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Bittere Niederlage gegen Italien

Andreas Sten-Ziemons (mit sid, dpa)9. September 2015

Deutschlands Basketballer hatten Italien am Rande der Niederlage. Ein Sieg hätte die Chancen auf die K.o.-Runde der Basketball-EM noch einmal erhöht. Alles läuft nach Plan - bis auf die dramatischen letzten 30 Sekunden.

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Basketball EM - Italien - Deutschland, Spielszene Wurf Italien (Foto: Lukas Schulze/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Erst lag der eine deutsche Hoffnungsträger auf dem Boden, wenige Sekunden später auch der andere. Als es in der Schlussphase der Verlängerung zwischen Deutschland und Italien um alles ging, stolperte zunächst Dennis Schröder beim Dribbling zum Korb über ein italienisches Abwehrbein und bekam kein Foul gepfiffen. Einen Angriff später wollte Dirk Nowitzki die deutsche Mannschaft noch einmal heranbringen, doch er verlor den Ball und geriet beim Versuch, noch zu retten, was nicht mehr zu retten war, ebenfalls ins Straucheln. Obwohl das deutsche Team das vierte Vorrundenspiel bei der Basketball-EM gegen die Italiener fast die gesamte Zeit dominierte und so gut wie nie zurücklag, hieß es am Ende 82:89 (76:76/42:42). Die dritte Pleite im vierten Spiel - grenzenlose Enttäuschung.

Fleming: "Stolz auf die Jungs"

"Nach der Niederlage von gestern, als wir sehr schlecht gespielt haben, bin ich sehr stolz auf die Art und Weise, wie die Jungs gespielt haben", sagte ein niedergeschlagener Bundestrainer Chris Fleming in der ARD. Der US-Amerikaner übte aber auch Kritik: "Als Team brauchen wir in der Schlussphase mehr Ballbewegung."

Basketball EM Italien gegen Deutschland, Spielszene Dirk Nowitzki (Foto: Rainer Jensen/dpa)
Dirk Nowitzki vergab viele Würfe und war nicht der sichere Rückhalt seines Teams, der er gerne gewesen wäreBild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Zuvor hatte er mit ansehen müssen, wie die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) gegen Italien ihre beste Turnierleistung zeigte, den Heimvorteil vor 13.050 euphorischen Zuschauern in der ausverkauften Arena am Berliner Ostbahnhof aber wieder nicht nutzen konnte. Der Respekt vor den Italienern war von Anfang an groß, immerhin hatte das Team um die langjährigen NBA-Profis Danilo Gallinari (Denver Nuggets), Marco Belinelli (Sacramento Kings) und Andrea Bargnani (Brooklyn Nets) am Mittwoch überraschend gegen den Titelkandidaten Spanien gewonnen (105:98). Doch gegen die gut verteidigende DBB-Auswahl lief es im Angriff längst nicht so reibungslos. Die Deutschen übernahmen in der dritten Spielminute die Führung und gaben sie bis fünf Minuten vor Ende der regulären Spielzeit nicht mehr ab.

Schröder dominiert deutsches Spiel und kritisiert Fleming

Nur langsam fand Nowitzki bei den Gastgebern ins Spiel. Wie bereits im gesamten Turnier wurde der 37-Jährige, der durch seine 14 Punkte gegen Italien mit insgesamt 1042 Punkten auf Rang zwei der ewigen EM-Scorerliste vorrückte, hart attackiert und teilweise von mehreren Gegenspielern in Bedrängnis gebracht. Seinen ersten Korb erzielte Nowitzki erst nach 14 Minuten. Bis zur Pause konnte er wenig Akzente setzen, erst danach lief es etwas besser.

Im Gegensatz dazu zeigte sich Schröder in guter Form. Er beschäftigte die Italiener mit schnellen Dribblings und gutem Zug zum Korb. Immer wieder aber traf der manchmal übermütige und eigensinnige Playmaker die falsche Entscheidung und nahm zu frühe Würfe oder passte aus der Bedrängnis ins Aus. In der ersten Halbzeit versenkte Schröder seine Würfe sicher und erzielte 15 Punkte. Außerdem gefiel er als kluger Ballverteiler. Auch nach dem Seitenwechsel nutzte der 21-Jährige von den Atlanta Hawks seine enorme Geschwindigkeit aus und baute viel Druck gegen die Italiener auf. Am Ende war Schröder mit 29 Punkten bester deutscher Werfer.

Basketball EM Italien gegen Deutschland, Spielszene Dennis Schröder (Foto. Rainer Jensen/dpa)
Playmaker Dennis Schröder zeigte großes Können - aber manchmal auch ein zu großes EgoBild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Mitte des dritten Viertels wuchs der Vorsprung der Deutschen auf zehn Punkte an (55:45), noch deutlicher konnte sich DBB-Auswahl allerdings nicht absetzen. Sieben Minuten vor dem Ende schafften die cleveren Azzurri den Ausgleich (63:63) und gingen anschließend sogar in Führung (69:68). Schröder und Nowitzki hielten im Zusammenspiel lange dagegen und Deutschland konnte sich erneut absetzen, aber nicht entscheidend.

Schröder kritisierte anschließend die Entscheidung des Nationalcoaches, in der Schlussphase der Partie beim Stand vom 75:72 die Italiener mit einem Foul an die Freiwurflinie zu zwingen, anstatt auf die eigene Verteidigung zu vertrauen. "Wir hätten nicht foulen sollen. Doch der Trainer wollte es so, also haben wir es gemacht. Das finde ich nicht so smart", sagte Schröder. Fleming wies die Aussagen kühl zurück. "Wenn wir danach unsere beiden Freiwürfe machen, ist die Sache gegessen", sagte der Nationalcoach mit Blick auf Schröder. Doch weil der Point Guard nur einen von zwei Freiwürfen nutzte, konnten sich die Italiener durch Gallinari fünf Sekunden vor dem Ende doch noch in die Verlängerung retten.

In der Overtime nahmen dann die Italiener das Heft in die Hand, Deutschland lief ständig einem knappen Rückstand hinterher. Am Ende mussten sich die Deutschen geschlagen geben. Als Nowitzki 15 Sekunden vor Schluss im Angriff den Ball verlor, war auch das Spiel verloren.

Vorrunden-Aus droht - Endspiel gegen Spanien

Nur ein Sieg im "Endspiel" gegen Spanien am Donnerstag (17.45 Uhr MESZ) kann das Ausscheiden in der Vorrunde nun noch verhindern. Um die Reise zur Finalrunde ins französische Lille noch antreten zu können, ist eine Leistungssteigerung erforderlich, ansonsten könnte es wie schon bei der EM vor zwei Jahren in Slowenien den bitteren K.o. in der Gruppenphase geben. Der bislang einzige Sieg zum Auftakt gegen Außenseiter Island wird nicht ausreichen, um ins Achtelfinale einzuziehen.