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67, 68, 69 - Die Deutschen sollen immer später in Rente gehen

18. Mai 2011

67 ist erst der Anfang. Ein höheres Renteneintrittsalter und mehr Zuwanderung: Um dem demografischen Wandel zu begegnen, braucht Deutschland Reformen - und zwar sofort. Das fordern die Wirtschaftsweisen.

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Maßband mit den Aufschriften "Rente" und "67".
Bild: picture-alliance/chromorange

Heutige Berufsanfänger werden erst mit 69 in Rente gehen, wenn es nach den fünf Wirtschaftsweisen geht. Außerdem müssten mehr Frauen arbeiten und qualifizierte Arbeitskräfte aus dem Ausland zuwandern, um den wirtschaftlichen Folgen einer alternden und schrumpfenden Bevölkerung entgegen zu wirken.

Der Sachverständigenrat übergab Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwoch (18.05.2011) in Berlin ein Sondergutachten zu den "Herausforderungen des demografischen Wandels". Darin geben die Experten Empfehlungen, wie die Auswirkungen der gesellschaftlichen Veränderungen in Deutschland in Zukunft beherrschbar bleiben.

Die Wirtschaftsweisen geben jedes Jahr eine unabhängige Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland ab. Sie können außerdem von der Bundesregierung beauftragt werden, Sondergutachten zu bestimmten Themen zu erstellen.

Die Rente soll stufenweise steigen

Ein älterer Mann arbeitet in der Autofertigung. (Foto: Roland Weihrauch dpa/lnw)
Immer länger arbeiten: Darauf müssen sich die Deutschen einstellenBild: picture-alliance / dpa/dpaweb

So sei es zunächst zwingend notwendig die "Rente mit 67" bis 2029 umzusetzen. Bis 2060 müsse der Rentenbeginn stufenweise sogar auf 69 Jahre angehoben werden. Die höheren Altersgrenzen sollten auch für Beamte gelten. Würde das Rentenalter nicht angehoben, drohe ein dramatischer Anstieg der Staatsschulden. Denn derzeit beziehen deutsche Ruheständler durchschnittlich 18,2 Jahre Rente. Vor fünfzig Jahren waren es nur knapp zehn Jahre.

Klar sei, so das Gutachten, dass sich das deutsche Wirtschaftswachstum durch den Rückgang der Bevölkerung in Zukunft verlangsame. Um den Wohlstand in der Gesellschaft halten zu können, müssten die sozialen Sicherungssysteme besser werden. Denn neben der Rentenversicherung sei auch die gesetzliche Krankenversicherung zu teuer. Für den Gesundheitsmarkt empfehlen die Sachverständigen deshalb mehr Wettbewerb.

Ohne Zuwanderung aus dem Ausland geht es nicht

Eine indische Frau im weißen Kittel hält ein Reagenzglas. Vor ihr steht ein Mikroskop. (Foto: dpa)
Deutschland braucht dringend Fachkräfte aus dem AuslandBild: picture alliance/Dinodia Photo Library

Außerdem sei Deutschland auf den Zuzug von Arbeitskräften aus dem Ausland angewiesen. Um die Bevölkerungszahl konstant zu halten, müssten in den nächsten fünf Jahrzehnten jedes Jahr 350 000 Menschen zuwandern. In dem Gutachten empfiehlt der Rat um den Vorsitzenden Wolfgang Franz auch, mehr für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu tun, damit zukünftig mehr Frauen arbeiten könnten.

Die Wirtschaftsweisen mahnten, bei den Reformanstrengungen sei "keine Zeit zu verlieren". Nur so könne man die Folgen der steigenden Lebenswartung und der schrumpfenden Einwohnerzahl im Griff behalten.

Den demografischen Wandel als Chance sehen

Wirtschaftsminister Philipp Rösler und Bundeskanzlerin Angela Merkel (Foto: Berthold Stadler/dapd)
Wollen die Sozialsysteme fit für die Zukunft machen: Philipp Rösler und Angela MerkelBild: dapd

Angela Merkel bezeichnete das Gutachten der Wirtschaftsweisen als große Hilfe. Ihre Regierung wird im Herbst ihre Überlegungen zum demografischen Wandel vorstellen. "Wir wollen das auch als Chance sehen", sagte Merkel. Sowohl beim Rentenalter als auch in der Zuwanderungspolitik sei dabei ein Umdenken nötig. In einigen Bereichen sei Deutschland schon weiter als andere Länder.

Wirtschaftsminister Philipp Rösler betonte, dass besonders der Zuzug ausländischer Fachkräfte wichtig sei. Die deutschen Arbeitsmärkte und Sozialsysteme müssten fit für die Zukunft gemacht werden.

Autorin: Gönna Ketels (afp,dpa, rtr)
Redaktion: Marko Langer