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Politik

Danzigs Bürgermeister gestorben

14. Januar 2019

Pawel Adamowicz war am Sonntagabend bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung vor den Augen hunderter Menschen von einem Angreifer niedergestochen worden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jetzt wegen Mordes.

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Gdansk's Mayor Pawel Adamowicz speaks with people as he collects money for the Great Orchestra of Christmas Charity in Gdansk
Bild: Reuters/A. Gazeta

Danzigs Bürgermeister Pawel Adamowicz ist an den Folgen eines Messerangriffs gestorben. Der 53-Jährige erlag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen, wie Gesundheitsminister Lukasz Szumowski bestätigte. Die Staatsanwaltschaft gab bekannt, in dem Fall nun wegen Mordes zu ermitteln.

Bis zuletzt hatten Ärzte des Danziger Universitätsklinikums um das Leben des parteilosen Bürgermeisters gekämpft, nachdem dieser am Sonntagabend auf offener Bühne bei einer Spendenveranstaltung von einem Angreifer mit einem Messer niedergestochen worden war.

Die fast 15 Zentimeter lange Messerklinge hatte Adamowicz schwere Verletzungen an Herz, Zwerchfell und Organen im Bauchraum zugefügt. Nach Angaben des Innenministeriums wurde der Politiker nach dem Angriff zunächst reanimiert. Anschließend sei er im Krankenhaus fünf Stunden lang operiert worden, sagte sein behandelnder Arzt Tomasz Stefaniak. "Trotz all unserer Bemühungen haben wir ihn nicht retten können."

Bürgermeister von Danzig nach Messerangriff gestorben
Danziger Bürger versuchten, das Leben des Bürgermeisters mit Blutspenden zu rettenBild: picture-alliance/dpa/K. Mystkowski

Rache als Motiv?

Der Täter - ein 27-jähriger Danziger - habe aus niederen Beweggründen gehandelt, sagte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Krzysztof Sierak. Rache sei ein mögliches Motiv. Ein Video des Angriffs zeigt, wie der Mann nach der Messerattacke ein Mikrofon an sich reißt und ruft, er sei von der früheren Regierung der Bürgerplattform (PO) unschuldig ins Gefängnis gebracht und "gefoltert" worden. "Deshalb stirbt Adamowicz!"

Die Ermittler schließen eine psychische Erkrankung des Angreifers nicht aus. Der Mann ist polnischen Behörden zufolge bereits vorbestraft und saß wegen mehrerer bewaffneter Banküberfälle fünfeinhalb Jahre in Haft. Berichten zufolge war er erst im Dezember freigekommen.

Politische Debatte über Hassreden

Polens Staatspräsident Andrzej Duda verurteilte die Tat auf Twitter: "Feindseligkeit und Gewalt haben uns die tragischsten Folgen und Schmerzen gebracht. Damit darf man sich nicht abfinden." Für den Tag der Beisetzung kündigte er Staatstrauer an. 

Auch der ehemalige polnische Ministerpräsident Donald Tusk brachte seine Trauer über den Tod Adamowiczs auf Twitter zum Ausdruck.

Die Tat löste in Polen allerdings auch eine politische Debatte über Hassreden aus. Der heftige Streit zwischen der Opposition und der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) könne zur Eskalation der Gewalt beigetragen haben, meinen Kritiker. 

Adamowiczs Stellvertreterin Aleksandra Dulkiewicz rief zu Einigkeit auf. Der Angriff dürfe nicht für politische Zwecke benutzt werden, sagte sie. Dem schloss sich auch die PiS-Sprecherin Beata Mazurek an. Die Attacke müsse von ausnahmslos allen verurteilt werden. "Heute ist Bürgermeister Adamowicz nicht unser politischer Gegner, sondern Opfer krimineller Aggression", sagte Mazurek.

Tiefe Bestürzung auch in  Deutschland

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sprach Adamowicz' Witwe sein "herzliches Beileid" im Namen der Bundesbürger aus. "Es erschüttert mich besonders, dass Ihr Ehemann während der Abschlusskundgebung einer Spendenaktion angegriffen wurde, mit der Hilfe für Krankenhäuser eingeworben werden sollte", so Steinmeier. Er würdigte Adamowicz aktive Rolle in der "friedlichen Protestbewegung" in Danzig, die zum Ende des kommunistischen Regimes in Polen geführt und den Weg zum Fall der Berliner Mauer bereitet habe. 

Der Sprecher von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Steffen Seibert, verurteilte den tödlichen Angriff als "entsetzliche und hinterhältige" Tat. Die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles bezeichnete Adamowicz auf Twitter als "Vorbild für uns alle".

Der Grünen-Osteuropaexperte Manuel Sarrazin erklärte, er sei "traurig und wütend". Adamowicz werde fehlen: "seiner Stadt, seinem Land und seiner Europäischen Union". 

jv/uh (dpa, afp)