Macht und Missbrauch
Rund 60 Frauen werfen Ex-Comedian Bill Cosby sexuelle Übergriffe vor. Missbrauchsskandale haben schon viele Prominente in Verruf gebracht. Oft ist die Karriere vorbei. Doch es gibt auch Freisprüche und ungeklärte Fälle.
Bill Cosby: Hinter Gittern
Der 81-jährige ehemalige US-Schauspieler und -Komiker steht seit dem Ende seiner TV-Karriere wegen zahlreicher Vorwürfe sexueller Belästigung, sexuellen Missbrauchs und Vergewaltigung in der Öffentlichkeit. Fast 60 Frauen beschuldigen ihn sexueller Übergriffe innerhalb eines jahrzehntelangen Zeitraums. Inzwischen ist er verurteilt und verbüßt eine Haftstrafe von drei bis zehn Jahren.
Bill O'Reilly: Ende einer TV-Karriere
Dass US-Präsident Donald Trump ihn als "guten Menschen" bezeichnete, half dem ehemaligen Fox-News-Moderator am Ende nicht: Am 19. April gab 21st Century Fox die Trennung von O'Reilly bekannt. Zuvor hatte die "New York Times" berichtet, der TV-Mann (Jahrgang 1949) habe insgesamt 13 Millionen US-Dollar Schweigegeld an fünf Frauen bezahlt, die ihm sexuelle Belästigung vorgeworfen hatten.
Roger Ailes: Sturz vom Fox-News-Thron
O'Reilly ist nicht der einzige Fox-News-Mitarbeiter, den Donald Trump gegen derartige Vorwürfe verteidigt hat. Während des US-Wahlkampfs legte er für den damaligen Chef des Senders, Roger Ailes, ein gutes Wort ein. Dieser war von einer Ex-Moderatorin wegen sexueller Belästigung verklagt worden. Im Juli 2016 legte Ailes alle Funktionen bei Fox News nieder. Er starb im Mai 2017.
Donald Trump: Gerichtsverfahren beigelegt
Dass der US-Präsident selbst ein problematisches Verhältnis zu Frauen hat, zeigte unter anderem ein Tonmitschnitt aus dem Jahr 2005, dessen herabwürdigende Aussage im Wahlkampf 2016 für Aufruhr sorgte. Seit 1980 haben 15 Frauen Trump sexuelle Belästigung oder sexuellen Missbrauch vorgeworfen. Zu einer Verurteilung kam es nie: Alle Gerichtsverfahren wurden beigelegt oder die Klagen zurückgezogen.
Cristiano Ronaldo: Unsauberer Journalismus?
Im April 2017 berichtete der "Spiegel", die Enthüllungsplattform Football Leaks habe dem Magazin Dokumente zugespielt, die auf eine mutmaßliche Vergewaltigung im Jahr 2009 hindeuteten. Angeblich habe sich Ronaldo in Las Vegas an einer Amerikanerin vergangen und ihr 375.000 US-Dollar Schweigegeld angeboten. Ronaldos Berateragentur Gestifute bezeichnete die Vorwürfe als "journalistische Fiktion".
Julian Assange: Viele offene Fragen
2010 leitete Schweden gegen den WikiLeaks-Gründer wegen mutmaßlicher Sexualvergehen an zwei Frauen Ermittlungen ein. 2012 floh Assange in die ecuadorianische Botschaft in London, um dem Haftbefehl zu entgehen. Die Vorwürfe wegen sexueller Nötigung und sexueller Belästigung verjährten 2015. Im Mai 2017 stellte die schwedische Staatsanwaltschaft auch die Ermittlungen wegen Vergewaltigung ein.
Dominique Strauss-Kahn: Vergleich
Am 14. Mai 2011 wurde der damalige IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn am Flughafen in New York festgenommen. Die New Yorker Staatsanwaltschaft klagte den Franzosen wegen versuchter Vergewaltigung, sexueller Belästigung und Freiheitsberaubung des Zimmermädchens Nafissatou Diallo an. Im Dezember 2012 kam es zu einer außergerichtlichen Einigung. Der Fall beendete Strauss-Kahns politische Karriere.
Jimmy Savile: Posthum geächtet
Er war eine TV-Legende und erhielt sogar zwei Orden von der Queen: Jimmy Savile prägte lange das britische Fernsehprogramm. Ein Jahr nach seinem Tod wurden Vorwürfe laut, Savile habe jahrzehntelang vorwiegend junge Mädchen missbraucht. Bis Oktober 2012 stieg die Zahl der mutmaßlichen Opfer auf etwa 450. Eine unabhängige Untersuchung kam 2016 zu dem Ergebnis, die BBC habe systematisch weggesehen.
Woody Allen: Aussage gegen Aussage
Während eines Sorgerechtsstreits warf die US-Schauspielerin Mia Farrow ihrem Ex-Mann Woody Allen vor, die gemeinsame Adoptivtochter (links) sexuell missbraucht zu haben, als diese noch ein Kind war. 2013 ging Dylan Farrow selbst an die Öffentlichkeit. In einem medialen Schlagabtausch wies der Oscar-Preisträger Allen die Anschuldigungen zurück. Bis heute steht es Aussage gegen Aussage.
Roman Polanski: Müde Protagonisten
Seit 40 Jahren hat Roman Polanski, hier mit seinen Anwälten, die USA nicht mehr betreten. 1977 gestand der polnisch-französische Regisseur, mit der damals 13-jährigen Samantha Geimer geschlafen zu haben. Aus Angst vor einer langen Haftstrafe floh er nach Europa. Im März gab Polanski an, den Prozess hinter sich bringen zu wollen. Geimer selbst fordert schon seit Jahren ein Ende des Verfahrens.
Jörg Kachelmann: Zu Unrecht angeklagt
Der frühere ARD-Meteorologe, hier kurz nach seiner Untersuchungshaft, wurde 2010 wegen des Verdachts der Vergewaltigung festgenommen. 2011 wurde er freigesprochen, seine ehemalige Geliebte wurde 2016 zu einer Schadensersatzzahlung von mehr als 7000 Euro verurteilt. In einem Interview sprach Kachelmann von einem "Opfer-Abo" für Frauen. Der Begriff wurde zum deutschen Unwort des Jahres 2012 gewählt.
Gina-Lisa Lohfink: Klägerin und Angeklagte
Im Sommer 2012 wurden Videoaufnahmen verbreitet, die das Model Gina-Lisa Lohfink, hier im Kammergericht Berlin, beim Sex mit zwei Männern zeigen. 2016 verklagte Lohfink die Männer wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung. Sie erhielten allerdings nur Strafen wegen der Verbreitung der Aufnahmen und zeigten Lohfink wegen Verleumdung an. Die 30-Jährige wurde wegen Falschverdächtigung verurteilt.