Australien vor Regierungswechsel
7. September 2013Damit würde die seit sechs Jahren regierende Labor-Partei von Ministerpräsident Kevin Rudd von der Macht verdrängt. Nach einer Einschätzung des staatlichen TV-Senders kommt das vom Parteichef der Liberalen, Tony Abbott, geführte konservative Parteienbündnis bereits kurz vor Schließung der Wahllokale bereits ziemlich sicher 74 der 150 Sitze im Parlament von Canberra und werde eine Mehrheit bekommen.
Debakel für Labor
Die regierende Labor-Partei käme einer Hochrechnung des privaten Senders SkyNews nur noch auf 51 statt wie zuvor 71 Sitze. Rudd führte zuletzt eine Minderheitsregierung an und war auf die Unterstützung von Unabhängigen angewiesen. Das konservative Parteienbündnis war als klarer Favorit ins Rennen gegangen.
Der ehemalige Labor-Regierungschef Bob Hawke, gestand die Niederlage seiner Partei ein. Es sei aber wohl eher so, dass die Regierung die Wahl verloren habe, als dass die Opposition sie gewonnen habe. Rudd war nach drei Jahren als Regierungschef 2010 von seiner parteiinternen Rivalin Julia Gillard aus dem Amt gedrängt worden. Im Mai dieses Jahres löste Rudd wieder Gillard als Ministerpräsident ab. Seitdem fielen sich beide mehrfach gegenseitig in den Rücken.
Abbott - unbequemer Herausforderer
Auch wenn die Umfragewerte gut aussehen für die konservativen Liberalen, galt ihr Spitzenkandidat Abbott selbst in der eigenen Partei lange als unwählbar. Er polarisiert, ist für seine sehr konservativen Ansichten bekannt und propagierte lange alte Rollenmuster wie das der Frau am Herd. Zudem tritt er mit der ebenfalls konservativen Nationalen Partei als Koalitionspartner an.
Doch hinter Abbott stand im Wahlkampf 70 Prozent der australischen Presselandschaft. Die Blätter werden von Medienunternehmer und Abbott-Fan Rupert Murdoch kontrolliert, der sich keiner Neutralität verpflichtet sah. Während eines seiner Blätter Rudd als stümperhaften Nazi-Leutnant aus einer Comedy-Show verunglimpfte, wurde Abbott als Heilsbringer gefeiert.
Außer den beiden großen Parteien treten noch etwa 50 weitere Klein- und Kleinstparteien an. Zu den Bewerbern zählen die neue Partei des Mitbegründers der Enthüllungsplattform Wikileaks, Julian Assange, aber auch Exoten wie die Tiergerechtigskeitspartei oder die Raucher-Schutz-Partei.
Trotz der logistischen Hürden für eine Wahl in Australien lag die Wahlbeteiligung seit Einführung der Parlamentswahlen auf dem riesigen Kontinent niemals unter 90 Prozent.
gnf/nis/qu (dpa, afp, ap)