80 Jahre Haft für Ríos Montt
11. Mai 2013Ríos Montt sei während seiner Herrschaft von März 1982 bis August 1983 für Mord, Folter und die Zwangsumsiedlung Tausender Maya-Indianer verantwortlich gewesen, sagte Richterin Jazmín Barrios in der Urteilsbegründung. Ziel sei die Vernichtung des Volksstamms der Ixil-Maya gewesen, der von der Militärjunta als Basis der linken Guerilla betrachtet wurde.
Mit ihrem Urteil - 50 Jahre für Völkermord und 30 Jahre für Kriegsverbrechen - ging die Richterin über die von der Staatsanwaltschaft geforderten 75 Jahre Gefängnis hinaus.
"Gerechtigkeit, Gerechtigkeit"
Nach der Urteilsverkündung brach im Gerichtssaal Unruhe aus, wie die Prozessbeobachter der Open Society Justice Initiative auf Twitter berichteten. Zahlreiche Menschen hätten applaudiert und gerufen: "Gerechtigkeit! Gerechtigkeit!" Ríos Montt kündigte Berufung gegen das Urteil an, danach wurde er inhaftiert.
Der heute 86-jährige hatte im Gerichtssaal jede Verantwortung für die Massaker an Maya-Ureinwohnern zurückgewiesen und sich als unschuldig bezeichnet.
Zugleich warf Ríos Montt linksgerichteten Rebellen vor, sie hätten Menschenrechtsverbrechen an Zivilisten begangen. Der Ex-Machthaber musste sich seit Mitte März wegen der Massaker vor Gericht verantworten. Bei den Verbrechen in der Region Quiche waren mehr als 1770 Ixil-Maya umgebracht worden. Mehr als hundert Angehörige der Opfer sagten vor Gericht als Zeugen aus.
Ein historisches Urteil
Der Prozess war der erste Versuch einer juristischen Aufarbeitung der Verbrechen während des Gewaltkonflikts in dem zentralamerikanischen Land, der von 1960 bis 1996 dauerte. Insgesamt wurden in diesem Zeitraum mehr als 200.000 Menschen getötet. Das Urteil gegen Ríos Montt gilt unter Menschenrechtsaktivisten und Juristen als historisch. Nie zuvor wurde in Guatemala ein de facto Staatschef von einem einheimischen Gericht wegen Völkermordes verurteilt.
haz/rb (dpa, rtr)