wird. Das Kriterium der Nachhaltigkeit, aber auch soziale Standards spielten bei der Kaufentscheidung eine immer größere Rolle. Aber in Kamerun sei die Frage, wie die lokale Bevölkerung, beispielsweise auch die Pygmäen, weiter existieren kann, wenn abgeholzt wird, vollkommen ungeklärt.

Ökologische Wunderwaffe Zertifikat

In Europa muss für öffentliche Bauvorhaben zertifiziertes oder zumindest legales Holz verwendet werden. Auch private Unternehmen stehen unter dem Druck, ausschließlich legales Holz zu verwenden. Dass der Markt sich verändert hat, weiß auch Guillermo Bonnelli sehr gut. Er ist der Leiter der SEFAC, einer der größten Holzfirmen Afrikas. Die SEFAC-Gruppe ist eine Tochterfirma des italienischen Unternehmens Vasto Legno mit Sitz in Mailand. Im Südosten von Kamerun bewirtschaftet sie 400.000 Hektar Wald.

Stolz zeigt Guillermo Bonnelli sein Sägewerk, in dem im vergangenen Jahr 40.000 Kubikmeter Holz verarbeitet wurden. Auch seine Firma bemüht sich mittlerweile darum, dass ihre Produkte unter ökologischen Gesichtspunkten von den Kunden akzeptiert werden. "Wir wollen, dass unsere Kunden wissen, dass das Holz unseres Unternehmens aus Wäldern stammt, wo die Natur und die Menschen respektiert werden."

Die SEFAC arbeitet seit mehr als 30 Jahren im Südosten von Kamerun und hatte nicht immer die besten Beziehungen zu Umweltschützern. Aber jetzt ist die Firma dabei, nach den Kriterien des Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziert zu werden. Dieser Weltforstrat ist eine internationale Initiative, der Umweltorganisationen wie der WWF und Greenpeace, Vertreter von Gewerkschaften und indigener Völker sowie Teile der Holzwirtschaft angehören. Die Idee dahinter klingt einleuchtend: Wer den Wald trotz Holznutzung schützt, darf seine Holzprodukte mit dem FSC-Label auszeichnen - und bei kritischen Kunden dafür etwas mehr Geld verlangen. Um das FSC-Label zu bekommen, müssen die Holzunternehmen eine ganze Reihe von Maßnahmen für eine umwelt- und sozialverträgliche Waldwirtschaft durchführen. Unabhängige Kontrolleure sorgen dafür, dass sich die Firmen auch an die Auflagen halten. Ein einziges Unternehmen hat bislang in Kamerun die FSC-Zertifizierung geschafft. Drei andere, darunter die SEFAC, bemühen sich derzeit darum.

Vom Umweltsünder zum Modellfall?

Es geht auch um ihre Zukunft: Bantu-Kinder, Fotografin: Carine Debrabandère
Es geht auch um ihre Zukunft: Bantu-KinderBild: Carine Debrabandère

Nachhaltige Forstwirtschaft bedeutet zunächst, dass nur soviel gefällt werden darf, wie wieder nachwächst. Außerdem müssen verbesserte Planungsgrundlagen erarbeitet werden, um die sonst üblichen Schäden bei der Holzernte so klein wie möglich zu halten. Wichtig ist auch die gute Ausbildung der Holzarbeiter, die das so genannte zielgerichtete Fällen, bei dem in der natürlichen Umgebung so wenig wie möglich zerstört wird, beherrschen sollten.

Holzunternehmen in Kamerun waren jahrzehntelang die Hauptverantwortlichen für die Zerstörung des Regenwaldes im dünn besiedelten Südosten des Landes. Aber wie die SEFAC versuchen inzwischen auch andere Holzfirmen neue Wege zu gehen. Sie wollen die Wälder umweltschonend bewirtschaften und helfen den Dörfern, tragfähige wirtschaftliche Perspektiven zu entwickeln. Wenn die Pläne der Regierung sowie der Umwelt- und Entwicklungsorganisationen weiter vorangetrieben werden, dann könnte Kamerun ein Vorbild für ganz Schwarzafrika werden – ein Modell, in dem die wirtschaftliche Entwicklung, die Bekämpfung der Armut und der Respekt vor der Natur Hand in Hand gehen.