Führungswechsel beim Bund der Vertriebenen
7. November 2014Zum ersten Mal hat der Bund der Vertriebenen (BdV) einen Vertreter der Nachkriegsgeneration zu seinem Vorsitzenden gewählt. Der 49-jährige CSU-Politiker Bernd Fabritius, in Rumänien geboren und aufgewachsen, wurde mit 144 Stimme bei nur einer Gegenstimme in seinem neuen Amt bestätigt.
Schon vor seiner Wahl hatte er angekündigt, er wolle den Verband zu einer Interessenvertretung aller Menschen mit Wurzeln in Ost- und Südosteuropa weiterentwickeln. Seine Kritiker behaupten, damit habe er die Position der Vertriebenen in den Diskussionen mit Politikern aus den Herkunftsländern, vor allem aus Polen, Tschechien und der Slowakei, geschwächt. Fabritius wird vorgeworfen, er sei im Vergleich zu seiner streitbaren Vorgängerin Erika Steinbach viel zu moderat.
Tatsächlich will der CSU-Politiker, der seit 2013 im Bundestag sitzt, erklärterweise seinen Verband modernisieren. Er werde sich gleichermaßen sowohl für die Vertriebenen der ersten Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg als auch für die Spätaussiedler einsetzen, sagte er im DW-Gespräch. Und er wolle als "Brückenbauer" den unterschiedlichen Vertrieben-Verbänden helfen, mit Ländern wie Polen, Tschechien oder der Slowakei in einen intensiveren Dialog zu treten. Die scheidende BdV-Präsidentin hatte vor allem Politiker in Polen mit umstrittenen Äußerungen und Positionen verärgert.
Zum Aussiedeln gezwungen
Bernd Fabritius wurde 1965 in Siebenbürgen, Rumänien geboren. Nach seinem Abitur am deutschen Gymnasium in Hermannstadt (Sibiu) wanderte er, wie so viele seiner Landsleute in den Jahren der kommunistischen Diktatur, zusammen mit seiner Familie in die Bundesrepublik Deutschland aus. In Deutschland studierte Fabritius Politik und anschließend Rechtswissenschaften. 2003 promovierte er in Jura. In der Vertriebenenpolitik ist Fabritius schon länger aktiv. 2007 wurde er zum Bundesvorsitzenden des Verbands der Siebenbürger Sachsen gewählt und 2010 zum Vizepräsidenten des BdV.
In einem DW-Gespräch erklärte Fabritius, weshalb er sich als Vertriebener betrachtet: "Keiner meiner Landsleute hat Rumänien leichtfertig verlassen. Es gab während der kommunistischen Diktatur einen permanenten Vertreibungsdruck, dem auch wir als Spätaussiedler ausgesetzt waren."
Heute leben rund 400.000 Siebenbürger Sachsen und ähnlich viele Banater Schwaben in Deutschland. Zusammen gehören sie zu den sogenannten Rumäniendeutschen. Gut die Hälfte von ihnen kam in den Jahren nach der politischen Wende in die Bundesrepublik. In Rumänien leben heute noch knapp 40.000 Angehörige der deutschen Minderheit. Zu seiner alten Heimat hat Fabritius noch gute Verbindungen. Im Bundestag ist er unter anderem Berichterstatter des EU-Ausschusses für Rumänien.