Australien: Flüchtlinge abgewiesen
7. Juli 2014Mit mehr als einer Woche Verzögerung hat die australische Regierung sich erstmals zu Flüchtlingen aus Sri Lanka geäußert, die in australischen Gewässern aufgegriffen wurden. Die Asylgesuche der 41 Menschen an Bord seien auf hoher See per Videokonferenz geprüft und abgelehnt worden, teilte Einwanderungsminister Scott Morrison mit. Die Flüchtlinge seien an die Marine Sri Lankas übergeben worden. Über ein zweites Boot mit 153 Personen an Bord äußerte sich Morrison lediglich ausweichend. Auf Nachfrage sagte der Minister, dieses zweite Boot sei nicht in australischen Gewässern unterwegs gewesen. Weitere Stellungnahmen lehnte er ab.
Australische Reporter hatten am 28. Juni alarmierende Hilferufe erhalten. Die Anrufer meldeten sich nach eigenen Angaben über Satellitentelefon. Sie seien auf einem Boot mit 153 Tamilen rund 300 Kilometer westlich der zu Australien gehörenden Weihnachtsinsel im Indischen Ozean in Seenot geraten. An Bord seien 37 Kinder.
Die Regierung hatte zunächst keine inhaltlichen Angaben zu den beiden Schiffen gemacht. "Ich werde nichts tun oder sagen, was unsere seit sechs Monaten erfolgreichen Anstrengungen untergräbt, Menschenschmuggler zu stoppen", hatte der Einwanderungsminister damals dem Sender Macquarie Radio gesagt.
Flüchtlinge werden Kriminalpolizei übergeben
Ein Marinesprecher Sri Lankas teilte mit, die 41 Menschen, die sich an Bord des einen Bootes befanden, würden in den Hafen der Stadt Galle im Südwesten Sri Lankas gebracht und der Kriminalpolizei übergeben. Während die sri-lankische Regierung behauptet, zahlreiche Asylsuchende seien Wirtschaftsflüchtlinge, sagen Menschenrechtsgruppen, viele Tamilen flöhen vor Entführungen, Folter und anderer Gewalt des Militärs im Land.
In den vergangenen Jahren sind Tausende Flüchtlinge vor allem aus dem Nahen Osten mit oft kaum seetüchtigen Booten in australische Gewässer gefahren. Mehrfach sind Dutzende Menschen ertrunken. Viele Boote mussten von der australischen Marine gerettet werden. Die konservative Regierung fährt seit Amtsantritt im September aber eine kompromisslose Linie. Die Küstenwache hat Boote schon mehrfach zur Umkehr gezwungen, oft nach Indonesien, wo viele Schlepperbanden tätig sind.
UN äußern "tiefe Sorge"
Flüchtlinge, die es an Land schaffen, werden in die Auffanglager gebracht, die Australien etwa in Papua-Neuguinea oder im mikronesischen Nauru betreibt. Selbst bei Anerkennung als Flüchtling sollen die Menschen nur dort - nicht aber in Australien - ein Aufenthaltsrecht erhalten. Die australische Regierung bezahlt die Nachbarländer für die Aufnahme. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen hat bereits mehrfach seine "tiefe Sorge" über den australischen Umgang mit Asylsuchenden zum Ausdruck gebracht, so auch im Fall der 41 Bootsflüchtlinge aus Sri Lanka.
jj/se (dpa, ap, rtr)