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"Zypern wird liefern"

Ralf Bosen25. Februar 2013

Zypern ist für die EU von enormer Bedeutung: Davon ist Jorgo Chatzimarkakis überzeugt. Im DW-Gespräch erklärt der Europa-Parlamentarier, warum er die Zukunft der verschuldeten Insel optimistisch sieht.

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Jorgo ChatzemarkakisBild: picture-alliance/dpa

Deutsche Welle: Herr Chatzimarkakis, glauben Sie, dass der neue Präsident Zyperns, Nikos Anastasiades, auch der richtige Mann ist, um die von der EU geforderten Reformen umzusetzen?

Jorgo Chatzimarkakis: Zunächst einmal hat er die Unterstützung der Europäischen Volkspartei, das ist schon mal wichtig. Es hat sich auch im Falle des griechischen Ministerpräsidenten Antonis Samaras erwiesen, dass die Nähe zur Kanzlerin Merkel, die in dieser Volkspartei die wichtigste Figur ist, ganz entscheidend ist, um Reformen anpacken zu können. Ich glaube, die Unterstützung aus Europa war auch für viele Wähler ein Grund, für Nikos Anastasiades zu stimmen. Mit dem Rückenwind aus Brüssel und aus Berlin wird er nicht darum herum kommen, wichtige Reformen anzupacken - auch dort, wo sein Vorgänger Dimitris Christofias am Ende überfordert war.

Finanzminister Wolfgang Schäuble äußert sich aber immer noch sehr zurückhaltend. Er sagte, er möchte zuerst sehen, ob die Reformen greifen, um dann Zypern dementsprechend zu unterstützen. Wie sehen Sie das?

Das ist eine Rhetorik, die ich nachvollziehen kann und die mir sehr bekannt vorkommt aus dem Fall Griechenland. Aber es wird so sein, dass Anastasiades zum Beispiel im Bereich der Privatisierung sehr schnell zu einem Ergebnis kommen wird. In diesem Bereich konnte sein Vorgänger Christofias als Kommunist überhaupt keine Erfolge vorzeigen, weil er keine Privatisierung wollte. Insofern kann ich Wolfgang Schäuble zwar verstehen, aber er wird schon sehr bald Anlass haben, das Hilfspaket für Zypern auf den Weg zu bringen, weil Anastasiades aus meiner Sicht liefern wird.

Ein zentraler Vorwurf lautet, dass sich die Mittelmeerinsel zu einem Knotenpunkt für internationale Geldwäsche und Steuerhinterziehung entwickelt hat. Was müsste der neue Präsident als erstes machen, um den Ruf Zyperns in der EU wieder herzustellen?

Es besteht kein Zweifel, dass Zypern bei Finanztransaktionen im Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl eine überproportionale Rolle im östlichen Mittelmeer und im gesamten Nahen Osten spielt. Eine solche überproportionale Rolle ist vergleichbar mit Ländern wie Luxemburg, um nicht Liechtenstein zu nennen. Ich glaube, Zypern könnte von Luxemburg lernen. Zypern könnte die Fehler, die man in diesem Bereich machen kann, ablegen, wenn es sich sehr intensiv mit der Art und Weise auseinandersetzt, wie Luxemburg sein Image aufgebessert hat. Dabei kommt es sehr auf den Umgang mit dem Bankgeheimnis an. Es geht um starke und scharfe Regeln. In Zypern handelt es sich nicht ausschließlich, aber insbesondere um Schwarzgeld aus Russland. Wie man damit umgeht und Transparenzrichtlinien umsetzt, wird entscheidend sein. Mein Rat an Herrn Anastasiades wäre, sich sehr rasch mit Jean-Claude Juncker, dem Premierminister von Luxemburg, zu treffen.

Porträt des neuen zyprischen Präsidenten Anastasiades nach dem Wahlsieg (Foto: Reuters)
Wahlsieger AnastasiadesBild: Reuters

In der Republik Zypern leben gerade mal 800.000 Menschen. Da könnte man meinen, dass die dortigen Vorkommnisse für die EU nicht so sehr ins Gewicht fallen. Wie wichtig ist Zypern überhaupt für die EU?

Zypern ist ein kleines Land, das aber seit jeher wegen seiner Multikulturalität und wegen seines politischen Einflusses hochinteressant ist. Natürlich ist es ein Problemfaktor für die EU durch seine Teilung. Was aber vielen Europäern vielleicht nicht so bewusst ist: Zypern sitzt geografisch auf riesigen Erdgas- und Erdölreserven. Die sind so groß, dass sich Zypern sehr rasch von einem Transaktionsplatz und einer wunderschönen Insel zu einem wichtigen, vielleicht dem wichtigsten Lieferanten von Erdgas für ganz Europa entwickeln könnte. Das Land könnte sehr rasch aufsteigen, auch was den Wohlstand angeht. Das darf man nicht unterschätzen. Deswegen ist Zypern geostrategisch von enormer Bedeutung für die gesamte Europäische Union.

Der FDP-Politiker Georgios "Jorgo" Chatzimarkakis (geboren am 21. April 1966 in Duisburg) ist seit Juli 2004 Mitglied des Europäischen Parlaments und gehört der ALDE-Fraktion (Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa) an. Chatzimarkakis ist deutscher Staatsbürger mit griechischen Wurzeln.