Aufmarsch der Helfer
19. Februar 2003Auch ohne Krieg sind die Lebensbedingungen im Irak schwierig. In den Städten gibt es kaum sauberes Wasser, und es fehlt an Lebensmitteln und Medikamenten. Ärzte und Hilfsorganisationen warnen im Falle eines Militärschlags gegen den Irak vor einer menschlichen Katastrophe, weil sich die ohnehin schlechte Versorgungslage dann dramatisch verschlechtern dürfte. Besonders verwundbar sind die Kinder, denn die meisten von ihnen sind nach Schätzungen des Weltkinderhilfswerks UNICEF mangel- oder unterernährt.
Eine Million Flüchtlinge
Eine schwierige Aufgabe für die internationalen Hilfsorganisationen: Experten rechnen im Falle eines Irak-Kriegs mit bis zu einer Million Flüchtlingen. Genaue Kalkulationen sind aber nicht möglich, weil niemand die geografische Ausdehnung und die Dauer eines möglichen Waffengangs abschätzen kann. Das Welternährungsprogramm WFP hat auf jeden Fall begonnen, Nahrungsmittel in der Türkei, im Iran, in Jordanien und Syrien zu lagern. Damit könnten im Notfall 900.000 irakische Flüchtlinge für eine Dauer von drei Monaten versorgt werden. Im schlimmsten Fall müssten die UN-Hilfsorganisationen zwischen fünf und zehn Millionen Menschen in der Region mit Nahrung und Medikamenten unterstützen, schätzt WFP-Sprecherin Christiane Berthiaume.
Behandlung von Kriegsverletzungen
Neben den Hilfswerken der Vereinten Nationen sind vor allem die Caritas und das Rote Kreuz im Irak aktiv. Das Rote Kreuz stellt sich darauf ein, in einer ersten Kriegsphase rund 100.000 Vertriebene innerhalb des Irak mit den nötigsten Gütern zu versorgen. Insgesamt soll die Kapazität auf 400.000 ausgeweitet werden.
Die katholische Wohlfahrtsorganisation Caritas hat ihre 14 Zentren im Irak mit Wassercontainern und Desinfektionsmitteln, Notbetten, Medikamenten und Treibstoff ausgestattet. Sechs zusätzliche Krankenwagen wurden angeschafft. Außerdem werden die Caritas-Mitarbeiter für die Behandlung von Kriegsverletzungen ausgebildet. "Das größte Problem im Falle eines Krieges ist die Wasserversorgung", sagte Matthias Schüth von Caritas International im Gespräch mit DW-WORLD. Die im letzten Golfkrieg zerstörten Leitungen seien erst zur Hälfte wieder repariert. Und die schlechte Trinkwasserqualität führe zu lebensgefährlichen Durchfallerkrankungen.
Bombenkrater in den Straßen
Sorgen macht man sich bei den Hilfsorganisationen auch um die Verteilung von Lebensmitteln und Medikamenten innerhalb des Iraks, falls die Infrastruktur bei einem Krieg zerstört werden sollte. Bombenkrater in den Straßen könnten Hilfskonvois schnell zum Stillstand bringen, befürchtet Carolyne Culver von der britischen Organisation Save the Children. Unterstützung von der irakischen Regierung für eine Verteilung etwa auf dem Luftweg sei aber kaum zu erwarten, wenn sich deren Anstrengungen ganz auf die Landesverteidigung konzentrierten.
Lebensmittel, Medikamente und Notünterkünfte – mehr können auch die Hilfsorganisationen für die Menschen im Irak nicht tun. "Wenn es zum Einsatz von chemischen und biologischen Waffen kommt, dann haben wir dem nichts entgegen zu setzen", meint Matthias Schüth.