Alex Morgan: Kämpferin und Ikone
11. Juni 2019Die Nummer "13" ist eine der führenden Spielerinnen in der amerikanischen Mannschaft. Alex Morgan ist schnell, furchtlos und verströmt jede Menge Torgefahr. Bei der Frauen-Weltmeisterschaft 2011 erregte die Stürmerin erstmals die Aufmerksamkeit der Nation. Als jüngste Spielerin ihres Teams erzielte sie im WM-Halbfinale und im WM-Finale wichtige Tore, auch wenn am Ende eine Finalniederlage im Elfmeterschießen gegen Japan stand.
Behindert durch eine Knieverletzung im Jahr 2015, war Morgan beim letzten WM-Sieg der US-Frauen nicht ganz so stark. Aber diesmal ist sie wieder in Bestform. Im Jahr 2018 erzielte Morgan 18 Tore, im Durchschnitt fast ein Tor pro Spiel. Mit 29 Jahren ist sie mittlerweile die Sechste in der ewigen Torjägerinnen-Liste der USA. Die US-Mannschaft hat bisher noch nie nach regulärer Spielzeit verloren, wenn Morgan getroffen hat.
Im April erzielte Morgan ihr historisches 100. Karriere-Tor für das Nationalteam. "Sie ist nahezu unvergleichlich", lobt Bundestrainerin Jill Ellis. "Aber - und ich kenne sie auf und neben dem Platz - was Alex wirklich ausmacht, ist, dass sie immer den Drang hat, sich zu verbessern. Sie ist nie zufrieden." Oft ist Morgan spielentscheidend. Ellis hofft, dass das auch in Frankreich wieder der Fall sein wird.
Lust auf mehr
Morgans Drang, ein ausschlaggebender Faktor zu sein, geht auch außerhalb des Platzes weiter: Die Co-Kapitänin war eine Schlüsselfigur im Kampf ihrer Mannschaft um gleiche Bezahlung. Ihr Name steht als erster in der Liste der Namen auf der Klage gegen den Fußballverband U.S. Soccer, die am 8. März, dem Internationalen Frauentag, von allen 28 Nationalspielerinnen eingereicht wurde. Die Spielerinnen werfen ihrem Verband vor, "nur Lippenbekenntnisse zur Gleichstellung der Geschlechter" abzugeben.
Auf internationaler Ebene übertreffen nicht nur die Erfolge der Damen-Mannschaft die der US-Herren-Mannschaft. Die US-Damen ziehen auch mehr mediale Aufmerksamkeit auf sich und bringen mehr Zuschauer in die Stadien als ihre männlichen Kollegen. Insgesamt rund 25 Millionen Menschen sahen zu, wie die US-Frauen Japan im Finale der Weltmeisterschaft 2015 in Kanada besiegten. Diese einzigartige Position, im Vergleich zu den meisten anderen Nationen, verschafft den US-Amerikanerinnen einen Vorteil im Kampf für einen Wandel. Seit März folgen die Frauenmannschaften anderer Länder dem amerikanischen Beispiel.
Die jüngste Klage der US-Spielerinnen ist Teil eines Kampfes, den die Nationalmannschaft schon seit Jahren führt. "Es erscheint uns nur fair, diesen Kampf für Frauen im Sport fortzusetzen", sagte Morgan der Deutschen Welle. "Wir sehen uns als Pioniere des Frauenfußballs und wollen damit weitermachen, die Grenzen zu verschieben." Julie Foudy, eine der ersten Pionierinnen im Kampf um mehr Rechte für die Frauen und Mitglied des US-Weltmeisterinnen-Kaders von 1999, fügte hinzu: "Es geht nicht nur um gleiche Bezahlung. Es geht um gleiches Marketing, gleiche Personalausstattung, gleiche Investitionen, gleiche Unterstützung. Zu sehen, wie die Spielerinnen von heute weiterkämpfen, ist etwas, das mich sehr stolz macht."
Vorbild für viele
Alex Morgan, seit Anfang 20 ein Medien-Star, ist ein Liebling der Fans. Horden junger Bewunderer jubeln ihr zu, unter anderem auch, weil sie die Kinderbuch-Bestseller gelesen haben, die die Kalifornierin geschrieben hat. Oder sie haben den Teenager-Film "Alex and me" aus dem Jahr 2018 gesehen, in dem Morgan sich selbst spielt. Man sieht sie auf unzähligen Zeitschriftencovern, Plakaten und in TV-Spots. Ihre Fans erkennen sie aber immer schon von Weitem, auch wegen ihres rosafarbenen Haarbands, mit dem sie auf den Kampf gegen Brustkrebs aufmerksam macht. Morgans Haarband hat sogar einen eigenen Twitter-Account.
Morgan ist eine der bekanntesten Sportlerinnen der USA, und ist sich bewusst darüber, welchen Einfluss sie dadurch besitzt. 5,8 Millionen Menschen folgen ihr auf Instagram. Daher legt Morgan Wert darauf, nie etwas Negatives zu sagen. "Sie nimmt ihren Job als Vorbild ernst", bestätigte ihre Mutter, Pam Morgan. "Jeden Tag denkt sie bewusst darüber nach." Durch ihre vielen Aktivitäten abseits des Spielfeldes hat Morgan aus sich eine Multi-Millionen-Dollar-Marke geschaffen, hat aber auch dafür gesorgt, dass es ein größeres Interesse am Frauensport gibt. Als Mitglied von der Initiative "Common Goal" spendet sie ein Prozent ihrer Einnahmen an fußballbezogene Wohltätigkeitsorganisationen.
Showtime in Frankreich
Es wird allgemein angenommen, dass die Weltmeisterschaft in Frankreich für die weltweite Entwicklung des Frauenfußballs einen Sprung nach vorne bedeuten könnte. Ausverkaufte Stadien und Zuschauerrekorde werden erwartet. Das Team USA und Morgan erwarten nichts weniger als das.
Morgan ist auch in Frankreich keine Unbekannte. Im Jahr 2017 bestritt sie als Leihspielerin einige Partien für Olympique Lyon und gewann dabei den Titel in der Champions League. Nach Lyon zurückzukehren, in die Stadt, in der das Finale der Weltmeisterschaft stattfindet, ist das erklärte Ziel Morgans. Eine Menge Druck, Druck, den sie sich vor allem selbst auferlegt. Aber nur wenige sind darauf besser vorbereitet und können besser damit umgehen als Alex Morgan.