Globalisierung gestalten
23. Januar 2007Elisabeth ist 55 und eine Bäuerin aus Sambia. Sie ist mit der ganzen Frauenkooperative ihres Dorfes zum Weltsozialforum gekommen, um Bauern aus anderen Kontinenten kennen zu lernen. Sie will vor allem wissen, wie die Bauern in anderen Entwicklungsländern aus der Armutsfalle herauskommen. Wenn es nach Elisabeth geht, ist die Lösung eigentlich ganz einfach: "Wir müssen unsere natürlichen Ressourcen gerecht nutzen. Wenn wir die Ressourcen gleichmäßig unter uns aufteilen würden, dann würde es auch keine Armut geben." Stattdessen gebe es sehr reiche und sehr arme Länder. Nur wenn alle Länder die gleichen Chancen hätten, könne man die Armut besiegen.
Globale Umweltprobleme
Kenias Friedensnobelpreisträgerin Wangari Mathai bläst in das gleiche Horn und hofft auf die Einsicht des Nordens: Wenn die eine Hälfte der Welt blute, dann bekomme das die andere Hälfte auch zu spüren, sagt Wangari Mathai. "Wir sehen doch jetzt schon, wie viel Energie der Norden aufbringen muss, um die Migranten abzuwehren, die dahin wollen, wo das Gras grüner ist.“
Wangari Mathai gehört zu den vielen Vertretern des afrikanischen Kontinents beim Weltsozialforum in Nairobi, die auf Dialog setzen - und nicht auf Fundamentalopposition gegen die Reichen und Mächtigen. Sie geht davon aus, dass die Globalisierung nicht mehr zu stoppen ist, sie sieht Chancen in der Globalisierung, und will deshalb den Prozess aktiv mitgestalten. Von den Industrieländern verlangt sie ein deutliches Signal. Die gnadenlose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen, die hohe Abhängigkeit von Öl und Gas machten die Umwelt kaputt, warnt die Aktivistin. "Und wir wissen doch alle, dass es wieder die armen Länder sind, die am schlimmsten vom globalen Klimawandel betroffen sind."
Ungerechte Subventionen
Der globale Klimawandel ist für Jakob Kodja aus Kamerun nicht das wichtigste Problem. Der Hühnerfarmer ist aus der Not geboren zum Aktivisten geworden. Seit die Europäische Union billiges Hühnerfleisch zu subventionierten Schleuderpreisen nach Kamerun exportiert, sind die heimischen Produzenten nicht mehr konkurrenzfähig. Deshalb ist er zum Weltsozialforum gekommen. Auch Jakob will eine andere Globalisierung. Er hat Angst vor den neuen wirtschaftlichen Partnerschaftsabkommen, die Europa noch in diesem Jahr mit den Ländern Afrikas aushandeln will. Der Hühnerbauer will den heimischen Markt schützen. Europa sei eine starke Wirtschaftsmacht, da könne sein Land gar nicht mithalten. "Wir brauchen faire Handelsbeziehungen. Du kannst doch nicht einen Elefanten gegen eine Grille antreten lassen."
Genau deswegen ist Philipp Hersel nach Nairobi gekommen. Er gehört zum deutschen Team des Anti-Globalisierungs-Bündnisses Attac, das inzwischen auch immer stärker auf Dialog und Mitgestaltung setzt. Philipp Hersel möchte beim Weltsozialforum mit Menschen dem Hühnerbauern aus Kamerun sprechen und Argumente sammeln - vor allem Argumente für den Protest gegen den G8-Gipfel der selbsternannten acht führenden Industrienationen im Juni in Deutschland.