"Arabischer Frühling" auch im Europaparlament
27. Oktober 2011Die Entscheidung des Europaparlaments überrascht nicht. Die Preisträger galten schon im Vorfeld als "Favoriten". Mit dem Tunesier Mohamed Bouazizi wird eine der bekanntesten Persönlichkeiten des "Arabischen Frühlings" geehrt. Er erhält die Auszeichnung posthum. Bouazizi, ein mittelloser Gemüsehändler, hatte sich Ende 2010 selbst in Brand gesetzt. Sein Tod war Mitauslöser für wochenlange Proteste in Tunesien und schließlich den Sturz des Diktators Ben Ali. Er brachte also einen Stein ins Rollen, der zu einer Lawine wurde. Bouazizi wird mit vier anderen arabischen Bürgerrechtlern geehrt.
Das Parlament der Europäischen Union wählte für den Sacharow-Preis, der nach dem russischen Dissidenten und Friedensnobelpreisträger Andrej Sacharow benannt ist, auch die ägyptische Jugendaktivistin Asmaa Mahfouz und den libyschen Dissidenten Ahmed al-Zubair Ahmed al-Sanusi aus. Ebenfalls ausgezeichnet werden die syrische Rechtsanwältin Razan Zaitouneh und der syrische Karikaturist Ali Farzat.
Ermunterung für den Erneuerungsprozess im Nahen Osten
Mehrere Politiker des Europaparlaments begründeten ihre Entscheidung damit, dass es darum gehe, parteiübergreifend den Mut der Revolutionäre in den vier Ländern zu ehren. Der Sacharow-Preis solle eine Unterstützung dafür sein, die Transformation in den Ländern des Nahen Ostens zu vollenden. Noch in keinem der betroffenen Staaten sei unwiderruflich eine neue Ordnung geschaffen worden, hieß es.
Die Nominierungen für die arabischen Aktivisten waren von Christ- und Sozialdemokraten, Liberalen und Grünen gemeinsam im Europaparlament eingereicht worden. In die engere Wahl waren auch ein inhaftierter weißrussischer Journalist und eine Bauerngemeinschaft aus Kolumbien gekommen, die sich für Frieden und Gerechtigkeit einsetzt.
Große Namen sind mit dem Sacharow-Preis verbunden
Der Preis ist mit insgesamt 50.000 Euro dotiert und wird traditionell im Dezember in Straßburg verliehen. Preisträger waren unter anderem der ehemalige UN-Generalsekretär Kofi Annan und Südafrikas Ex-Präsident Nelson Mandela. Im letzten Jahr ging die Auszeichnung an den kubanischen Regierungskritiker Guillermo Farinas. An der Preisverleihung in Straßburg konnte er nicht teilnehmen, weil ihm die Regierung in Havanna die Ausreise verweigerte.
Autor: Walter Lausch (mit kna, epd)
Redaktion: Marko Langer