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Zehntausende Tote in syrischen Gefängnissen

21. Mai 2016

Seit 2011 sind laut Aktivisten mindestens 60.000 Menschen in den Gefängnissen der Assad-Regierung umgekommen - viele durch Folter. Auch Rebellengruppen in Syrien haben tausende Gefangene getötet.

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Sicht auf das Zentralgefängnis in der syrischen Stadt Aleppo (Foto AFP)
Zentralgefängnis in der Aleppo: In Syrien werden schlimmste Gräueltaten in Gefängnissen begangen (Archivbild)Bild: Getty Images/AFP/Z. Al-Rifai

Sie wurden erschossen oder zu Tode gefoltert, sie verhungerten oder starben an ihren Verletzungen - nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte ist das Regime von Syriens Machthaber Baschar al-Assad für mindestens 60.000 Tote in Regierungsgefängnissen verantwortlich. Wie der Leiter der Organisation, Rami Abdel Rahman, mitteilte, ergibt sich die Zahl der Toten aus amtlichen Angaben, die er ausgewertet habe.

Aktivisten: 100 Kinder in Gefängnissen gestorben

Die meisten Todesfälle gab es demnach im 30 Kilometer nördlich von Damaskus gelegenen Gefängnis von Sajdnaja sowie in Haftanstalten des Nachrichtendienstes der Luftwaffe und der Staatssicherheit. Die Beobachtungsstelle stützt sich nach eigenen Angaben auf Quellen in der syrischen Armee, im Geheimdienst der Luftwaffe, im Staatsgeheimdienst sowie der Verwaltung des Sednaja-Gefängnisses. Zudem habe sie 14.456 Fälle selbst dokumentiert, wie sie mitteilte. Unter diesen seien 110 Kinder gewesen. Insgesamt sitzen ihren Angaben zufolge derzeit rund 200.000 Menschen in Gefängnissen des Regimes.

In Gefängnissen der Assad bekämpfenden Gruppen wie der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) kamen Rahman zufolge im gleichen Zeitraum "mehrere tausend" Menschen zu Tode. Die in Großbritannien ansässige Beobachtungsstelle steht der Opposition nahe. Ihre Angaben können von unabhängiger Seite kaum überprüft werden.

UN: Regime vernichtet systematisch Teile der Bevölkerung

Im Februar hatten UN-Ermittler die syrische Regierung für die Tötung zahlloser Häftlinge in den Gefängnissen des Landes verantwortlich gemacht. Seit Beginn des Syrien-Konflikts habe es in den Haftanstalten "Todesfälle in einem massiven Ausmaß" gegeben, erklärte damals die UN-Ermittlungskommission für Syrien in Genf. Sie hatte das Regime beschuldigt, Gefangene als Teil einer "staatlichen Politik" zu "vernichten". Damit habe die Regierung in Damaskus Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen, hieß es in dem Bericht. Auch nach den Erkenntnissen der UN-Ermittler wurden Kinder hingerichtet.

Es sei klar, dass die Regierungsbehörden darüber informiert seien, was sich in den Haftanstalten abspiele und dass es dort zahllose Todesfälle gebe, so die Ermittlungskommission. Der Bericht basierte auf 621 Befragungen von Betroffenen.

Blick in Räume, die von den Extremisten des IS in Syrien als Gefängnis genutzt wurden (Foto: Getty Images)
Befreites IS-Gefängnis: Die Islamisten sollen ebenfalls Gefangene getötet haben (Archivbild)Bild: Getty Images/A.Sik

Die Ermittler schilderten außerdem Gräueltaten auf Seiten der Rebellen. Sogar die gemäßigten Gruppen hätten gefangene Soldaten getötet. In den Gefangenenlagern der Extremisten des "Islamischen Staates" (IS) habe es fürchterliche Gewalttaten gegeben, auch gegen Kinder. Dort hätten sich regelrechte Massaker ereignet.

cw/jj (afp, dpa)