Chronologie islamfeindlicher Gewalt
15. März 2019Neuseeland 2019: 49 Tote bei Angriff auf Moschee
Bei einem terroristischen Angriff auf zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch sind mindestens 49 Menschen getötet und 20 verletzt worden. Während des Freitagsgebets eröffnete ein Angreifer das Feuer. Die neuseeländische Polizei nahm vier Verdächtige fest, an deren Autos Sprengsätze befestigt waren. Neuseelands Premierministerin Jacinda Ardern verurteilte den Angriff aufs Schärfste. Sie sprach in einer kurzen Stellungnahme von einem der "dunkelsten Tage" in der Geschichte ihres Landes. Für so etwas gebe es "keinen Platz in Neuseeland". Den Hinterbliebenen sprach die Premierministerin ihr Beileid aus. "Neuseeland ist ihre Heimat. Sie hätten sich hier sicher fühlen sollen. Es ist klar, dass dies nur als terroristische Attacke beschrieben werden kann", so Ardern. Einer der mutmaßlichen Täter soll vor der Tat ein rechtsradikales Manifest veröffentlicht haben, in dem er seinen Plan ankündigte.
Deutschland 2019: Amokfahrt in Bottrop und Essen
In der Silvesternacht attackierte der 50-jährige Andreas N. gezielt Migranten im Ruhrgebiet. Es gab vier Tote und mehr als 20 Menschen wurden verletzt. Der Täter erfasste eine syrische und eine afghanische Familie mit ihren Kindern in Bottrop. In Essen fuhr er auf Passanten zu, die an einer Bushaltestelle standen. Die meisten Menschen konnten ausweichen. Mit rassistischen Sprüchen versuchte der Angreifer, seine Tat zu rechtfertigen. Armin Laschet, der Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen twitterte: „An diesem Neujahrstag gilt der Vorsatz für 2019 klarer denn je: Wir stehen zusammen gegen rechte Gewalt. Den Kampf gegen den Hass auf andere Menschen werden wir mit allen Mitteln des Rechtsstaats engagiert fortsetzen." Der Täter hatte "die klare Absicht, Ausländer zu töten", sagte NRW-Innenminister Herbert Reul. Die Behörden behandeln die Amokfahrt als terroristischen Anschlag.
Kanada 2017: Angriff auf Moschee in Québec
Im islamischen Kulturzentrum von Québec wurden sechs Menschen bei einer Schießerei während des Abendgebets getötet und 18 weitere verletzt. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau verurteilte die Schießerei als "terroristischen Angriff auf Muslime in einem Zentrum der Anbetung und Zuflucht". In einer Stellungnahme erklärte er: "Muslimische Kanadier sind ein wichtiger Teil unseres nationalen Gefüges, und diese sinnlosen Handlungen haben in unseren Gemeinden, Städten und auf dem Land keinen Platz."
Großbritannien 2017: Anschlag auf Moscheebesucher in Finsbury
Am 19.Juni 2017 tötete ein 47-Jähriger mit einem Lieferwagen eine Person und verletzte zehn weitere nahe der Finsbury Park Moschee im Norden der britischen Hauptstadt London. Alle Opfer waren Muslime, die sich auf dem Weg zum speziellen Nachtgebet im Ramadan befanden. Ein Augenzeuge sagte dem Nachrichtensender BBC, der Täter habe gesagt, er wolle Muslime töten. Als Motiv hat er später dann auch "Islamhass" angegeben. Die britische Premierministerin Theresa May sprach von einem "schrecklichen Vorfall". Der Amokfahrer wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
Deutschland 2016: Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum in München
Mindestens zehn Menschen sterben, als am und im Olympia-Einkaufszentrum geschossen wurde. Anschließend nimmt sich der 18-jährige Schüler am Tatort selbst das Leben. Er feuerte am 22.Juli 2016 fast 60 Schüsse ab. Die Waffe hat er im sogenannten "Darknet" besorgt. Laut Polizei soll sich der Täter mehrfach fremdenfeindlich und rassistisch geäußert haben. Außerdem sehen die Ermittler als Motive für den Amoklauf persönliche Kränkung durch Mobbing und Rachegefühle gegenüber Menschen mit ausländischen Wurzeln.
USA 2015: Attentat in Chapel Hill
Drei Studenten werden in ihrer Wohnung in Chapel Hill im Bundesstaat North Carolina von ihrem 46-jährigen Nachbarn erschossen. Auf der Facebookseite des Täters Craig H. bezeichnete er sich als Religionsgegner und veröffentlichte das Foto einer Pistole mit dem Titel "Ich". "Wir sind uns eindeutig sicher, dass unsere Töchter wegen ihrer Religion angegriffen wurden“, sagte der Vater der beiden ermordeten Frauen, Mohammad Abu-Salha, inmitten weinender Angehöriger bei den Vorbereitungen der Beisetzung. Seinen Angaben zufolge hatte der Schütze seine Tochter Yusor früher schon bedrängt. Im Internet hat der Vorfall weltweit heftige Reaktionen ausgelöst. Millionen Tweets wurden unter den Hashtags #ChapelHillShooting und #MuslimLivesMatter (Das Leben von Muslimen zählt) geschrieben.
Norwegen 2011: Der Massenmörder Breivik
Der Rechtsextremist Anders Breivik tötete am 22.Juli bei zwei Anschlägen 77 Menschen. Seine Opfer waren überwiegend Jugendliche, die sich in der Sozialistischen Partei Norwegens engagierten. Es war einer der blutigsten Anschläge in der europäischen Nachkriegsgeschichte. Erst zündete er eine Bombe im Osloer Regierungsviertel, dann tötete er die Jugendlichen auf der Insel Utøya. Seine Gräueltat hatte er akribisch geplant. In seinem Manifest schrieb er über den von ihm verhassten Multikulturalismus und über die "Islamisierung Europas", die er beenden wolle. Für die Tat wurde Breivik zu 21 Jahren Haft plus Sicherungsverwahrung verurteilt.
Deutschland 2009: Im Gerichtssaal niedergestochen
Marwa El-Sherbini lebte als Pharmazeutin mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Dresden. Am 1.Juli 2009 wurde sie in Dresden aus rassistischem Hass im Landesgericht ermordet. Zu diesem Zeitpunkt war sie im dritten Monat schwanger. El-Sherbini gilt als erstes Opfer eines klar islamophob motivierten Mordes in Deutschland. Die 31-Jährige wurde direkt nach ihrer Aussage in einem Beleidigungsprozess vom 28-jährigen Russlanddeutschen Alexander W. erstochen. Er hatte sie zuvor als "Islamistin" und "Terroristin" beschimpft. Der Mörder hatte bereits in einem Brief an das Gericht seinen Hass auf Muslime erkennen lassen. Bis heute ist nicht geklärt, wie er ein langes Messer in den Gerichtssaal schmuggeln konnte. Auch bleibt unklar warum der Ehemann der Frau angeschossen wurde, als er ihr zur Hilfe eilte. Er überlebte seine schweren Verletzungen. Mittlerweile lebt er mit seinem Sohn in Kanada. Der 1.Juli gilt in Deutschland bundesweit als Tag gegen antimuslimischen Rassismus.