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Film

Weitere Klage gegen Alec Baldwin

Stuart Braun
18. November 2021

Nach dem tödlichen Schuss bei einem Western-Dreh wird der Hollywood-Star erneut verklagt. Ein Mitglied des Filmteams wirft ihm fahrlässiges Verhalten vor.

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Alec Baldwin wird auf dem roten Teppich des Hamptons International Film Festival interviewt.
Alec Baldwin zwei Wochen vor dem tödlichen Ereignis beim Hamptons International Film FestivalBild: Sonia Moskowitz Gordon/Globe-ZUMA/picture alliance

Die Ermittlungen zum Vorfall am Set von "Rust" im US-Bundesstaat New Mexico, bei dem Schauspieler und Produzent Alec Baldwin am 21. Oktober seine Kamerafrau Halyna Hutchins tödlich verletzte und Regisseur Joel Souza an der Schulter traf, laufen noch. Die Skript-Aufseherin Mamie Mitchell, die bei dem Western "Rust" mitarbeitete, hat in Los Angeles eine Klage eingereicht. Demnach seien am Set viele Sicherheitsvorkehrungen missachtet worden.

Unter keinen Umständen hätte scharfe Munition am Drehort sein dürfen. Baldwin habe es unterlassen, selber zu prüfen, ob die angereichte Waffe ungefährlich war. Star-Anwältin Gloria Allred warf dem Star fahrlässiges Verhalten vor. Baldwin habe "Russisches Roulette" gespielt, als er die Waffe bediente, ohne sie zuvor zu prüfen. 

Außerdem läuft gegen den US-Schauspieler eine Hetzkampagne, während der Tathergang noch weiter untersucht wird.

Anfeindungen gegen Baldwin

In den vergangenen Wochen wurden Baldwin, seine Frau und deren Kinder in Vermont von Reportern verfolgt. "Ich kann keine Fragen zu den Ermittlungen beantworten, das kann ich nicht", sagte der US-Schauspieler zu den Paparazzi, nachdem er am Straßenrand angehalten hatte. "Die Ermittlungen laufen. Eine Frau ist gestorben. Sie war meine Freundin", wird Baldwin vom US-TV-Sender ABC News zitiert.

Baldwin, der für seine Nebenrolle in "The Cooler - Alles auf Liebe" 2004 für den Oscar nominiert war und in Blockbustern wie "Beetlejuice" und Serienhits wie "30 Rock" mitspielte, parodierte in den vergangenen Jahren bei "Saturday Night Life" immer wieder Ex-US-Präsident Donald Trump und verglich ihn sogar einmal mit Hitler.  

Alec Baldwin sitzt als Donald Trump am Schreibtisch
Alec Baldwin in seiner Paraderolle als Donald TrumpBild: Will Heath/NBC/AP Photo/picture alliance

Anfeindungen von rechts 

Das machte den Mann aus Hollywood nach der Schießerei zur Zielscheibe der Rechten. Donald Trump Jr. etwa zog über Baldwin her, indem er im Internet T-Shirts mit der Aufschrift "Guns don't kill people, Alec Baldwin kills people" (zu Deutsch: Nicht Waffen töten Menschen, Alec Baldwin tötet Menschen) verkaufte.

Die rechtskonservative US-amerikanische Aktivistin und Polit-Kommentatorin Candace Owens veröffentlichte einen inzwischen gelöschten Tweet, in dem sie Baldwin des Mordes beschuldigte: "Alec Baldwin hat vier Jahre damit verbracht, Donald Trump und seine Unterstützer als böse Mörder darzustellen", schrieb sie. "Was Alec passiert ist, könnte man ein Beispiel für poetische Gerechtigkeit nennen, wenn es nicht um die unschuldigen Menschen ginge, die von ihm ermordet wurden."

War das Set unsicher?

Baldwin begrüßte die Debatte über Sicherheitsprotokolle für Schusswaffen an Filmsets nach dem erschütternden Vorfall, den er als ein "eins-zu-einer-Billion-Ereignis" bezeichnete. 

Zwischenzeitlich wurden außerdem Vorwürfe über schlechte Arbeits- und Sicherheitsbedingungen am Drehort laut. So war Hannah Gutierrez-Reed für das Laden der Waffe am Set verantwortlich. Da sie noch in der Ausbildung zur Waffenmeisterin sei, habe sie noch nicht ausreichend Erfahrung für einen solch verantwortungsvollen Job gehabt. 

Fakt ist: Der echte Revolver war offenbar mit mindestens einer echten Patrone geladen worden. Wie dies geschehen konnte, ist nach wie vor unklar. Im Fokus der Ermittlungen stehen weiterhin Filmset-Waffenmeisterin Gutierrez-Reed und Regieassistent David Halls. Dieser räumte laut Polizei ein, nicht alle Kugeln in der Trommel des Colts überprüft zu haben, bevor er ihn Baldwin mit der Versicherung überreichte, die Waffe sei sicher. 

Angeblich unzufriedene Mitarbeitende  

Alec Baldwin konzipierte "Rust" zusammen mit Drehbuchautor und Regisseur Joel Souza als "Herzensprojekt" mit relativ geringem Budget. Der Film sollte direkt an einen Streaming-Dienst oder das Fernsehen gehen und innerhalb von drei Wochen mit geringen finanziellen Mitteln gedreht werden.

Nach Angaben der Behörden von Santa Fe hatten einige Kameraleute die Dreharbeiten aus Protest gegen die ihrer Meinung nach langen Arbeitszeiten und schwierigen Arbeitsbedingungen verlassen. Andere Crew-Mitglieder widersprachen dieser Version der Ereignisse. Und Baldwin selbst repostete auf Instagram Social-Media-Beiträge von Teresa Magpale Davis, die als Kostümbildnerin für "Rust" im Einsatz war.  

"Ich habe für diesem Film gearbeitet. Die Geschichte, dass wir überarbeitet sind und die Bedingungen unsicher und chaotisch, ist Blödsinn", schreibt Davis. Die Arbeitszeit sei nicht länger als üblich gewesen. Hannah Gutierrez-Reed sei Lehrling bei einem bekannten Waffenmeister gewesen und habe einige Monate zuvor dieselbe Position in derselben Art von Film innegehabt, so Davis in ihren Posts.

Alec Baldwin hält seinen Screen Actors Guild Award vor einer beschrifteten gelben Wand in die Kamera und beugt sich leicht nach vorne.
2012 gewann Alec Baldwin einen Screen Actors Guild Award für seine Rolle in "30 Rock" Bild: Paul Buck/dpa/picture alliance

Anwälte halten Sabotage für möglich 

Baldwin postete die Ausführungen der Kostümbildnerin Teresa Magpale Davis auf seinem Instragram-Kanal am selben Tag, an dem einer der Anwälte von Gutierrez-Reed, Jason Bowles, für Aufregung sorgte und Sabotage ins Spiel brachte. Er sagte, es seien möglicherweise absichtlich echte Kugeln, die wie Attrappen aussahen, in die Patronenschachtel gelegt worden. "Wir befürchten, (...) dass jemand die Absicht hatte, die Dreharbeiten mit einer scharfen Patrone zu sabotieren (...)", erklärte er in einem Interview in der ABC-Sendung "Good Morning America". 

Er glaubt zwar nicht, dass jemand "die Absicht hatte, eine Tragödie mit Todesfolge zu bewirken", aber er hätte stattdessen "etwas unternehmen wollen, um einen Sicherheitsvorfall am Set zu verursachen. Das ist es, was wir glauben, was passiert ist." In der NBC-Show "Today" spekulierte er zudem, dass das Motiv gewesen sein könnte, "etwas zu beweisen, um zu zeigen, dass sie verärgert sind, dass sie unglücklich sind". "Und wir wissen, dass die Leute bereits am Vortag das Set verlassen haben", fügte Bowles hinzu und bezog sich dabei auf die Kameraleute, die den Drehort verlassen haben sollen. 

Alec Baldwin hat sich bislang nicht zu den Sabotage-Spekulationen geäußert. 

Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hatte Gutierrez-Reed dem Regieassistenten David Halls gesagt, dass die Waffe "kalt" sei, was in der Branche bedeutet, dass sie sicher ist. Sie drehte auch den Zylinder und überprüfte die Patronen, bevor sie die Waffe an Halls übergab, der sie dann zu dem Ort brachte, an dem Baldwin eine Szene probte. 

Dwayne Johnson will keine echten Waffen mehr am Set

"Was jetzt passieren muss, ist, dass neue Maßnahmen ergriffen werden, wenn etwas schief geht und es zu einer schrecklichen Katastrophe kommt", sagte Bowles und fügte hinzu: "Gummiwaffen, Plastikwaffen, keine echten Waffen." 

Der Schauspieler Dwayne "The Rock" Johnson, ehemaliger Wrestler, will genau das in seiner Produktionsfirma umsetzen: "Ich kann ganz klar sagen, das wir bei 'Seven Bucks Productions' keine echte Waffen mehr verwenden werden, in keinem Film, bei keiner Fernsehserie oder was auch immer wir produzieren", sagte er bei der Premiere seines neuen Films "Red Notice". Zukünftig werde es bei seinen Drehs nur noch Gummipistolen geben. In der Nachbearbeitung des Films könne man dann mit technischen Effekte nachhelfen, betonte der Star. Er werde sich keine Gedanken darüber machen, was das kostet. 

Adaption aus dem Englischen: Bettina Baumann

Dieser Artikel wurde am 18.11.2021 aktualisiert.

DW Autor l Kommentatorenfoto Stuart Braun
Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.