Angst vor dem großen Brand
31. Juli 2009Was Förster Giorgos Zarifis sieht, wenn er über die windzerzausten Bergrücken des Parnitha geht, ist ernüchternd: Dreieinhalb Tausend Hektar kahle Erde, wo früher ein dichter Tannenwald war. Hier wuchsen die seltene kephalonische Tanne und die Schwarzkiefer; die verkohlten Baumstümpfe sind noch zu sehen. Aber zum Glück gibt es auch neues Leben.
Zarifis zeigt auf fedrige grüne Bäumchen. Das seien die Pflanzen, die er und seine Kollegen im Jahr nach dem Brand gesetzt haben. Damals seien sie drei Zentimeter groß gewesen und sie hätten sich gut entwickelt. "Wir hatten zum Glück kaum Verluste. Die größte Gefahr in den ersten zwei Jahren ist, dass die Pflanzen vertrocknen. Deswegen gießen wir auch regelmäßig", erklärt er.
Ursachen der Brandkatastrophe noch immer unklar
Warum es 2007 überhaupt zu der Brandkatastrophe am Parnitha-Berg kam, darüber will der Förster nichts sagen. Offiziell ist die Ursache nie gefunden worden, doch es heißt, ein Strommast in einem weit entfernten Dorf habe Funken geschlagen. Die Feuerwehr habe aber so langsam reagiert, dass das Feuer schließlich bis in das Naturschutzgebiet am Parnitha vorgedrungen sei.
Immerhin ist seitdem die Zahl der Wassertanks auf dem Berg erhöht worden, auch die Feuerwehr ist stärker präsent als vor 2007. Andererseits sei der Parnitha-Berg vor Athen nicht die Regel, sagt Konstantinos Liarikos vom World Wide Fund For Nature (WWF). Auf die Frage, ob Griechenland aus den Waldbränden von 2007 gelernt habe, antwortet er mit einem klaren Nein. "Es ist bezeichnend, dass es bis heute keine amtliche Bilanz über die Brandkatastrophe von 2007 gibt. Aus dem Ausland sind wiederholt Experten gekommen, um die Ereignisse des Sommers 2007 zu studieren, doch hier hat sich nichts geändert. Es gibt zwar ein paar Nachbesserungen hier und da, aber den großen Schnitt haben wir nicht gesehen", sagt Liarikos. Denn das würde auch bedeuten, Fehler zuzugeben und Dinge zu ändern.
Vorsorge nicht erwünscht
Der WWF zum Beispiel mahnt schon seit langem einen Paradigmenwechsel an: von der Brandbekämpfung, die in Griechenland im Vordergrund steht, zur Brandvorsorge. "Es herrscht hier eine etwas brachiale Herangehensweise vor", meint Liarikos, "die auf Quantität statt auf Qualität setzt: mehr Löschflugzeuge zum Beispiel." Dabei gehe es doch gar nicht darum. Wichtig wäre es, die Prävention zu stärken. "Im Augenblick gibt Griechenland 400 Millionen Euro jährlich fürs Feuerlöschen aus, für Feuerprävention dagegen stehen nur 16 Millionen zur Verfügung. Das ist haarsträubend, aber eine politische Entscheidung. Denn Prävention ist etwas, das man nicht sieht."
So arbeiten die Forstbehörden weiterhin mit nur 60 Prozent des vorgesehenen Personals. Auch die Feuerwehr ist nach wie vor unterbesetzt. Vor allem aber gibt es immer noch kein Waldkataster. Und das öffne der Grundstücksspekulation Tür und Tor, sagt Konstantinos Liarikos, vor allem in Stadtnähe.
Kleine Erfolge in anderen Regionen
Auf dem Peloponnes dagegen gibt es nur kleinere Unregelmäßigkeiten. Mitarbeiter des WWF beobachten dort die Entwicklung der verbrannten Gebiete: "Wir haben es nicht so sehr mit groß angelegter Grundstücksspekulation zu tun als vielmehr mit vielen kleinen Übergriffen", so Liarikos.
Ehemalige Waldgebiete würden nun häufig als landwirtschaftliche Flächen genutzt. Und in Küstennähe, gerade im attraktiven Kaiafas-Gebiet zum Beispiel, würden plötzlich so genannte Entwicklungspläne als Rettung aufgetischt. Mit touristischen Einrichtungen, die den Charakter der Gegend deutlich verändern werden.
Wiederaufforstung braucht Zeit
Zurück zum Parnitha-Berg - Förster Giorgos Zarifis kontrolliert sein Gebiet: die Wiederaufforstung, die Auslichtungsarbeiten, den Zustand der Brandschneisen. Weil der Parnitha-Berg als Naturschutzgebiet einen besonderen Status genießt, wurden hier genügend Mittel für seine Pflege nach dem Feuer bereitgestellt.
Dennoch, erklärt der Förster, werde es lange dauern, bis die Wälder wieder nachgewachsen seien: "Erst unsere Enkel werden sie genießen können. Denn die Tanne wächst langsam; etwa zehn Zentimeter im Jahr." Um also eine Höhe von drei Metern zu erreichen, brauche sie 30 Jahre.
Autor: Alkyone Karamanolis
Redaktion: Nicole Scherschun