Bill Cosby wegen Missbrauchs schuldig gesprochen
22. Juni 2022Die Geschworenen im kalifornischen Santa Monica haben den früheren US-Fernsehstar zu einer Zahlung von 500.000 Dollar (rund 475.000 Euro) Schadenersatz an die Klägerin verurteilt. Die heute 64-Jährige hatte dem 84-jährigen Cosby vorgeworfen, sich 1975 an ihr vergangen zu haben, als sie 16 Jahre alt war. Ort des Geschehens war die Villa von "Playboy"-Gründer Hugh Hefner in Los Angeles. Laut der Anklage hatte Cosby die Jugendliche zunächst betrunken gemacht und sie anschließend dorthin mitgenommen.
Der Schauspieler, der dem Prozess ferngeblieben war, bestreitet jeglichen Übergriff. Die Frau hatte ihre Klage erst 2014 eingereicht, das Verfahren lag später mehrere Jahre auf Eis. Strafrechtlich gesehen sind die Vorwürfe verjährt. Das kalifornische Recht erlaubt aber auch nach der üblichen Verjährungsfrist Zivilklagen von Erwachsenen, die als Minderjährige Opfer sexueller Gewalt wurden.
Die meisten Fälle sind verjährt
Mehr als 60 Frauen haben Cosby des sexuellen Missbrauchs beschuldigt, allerdings sind die meisten Fälle verjährt. 2018 wurde der einstige TV-Star in einem Prozess im Bundesstaat Pennsylvania schuldig gesprochen, im Jahr 2004 eine Frau sexuell missbraucht zu haben. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass Cosby sein Opfer in seinem Haus in der Ostküsten-Metropole Philadelphia unter Drogen gesetzt und sich an der Frau vergangen hatte.
Cosby wurde zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Nachdem er rund drei Jahre im Gefängnis verbracht hatte, kippte der Oberste Gerichtshof von Pennsylvania das Urteil aus formalen Gründen. Im Juni vergangenen Jahres kam er auf freien Fuß.
Der Schauspieler ist in den USA jahrzehntelang als "America's Dad" verehrt worden. In der Rolle als liebenswürdiger Arzt und gutmütiger Familienvater in der "Bill Cosby Show" war er einer der beliebtesten TV-Stars des Landes, bevor er wegen der Missbrauchsvorwürfe zum Geächteten wurde. Cosbys Verurteilung 2018 war der erste Schuldspruch gegen einen Prominenten nach Beginn der #MeToo-Bewegung.
se/fab (afp, dpa, ap)