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Banken: Brexit stärkt Finanzplatz Deutschland

Klaus Ulrich
25. Juni 2017

Mehr Chancen als Risiken erwarten deutsche Bankmanager im Zuge des bevorstehenden Brexit. Vor allem die Finanzmetropole Frankfurt dürfte vom Abschied der Briten aus der Europäischen Union profitieren.

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Symbolbild Wecker Brexit
Bild: picture-alliance/dpa/U. Baumgarten

Deutsche Banken sehen den bevorstehenden Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union vergleichsweise gelassen. Das geht aus einer neuen Studie des Beratungsunternehmens Ernst & Young (EY) hervor.

Nur zwölf Prozent der Bankmanager bezeichnen danach den Brexit als großes Risiko für die Konjunktur in Deutschland, 88 Prozent gehen davon aus, dass dieser Schritt keine Auswirkung auf das eigene Unternehmen haben wird. Dafür soll der Finanzplatz Frankfurt profitieren: 22 Prozent der Bankmanager sind sich sicher, dass Banken in größerem Umfang Personal und Funktionen von London nach Frankfurt verlagern werden, weitere 62 Prozent halten dies immerhin für wahrscheinlich.

Infografik Brexit: Rechnen Sie mit Personalverlagerung von London nach Frankfurt?

"Noch immer sind viele Details der zukünftigen Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen der Europäischen Union und Großbritannien unklar", betonte Claus-Peter Wagner, EY-Fachmann für Finanzen bei der Vorstellung des aktuellen "EY-Bankenbarometers". Für international tätige Institute führe aber derzeit kein Weg daran vorbei, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen und sich auf einen harten Brexit vorzubereiten - in diesem Fall würden in Großbritannien ansässige Banken das Recht verlieren, mit dem sogenannten EU-Pass den europäischen Markt bedienen zu können. "Für die eher auf den regionalen Markt ausgerichteten Volksbanken und Sparkassen hingegen dürfte die unmittelbare Relevanz begrenzt sein", so Wagner.

Wichtige Behörde soll Umziehen

Einiges spreche dafür, dass weitere Teile der Finanzmarktaufsicht in Frankfurt angesiedelt sein werden, wodurch Frankfurts Bedeutung als Finanzplatz weiter steigen werde, erwartet EY-Bankenexperte Dirk Müller-Tronnier. Nach Meinung der befragten deutschen Bankmanager sollte sich vor allem Frankfurt dafür stark machen, neuer Sitz der für europäische Banken-Aufsichtsstandards zuständigen European Banking Authority (EBA) zu werden: So sprechen sich 64 Prozent der Befragten für Frankfurt als zukünftiger Standort der bislang in London ansässigen EBA aus, sechs Prozent bevorzugen Berlin, nur ein Prozent setzen auf Paris - 32 Prozent äußern keine Präferenz.

Infografik Brexit: Rechnen Sie mit einer Stärkung des Finanzplatzes Deutschland?

Die erwartete gute Konjunkturentwicklung soll laut der Studie den deutschen Banken einen Schub geben und zu höherer Profitabilität verhelfen: 94 Prozent der deutschen Institute rechnen danach mit einer positiven Entwicklung im Firmenkundengeschäft, und 89 Prozent gehen von einer mindestens gleichbleibenden, 20 Prozent sogar von einer steigenden Kreditvergabe an Unternehmen aus.

Höheren Gebühren für Bankkunden

Neben einer Ausweitung des Geschäftsvolumens setzen die Banken auf höhere Einnahmen aus Gebühren und Zinsen: Laut vier von zehn Banken werden die Konditionen für Firmenkundenkredite anziehen - nur sechs Prozent rechnen mit für die Kunden günstigeren Konditionen.

Wie die Firmenkunden sollen auch Privatkunden zukünftig stärker zur Kasse gebeten werden: 32 Prozent der Institute haben in diesem Jahr bereits Gebühren für Privatkunden erhöht oder planen dies bis Ende des Jahres. Im Fokus steht dabei das Girokonto, das bei 27 Prozent der Banken teurer wird. Knapp jede fünfte Bank erhöht Gebühren für Überweisungen, bei jeweils etwa jeder sechsten Bank werden Kreditkarten und Abhebungen teurer.

Sparkurs wird fortgesetzt

Gleichzeitig wollen die deutschen Banken ihren Sparkurs fortsetzen: 43 Prozent der Institute planen, Stellen zu streichen, nur zehn Prozent wollen neue Arbeitsplätze schaffen. Kostensenkungsmaßnahmen stehen zudem bei 74 Prozent der Banken ganz oben auf der Agenda.

Für das "Bankenbarometer" der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY wurden in diesem April 120 Banken in Deutschland quer durch alle Säulen befragt - also Volks- und Raiffeisenbanken und Sparkassen ebenso wie private Großbanken. Die Institute stehen gemessen an der Bilanzsumme nach EY-Angaben zusammen für 70 bis 80 Prozent des deutschen Bankenmarktes.