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Glaube

Bis zu 50.000 Euro für Missbrauchsopfer

24. September 2020

Ein Jahrzehnt nach Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche sollen die Opfer entschädigt werden. Betroffene üben jedoch Kritik.

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Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz
Eröffnungsgottesdienst zur Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwoch in Fulda -----------Bild: Arne Dedert/dpa/picture-alliance

Die katholischen Bischöfe in Deutschland habe sich auf Einmalzahlungen an Opfer sexuellen Missbrauchs in der Kirche geeinigt. Von 2021 an könnten Betroffene Anträge auf Geldleistungen stellen, unabhängig davon, ob sie bereits früher eine Entschädigung bekamen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing.

Es handele sich um Einmalzahlungen, deren Höhe für jeden Betroffenen individuell durch ein unabhängiges Gremium festgelegt werde. Dessen Mitglieder - Fachleute aus Medizin, Recht, Psychologie und Pädagogik - dürften nicht bei der Kirche angestellt sein, erläuterte der Limburger Bischof zum Abschluss der Herbstvollversammlung in Fulda.

"Greift zu kurz"

Bei der Höhe orientiert sich die Kirche an Urteilen staatlicher Gerichte zu Schmerzensgeldern. Damit ergeben sich Zahlungen bis zu 50.000 Euro pro Fall. Zusätzlich können Kosten für Therapien erstattet werden. Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, bemängelte in einer ersten Reaktion, die Deckelung greife zu kurz. In Fällen schweren sexuellen Missbrauchs reichten 50.000 Euro nicht aus, sagte Rörig der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz
Matthias Katsch, Sprecher des Opfervereins "Eckiger Tisch", vor dem Fuldaer DomBild: Arne Dedert/dpa/picture-alliance

Auch Betroffene kritisierten die Entscheidung. Diese führe "in die Irre", sagte der Sprecher der Initiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch. Denn es gehe nicht um einen Ausgleich für aktuelle Taten wie bei Schmerzensgeldtabellen staatlicher Gerichte. Vielmehr habe man es mit jahrzehntelanger systematischer Vertuschung und Verdunkelung von Verbrechen an Kindern und Jugendlichen durch die Institution Kirche zu tun. Der "Eckige Tisch" bekräftigte seine Forderung aus dem vergangenen Jahr, Entschädigungen zwischen 40.000 und 400.000 Euro zu zahlen, wie es eine von der Bischofskonferenz eingesetzte unabhängige Arbeitsgruppe empfohlen hatte.

Unterschiedliche Leistungen je nach Bistum

Bisher gab es kein einheitliches Vorgehen der 27 deutschen Diözesen, weshalb Opfer je nach Ort unterschiedliche Leistungen bekamen. Eine Studie, die vor zwei Jahren von der Deutschen Bischofskonferenz vorgestellt wurde, kam zu dem Schluss, dass zwischen 1946 und 2014 mindestens 1670 katholische Kleriker 3677 meist männliche Minderjährige missbraucht haben. Allgemein wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen.

jj/se (dpa, afp, epd, kna)