Abraham-Geiger-Preis für Amos Oz
26. Mai 2017Ausgezeichnet wurde der 78-jährige Amos Oz am Donnerstagabend im Rahmen des evangelischen Kirchentags in der Berliner Hochschule der Künste. Damit soll dessen Engagement für Frieden und Verständigung zwischen Israelis und Palästinensern sowie dem heutigen Deutschland geehrt werden. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wird gestiftet vom Abraham Geiger Kolleg an der Universität Potsdam. Sie ist das erste Rabbinerseminar in Deutschland nach dem Holocaust und wurde 1999 gegründet.
In seiner Laudatio würdigte Berlins Kultursenator Klaus Lederer Oz als jemanden, der Kompromisse suche, anstatt große Ideale zu proklamieren. Dies zeige sich unter anderem daran, dass sich Oz früh von jeglichem nationalstaatlichen Denken distanziert habe. Der in Europa wieder grassierende Anti-Israelismus sei in Wahrheit ein Antisemitismus. Je kategorischer dieser daher komme, desto weniger werde er von Wissen gespeist.
Oz betonte in seiner Dankesrede die besondere Rolle Deutschlands bei der Vermittlung im Nahostkonflikt und plädierte für eine Politik der kleinen Gesten. Er fühle sich dem Namensgeber der Auszeichnung, Abraham Geiger, verbunden, weil dieser als unangepasster Reformer gegolten habe.
Nicht die erste Auszeichnung
Amos Oz wurde 1939 in Jerusalem als Amos Klausener geboren. In den 1950er Jahren nahm er seinen jetzigen Namen Oz an, der soviel wie "Kraft" oder "Stärke" bedeutet. Er gilt als der bedeutendste zeitgenössische Autor Israels. Mit seinem neuesten Roman "Judas" ist der oft als "Gewissen der Nation" bezeichnete Autor für den amerikanischen Booker-Prize nominiert. Außerdem erhielt er unter anderem 1992 den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 2008 den Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf, 2014 den Siegfried-Lenz-Preis, 2015 den Internationalen Literaturpreis vom Haus der Kulturen der Welt. Seine Werke werden in gut drei Dutzend Sprachen übersetzt.
Bedeutende Auszeichnung des liberalen Judentums
Benannt ist die Auszeichnung des Potsdamer Rabbinerseminars nach dem Vordenker des liberalen Judentums Abraham Geiger (1810-1874). Der Preis würdigt "Persönlichkeiten, die sich um den Pluralismus verdient gemacht haben und sich für Offenheit, Mut, Toleranz und Gedankenfreiheit einsetzen." Unter den bisherigen Preisträgern sind Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Mainzer Kardinal Karl Lehmann und der deutsch-französische Politikwissenschaftler Alfred Grosser.
kk/pl (KNA, EPD, Abraham Geiger Kolleg)