Ali Daei: Iran stoppt Ausreise der Familie
26. Dezember 2022Im Iran ist ein Linienflugzeug mit der Ehefrau und der Tochter des früheren iranischen Fußball-Bundesligaprofis Ali Daei an Bord umgeleitet worden: Die in Teheran gestartete Maschine der Gesellschaft Mahan Air musste kurz vor ihrem Ziel Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) den Kurs ändern und auf der iranischen Insel Kisch landen, wo die Beiden zum Aussteigen aufgefordert wurden. Daeis Frau musste auf Anweisung von Sicherheitskräften zurück nach Teheran, die Tochter hätte weiterreisen dürfen - was sie jedoch nicht tat.
Der ehemalige Spieler von Arminia Bielefeld, Bayern München und Hertha BSC reagierte mit Fassungslosigkeit auf den dramatischen Ausreisestopp. "Wollten die (Sicherheitskräfte) etwa Terroristen verhaften?", wurde Ali Daei zitiert. Er habe versucht, bei mehreren Behörden einen Grund für den sonderbaren Vorfall zu erhalten, bislang jedoch vergebens, berichtete der 53-Jährige, der im Iran als Volksheld gefeiert wird, laut Tageszeitung "Etemad".
Ali Daei hatte sich in den vergangenen Monaten mehrfach regierungskritisch geäußert. Auch die Protestbewegung in seiner Heimat unterstützte er. So rief Daei im September die Regierung in sozialen Medien dazu auf, "die Probleme des iranischen Volkes zu lösen, anstatt Repression, Gewalt und Verhaftungen anzuwenden". Daeis Frau soll sich laut iranischen Justizquellen mit "kontrarevolutionären" Regimegegnern solidarisiert haben.
"Störung des Friedens"
Im Oktober berichtete Ali Daei, sein Reisepass sei bei seiner Rückkehr aus dem Ausland von der Polizei beschlagnahmt worden, bevor er ihn einige Tage später zurückerhalten habe. Später sagte Daei, er sei wegen der Niederschlagung der Proteste durch die iranischen Behörden nicht zur Fußballweltmeisterschaft in Katar gereist. Anfang Dezember wurden Daeis Juweliergeschäft und sein Restaurant in einem gehobenen Viertel im Norden Teherans auf staatliche Anordnung hin geschlossen - wegen "Zusammenarbeit mit antirevolutionären Gruppen im Cyberspace zur Störung des Friedens", wie es hieß.
Ausgelöst wurden die Proteste im Iran durch den Tod der jungen Kurdin Mahsa Amini Mitte September. Die 22-Jährige verstarb, nachdem sie von der sogenannten Sittenpolizei wegen eines nicht ordnungsgemäß getragenen Kopftuchs festgenommen worden war. Im Zuge der Proteste kamen nach Einschätzung internationaler Menschenrechtsorganisationen schon mehr als 450 Menschen ums Leben, Tausende Demonstrationsteilnehmer wurden festgenommen.
wa/pgr/sti (dpa, afp, sid)