Angriff auf TV-Sender in Afghanistan
7. November 2017Zwei Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hätten das Gebäude des TV-Senders Schamschad angegriffen und einen Wachmann getötet. Das sagte der Sprecher des Innenministeriums, Nadschib Danisch. Er korrigierte damit seine frühere Aussage, wonach zwei Menschen umgekommen seien, darunter eine weibliche Angestellte des Senders. Der IS beanspruchte über sein Sprachrohr "Amak" das Attentat für sich und behauptet, etwa 20 Menschen getötet zu haben.
Demgegenüber sprach Danisch von 20 Verletzten. Außer dem Wachmann seien auch die beiden Angreifer "von Sicherheitskräften ausgeschaltet" worden, so Danisch. Zu Beginn des Angriffs habe einer der Attentäter zuerst eine Handgranate auf das Eingangstor des Senders geworfen und so den Wächter getötet, dann seien beide Männer in das Gebäude gestürmt.
Sender startet Betrieb wieder
Knapp drei Stunden nach Beginn des Anschlags nahm der Sender sein Programm wieder auf, um als erster über das Ende des Angriffs auf das eigene Haus zu berichten. Die Fernsehbilder zeigten unter anderem Reporter und Techniker, die offenbar wieder an ihre Arbeitsplätze zurückgekehrt waren, während noch Spezialkräfte im Haus waren. Die Hände eines Nachrichtensprechers waren dick mit einem Verband umwickelt.
Zuvor hatte Schamschad TV auf seinem Twitter-Konto von mindestens 20 verletzten Angestellten und Journalisten gesprochen. Einer von ihnen, Fazel Rabi Shinwara, sagte der Deutschen Welle, dass einige Mitarbeiter Fensterscheiben zerstört hätten, um so in die Freiheit zu gelangen. Er selbst sei bei dem Anschlag leicht verletzt worden.
Der Chefredakteur des Senders, Abed Ehsas, der verletzt wurde, sagte von einem Klinikbett aus dem Sender Tolo TV, dass die Angreifer Polizeiuniformen getragen hätten. Sie seien in die Büros gestürmt und hätten auf jeden geschossen, den sie gesehen hätten. Die meisten Mitarbeiter seien entkommen, einige seien aus Fenstern gesprungen.
Journalisten im Visier von Attentätern
Der Angriff auf Schamschad TV ist bereits der 18. schwere Anschlag in Kabul in diesem Jahr. Der IS war für einige der grausamsten verantwortlich - darunter eine mehrstündige Schießerei in einem Militärkrankenhaus, bei der mindestens 49 Menschen starben. Erst am 20. Oktober hatte sich ein Selbstmordattentäter des IS in einer schiitischen Moschee in West-Kabul in die Luft gesprengt und 71 Menschen getötet.
Auch für Journalisten in Afghanistan war es ein besonders blutiges Jahr. Das Afghanische Sicherheitskomitee für Journalisten (AJSC), das Angriffe auf Medien registriert, hat in seinem Halbjahresbericht 73 Fälle von Gewalt aufgeführt - 35 Prozent mehr als 2016. Zehn afghanische Journalisten seien zwischen Januar und Ende Juni getötet worden.
lih/ww/kle (afp/dpa)