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Angkündigter Ölkrieg

16. September 2008

Nigerianische Rebellen haben erneut Öl-Förderanlagen attackiert. Die Rebellen wollen angeblich mehr Beteiligung der Bevölkerung an den Gewinnen. Die Regierung bezeichnet sie als Kriminelle.

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Ein Shell-Arbeiter auf einer Öl-Förderanlage im Nigerdelta (Foto: AP/Archiv)
Ein Shell-Arbeiter auf einer Öl-Förderanlage im Nigerdelta (Archiv)Bild: AP

Die nigerianische Rebellenorganisation "Bewegung für die Befreiung des Nigerdeltas" (MEND) hat erneut eine Öl-Förderanlage von Shell angegriffen. Die Pipeline sei im Nigerdelta in der Nähe der Stadt Bakana zerstört worden, teilte MEND am Dienstag (16.9.2008) per E-Mail mit. Shell gab zunächst keinen Kommentar ab.

Die MEND-Rebellen hatten am Sonntag einen "Ölkrieg" ausgerufen. Seitdem seien 22 Soldaten und mehrere Arbeiter getötet sowie eine Ölförderanlage zerstört worden, behaupteten die Rebellen am Dienstag weiter. Eine unabhängige Bestätigung des Berichts gab es zunächst nicht. Die MEND-Rebellen kämpfen nach eigenen Angaben für eine stärkere Beteiligung der einheimischen Bevölkerung an den Gewinnen aus der Ölförderung. Die Regierung bezeichnet sie als Kriminelle.

Mögliche Geiselfreilassung

MEND teilte weiter mit, sie wollten so bald wie möglich zwei südafrikanische Geiseln freilassen, die sie wiederum von "Piraten" befreit hätten. Die beiden gehören zu einer Gruppe von insgesamt 27 Geiseln, darunter 22 Nigerianer. Das Auswärtige Amt bestritt am Dienstag anderslautende afrikanische Medienberichte, wonach unter den Entführten auch zwei Deutsche seien sollen.

Grund für eine baldige Freilassung sei ein Appell der Ehefrau von Henry Okah, Azuka. Henry Okah ist einer der Führer von MEND und sitzt seit September 2007 im Gefängnis. Azuka Okah erklärte, Südafrika sei für sie und ihre Kinder zu einem neuen Zuhause geworden. Sie würden dort gut behandelt. Ursprünglich hatte die Bewegung erklärt, sie wollten keine der Geiseln freilassen, als Faustpfand für Henry Okah.

Brite entführt

Bisher noch nicht identifizierte Bewaffnete entführten in der Nacht zum Dienstag einen britischen Staatsangehörigen, wie ein Sprecher der nigerianischen Armee mitteilte. Weitere Informationen lagen zunächst nicht vor.

Der so genannte Erdölkrieg wurde von den Rebellen unter dem Decknamen "Orkan Barbarossa" angekündigt. Die ausländischen Erdölunternehmen in der Region wurden aufgefordert, ihre Mitarbeiter in Sicherheit zu bringen und ihre Produktion einzustellen.

Erdölförderung leidet dauerhaft

Mit Erdöl nimmt Nigeria 90 Prozent seiner Devisen ein. Die häufigen MEND-Angriffe auf Öl-Anlagen haben die Fördermenge in Nigeria deutlich sinken lassen. Wurden 2006 noch 2,6 Millionen Barrel Öl pro Tag gefördert, sind es derzeit nur noch zwischen 1,8 und zwei Millionen Barrel täglich (ein Barrel: 159 Liter).

Der Ölpreis ist auf dem Weltmarkt in den vergangenen Tagen stark gesunken. Wegen der US-Bankenkrise erwarten Experten eine deutlich schwächere Konjunktur und deshalb eine sinkende Nachfrage nach Rohöl. Die neuen Konflikte in Nigeria spielten hingegen am Markt derzeit keine Rolle, schrieben Experten der Commerzbank. (kap)

Ein MEND-Mitglied mit Panzerfaust auf einem Motorboot an der Küste des Nigerdeltas (Foto: dpa/2007)
Ein MEND-Mitglied mit Panzerfaust auf einem Motorboot an der Küste des Nigerdeltas (2007)Bild: picture alliance/dpa