Borussia Dortmund vorerst gerettet
14. März 2005Der einzige börsennotierte Fußballclub in Deutschland hat wieder etwas Geld. Denn in letzter Minute haben auch die Anteilseigner des Immobilienfonds Molsiris, dem das Dortmunder Westfalenstadion gehört, das Gesundungs-Konzept angenommen. Nach der Entscheidung stieg der Aktienkurs um 6,5 Prozent auf 2,62 Euro.
Bei einer Versammlung der Molsiris-Anleger am Düsseldorfer Flughafen stimmten am Montag (14.3.2004) fast 95 Prozent der Anwesenden für den Plan, der die Borussia Dortmund GmbH & Co. KgaA wieder auf Kurs bringen soll. Die Anteilseigner des Molsiris-Fonds mussten mitentscheiden, weil sie vom Verein bisher jedes Jahr etwa 16 Millionen Euro Miete kassierten.
Schon im Februar 2005 hatten 67 Gläubiger die Strategie akzeptiert. Sie verzichteten vorübergehend auf Zahlungen für Altkredite und stellten Geld bereit, um den Engpass zu überbrücken.
Borussia kauft ein Stück Stadion
Erster Punkt des Sanierungskonzepts: Die Borussia kauft ihr Stadion zurück, zumindest zum Teil. Denn das Westfalenstadion gehört Molsiris seit 2003 zu 94 Prozent. Jetzt gibt der Verein etwa 43 Millionen Euro aus und erhält dafür 42,8 Prozent der Spielstätte zurück. Der Rest der Anteile bleibt bis 2017 bei Molsiris. Sechs Prozent hält der BVB sowieso noch - über seine Sportartikelfirma Goool.
Mietzahlungen aufgeschoben
Zweiter Punkt: Die Stadionmiete für 2005 und 2006 muss die Borussia erst in späteren Jahren zahlen. Und Punkt drei: Neun Millionen Euro werden locker gemacht, um den laufenden Spielbetrieb zu sichern.
Das Geld für all die Rettungsmaßnahmen stammt aus einem Depot, 51,8 Millionen Euro schwer. Mit diesen Rücklagen wollte der BVB eigentlich 2017 sein Stadion zurückkaufen. Mit der Zustimmung der Molsiris-Anleger darf der Traditionsklub das Paket nun früher antasten.
Nur die Lizenz fehlt noch
Damit kann Borussia Dortmund - sofern die Deutsche Fußball-Liga dem Verein eine Lizenz gibt - in der kommenden Saison in der ersten Bundesliga mitspielen. Darauf hatte der BVB gehofft, sagte sein Sprecher Manuel Neukirchner vor der Versammlung: "Wenn das Sanierungskonzept greift, haben wir meine sehr gute Zukunft vor uns."
Die Vertreter der Borussia, BVB-Präsident Reinhard Rauball und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, konnten sich vor der Abstimmung aber nicht sicher sein, ob sie mit dem Konzept durchkommen würden. Rauball sagte nach der Entscheidung: "Ich möchte einen solchen Tag in meinem Leben nicht mehr miterleben."
Vereinstreue und Fatalismus
Zahlreiche Anteilseigner wollten den Verein nicht im Stich lassen: "Wenn wir dem BVB nicht unter die Arme greifen, steht da eine Bauruine", meinte einer. "Im Westfalenstadion kann man doch keine Blumen züchten."
Andere forderten den Rücktritt der Vereinsführung. Ein Anleger erklärte sogar: "Ich hab hier so viel Geld verloren. Mir ist egal, ob der Verein den Bach runtergeht." Die etwa 5800 Anteilseigner haben jeweils zwischen 5- und 100.000 Euro investiert. (reh)