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Angst vor neuer Bankenkrise

5. Oktober 2011

Angesichts der Turbulenzen bei der belgisch-französischen Dexia-Bank geht in Europa die Angst vor einem neuen Banken-Beben um. Europas Politiker sind nervös. Die Bundeskanzlerin signalisiert Hilfsbereitschaft.

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Mann geht an Fenster der Dexia-Bank vorbei (Foto: AP)
Die belgisch-französische Dexia Bank taumeltBild: AP
Eine Frau geht an einem Bildschirm mit Aktienkursen vorbei (Foto: AP)
Die Dexia Bank wird wohl das erste große Opfer der europäischen SchuldenkriseBild: AP

Die mit 4,8 Milliarden Euro in Griechenland engagierte belgisch-französische Bank Dexia sorgt für Nervosität bei den Politikern in Europa. So wie es aussieht, wird das Geldinstitut das erste große Opfer der europäischen Schuldenkrise. Die Regierungen in Paris und Brüssel bereiten eine Zerschlagung der Bank mit rund 35.000 Mitarbeitern vor. Das nährt die Furcht vor einer neuen Bankenkrise in Europa.

Rekapitalisierung der Banken

Bundeskanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso (Foto: AP/dapd)
Sprach sich für eine Rekapitalisierung der Banken aus: Kanzlerin MerkelBild: dapd

Für die europäischen Banken kommt Unterstützung von der Bundesregierung. Kanzlerin Angela Merkel will eine drohende Banken-Krise in Europa notfalls rasch mit neuen Finanzspitzen bekämpfen. "Die deutsche Bundesregierung (...) steht bereit, wenn notwendig, eine solche Kapitalisierung der Banken durchzuführen", sagte Merkel am Mittwoch (05.10.2011) in Brüssel nach einem Treffen mit EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Wichtig seien aber einheitliche Kriterien und eine gemeinsame Auffassung, dass dieser Schritt auch nötig sei. Staatliche Hilfe für deutsche Banken sollte es aber nur geben, falls diese selbst nicht in der Lage seien, sich die nötigen Mittel zu beschaffen.

Angesichts des steigenden Drucks auf die Finanzbranche hob EU-Währungskommissar Olli Rehn die Dringlichkeit hervor, die Banken zu stärken. "Die Überzeugung nimmt zu, dass wir in Europa einen konzertierten, koordinierten Ansatz brauchen", sagte Rehn der "Financial Times". Die Kapitalausstattung der europäischen Geldinstitute müsse verbessert werden. Damit könne die anhaltende Unsicherheit reduziert werden.

Kritik vom IWF

Für Aufregung sorgten Äußerungen aus den Reihen des Internationalen Währungsfonds (IWF). IWF-Europa-Chef Antonio Borges sagte, es sei nicht auszuschließen, dass der IWF im Notfall Staatsanleihen von europäischen Krisenstaaten aufkaufen werde. Später relativierte er allerdings seine Aussagen in einer Stellungnahme. Derzeit sei es dem IWF aufgrund seines Regelwerks nicht möglich, Staatsanleihen aufzukaufen. Die Finanzinstitution könne lediglich Staaten Geld leihen.

Borges hatte in Brüssel den IWF-Bericht zur wirtschaftlichen Lage Europas vorgestellt - am Rande der Veranstaltung fielen die später dementierten Äußerungen zu den Anleihen. In dem Bericht kritisiert der IWF, der seinen Sitz in Washington hat, das Krisenmanagement der Europäer in der Euro-Schuldenkrise. Dieses müsse "über den jetzigen Ansatz hinausgehen, um Erfolg zu haben" und einen europäischen Ansatz verfolgen. "Dies ist entscheidend, um die Märkte zu beruhigen und die vorherrschende Unsicherheit zu überwinden." Die Euro-Länder müssten eine zentrale europäische Stelle für die Kontrolle ihrer finanziellen Lage schaffen.

Europas Geldhäusern drohen gewaltige Abschreibungen wegen der Euro-Schuldenkrise. Es wird erwartet, dass auf dem EU-Gipfel am 17. und 18. Oktober in Brüssel neue Rettungspakete für die Banken geschnürt werden könnten.

Autorin: Pia Gram (dpa, dapd, afp, rtr)
Redaktion: Martin Schrader