2:0 für AlphaGo
10. März 2016In dem vielbeachteten Duell zwischen Mensch und Computer im Brettspiel Go hat die Google-Software AlphaGo auch die zweite Partie gewonnen und ist damit auf dem Weg zum Gesamtsieg. Der südkoreanische Spitzenspieler Lee Sedol gab nach rund viereinhalb Stunden auf. Kommentatoren hatten bis zuletzt von einem engen Spiel gesprochen, der Computer eroberte aber etwas mehr Fläche auf dem Brett.
Meilenstein der künstlichen Intelligenz
Lee hatte sich am Mittwoch nach der Auftaktniederlage in dem Fünf-Spiele-Match in Seoul überrascht von der Spielstärke der Software gezeigt. Der Sieg des Programms gegen einen der weltbesten Go-Spieler wurde als ein Meilenstein bei der Entwicklung selbstlernender Maschinen und künstlicher Intelligenz gewertet. Denn Go mit seinen vielen möglichen Spielzügen galt bis zuletzt als zu komplex für Computer. Das Match läuft bis zum 15. März und wird live auf der Google-Videoplattform YouTube gezeigt.
Die Regeln des ursprünglich aus China stammenden Go sind im Prinzip einfach: Zwei Spieler versuchen, auf einem Spielbrett - ein Gitter von 19 vertikalen und 19 horizontalen Linien - Gebiete zu erobern. Dafür setzen sie abwechselnd schwarze und weiße Steine. Komplett eingekreiste Steine des Gegners werden vom Brett genommen. Auf dem Brett mit 361 Feldern ist aber eine gewaltige Zahl von Zügen möglich, was es selbst für einen leistungsstarken Computer schwieriger macht, die Entwicklung des Spiels durchzurechnen. Die zweite Partie wurde mit zusätzlichem Interesse erwartet, weil die Software den ersten Zug hatte und damit das Spiel gestalten konnte.
AlphaGo zeigt "keine Schwäche"
Wie schon in der ersten Partie sprachen Experten bis zum Schluss von einem engen ausgeglichenen Spiel. Als die Software noch eine Stunde auf der Uhr übrig hatte, blieben Lee rund 30 Minuten. Lee verbrauchte seine zwei Stunden als erster und musste auf das Zusatz-Kontingent zugreifen, bei dem ein Spieler mehrfach nur noch eine Minute pro Zug hat. Er versuchte bis zum Schluss, durch geschicktes Platzieren einzelner Steine Teile der von AlphaGo besetzten Fläche abzuknapsen - doch am Ende reichte es nicht. Die YouTube-Kommentatoren sprachen von einem "dramatischen Ende eines dramatischen Spiels".
"Ich bin ziemlich sprachlos", sagte Go-Genie Lee nach dem Spiel. "Ich muss zugeben, es war eine klare Niederlage." Er habe "keine Schwäche" im Spiel von AlphaGo finden können.
AlphaGo wurde bei der britischen Firma DeepMind entwickelt, die Google vor gut zwei Jahren kaufte - laut Medienberichten für 500 Millionen Dollar. Mitgründer Demis Hassabis schrieb bei Twitter, der zweite Sieg sei für ihn selbst schwer zu fassen. "AlphaGo hat in diesem Spiel einige wunderschöne kreative Züge gespielt." In die Software wurden zwar anfangs Millionen Züge der besten menschlichen Spieler einprogrammiert - sie lernt aber selbst dazu. Hassabis spricht oft davon, Computern das Denken beizubringen.
cr/sti (dpa, afp)