Bischöfe beenden Synode mit Kompromiss
24. Oktober 2015Alle 94 Einzelabschnitte und der Gesamttext fanden eine Mehrheit von mindestens zwei Drittel der anwesenden 265 Bischöfe. Papst Franziskus gab den 32-seitigen Text zur sofortigen Veröffentlichung frei. An diesem Sonntag beendet er die dreiwöchige Synode mit einem feierlichen Gottesdienst im Petersdom.
Das Dokument legt einen Schwerpunkt auf die Stärkung von Familien und benennt ausdrücklich dramatische Schwierigkeiten für Familien in vielen Teilen der Welt durch wirtschaftliche Not, Flucht und Vertreibung. Kirche solle sich auf allen Ebenen um die Stärkung der Familien einsetzen. Dabei sprechen die Bischöfe auch in einer wertschätzenderen Art als bislang vom Alltag und den Schwierigkeiten von Familien.
Keine Bewertung von Homosexualität
Das Thema Homosexualität wird in dem Text nur am Rande und nicht in einer grundsätzlichen Bewertung erwähnt. Ein anderes heißes Eisen kommt jedoch offen zur Sprache. Bei der Frage des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen und ihres Zugangs zur Eucharistie lehnen sich die Synoden-Teilnehmer an einen lange umstrittenen Vorschlag der deutschen Sprachgruppe um die Kardinäle Gerhard Ludwig Müller, Walter Kasper (beide Rom) und Christoph Schönborn (Wien) an.
Der Zugang zu den Sakramenten wird zwar in dem Dokument nicht ausdrücklich genannt. Durch den Verweis auf den Einzelfall, die mehrfache Nennung des "Gewissens" und den Verweis auf eine Klärung des Geistlichen vor Ort mit Betroffenen ist der Zusammenhang jedoch deutlich. Der Sprecher der Kurie, Pater Federico Lombardi, erläuterte, dass die Zustimmung bei unterschiedlichen Absätzen des Dokuments unterschiedlich ausgefallen sei. Das lässt vermuten, dass der konservativere Block der Synodalen, der diesen Weg der Klärung verhindern wollte, hier letztlich keine Sperrminorität zusammenbrachte.
Papst würdigt Arbeit
Nach Abschluss der Abstimmung ergriff zum Ende der Versammlung Papst Franziskus das Wort und würdigte die zweijährigen Beratungen und das Ringen der Synodalen. Die Synode habe auch geklärt, "dass die wahren Verteidiger der Lehre nicht jene sind, die ihren Buchstaben hochhalten, sondern Ihren Geist. Nicht Ideen, sondern Menschen." Die erste Pflicht der Kirche sei es eben nicht, "Verurteilungen oder Bann-Sprüche weiterzugeben, sondern Gottes Barmherzigkeit zu verkünden". Kirche sei nicht einfach Gemeinschaft der Gerechten und des Heiligen, sondern derer, die Barmherzigkeit suchten. Dabei betonte Franziskus die Unterschiede in den aktuellen Herausforderungen. Es habe sich gezeigt, dass das, was auf einem Kontinent für einen Bischof normal sei, für einen Bischof eines anderen Kontinents völlig fremd und skandalös sein könne.
Das Dokument ist lediglich eine beratende Empfehlung an Papst Franziskus und hat selbst keine direkt verändernde Wirkung. Es gilt aber als richtungsweisend für weiteres Vorgehen. Der Papst hatte vor knapp zwei Jahren ein kirchliches Nachdenken über Ehe und Familie angeregt. Eine erste Synode dazu fand im Oktober 2014 im Vatikan statt. Die Debatten bewegten Gläubige in aller Welt.
In einer eigenen Synodenbotschaft äußerten sich die Delegierten zur Lage im Nahen und Mittleren Osten, in Afrika und der Ukraine. Dabei forderten sie ein Ende von Gewalt und Terrorismus und beklagten den weltweiten Handel mit Rüstungsgütern.